Arzt mit Handschuhen bei der Impfung eines kleinen Kindes
Zur Grippeimpfung für Kinder und Jugendliche gibt es unterschiedliche Empfehlungen. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Grippesaison Grippeimpfung für Kinder und Jugendliche: Ärzte sehen Vorteile, Stiko zurückhaltend

03. November 2023, 11:50 Uhr

Kinder- und Jugendärzte aus Mitteldeutschland sprechen sich für Grippeimpfungen von Kindern aus. Anders als die Ständige Impfkommission des Bundes empfiehlt die Impfkommission in Sachsen die Grippeimpfung für Menschen in Gemeinschaftseinrichtungen, also auch für Kita-Kinder. Ärzte in Sachsen-Anhalt empfehlen Grippeimpfungen ab dem sechsten Lebensmonat. Ähnlich sieht es in Thüringen aus.

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Fieber, Kopf- oder Halsschmerzen – wenn die Kinder sich in der Kita anstecken, heißt das für viele Eltern: Auf Arbeit anrufen und ebenfalls zu Hause bleiben. Trotzdem empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Grippeimpfung nicht für alle Kinder, sondern nur für die mit Vorerkrankungen. Dazu zählen zum Beispiel chronische Krankheiten wie Asthma oder angeborene Störungen des Immunsystems.

Das Robert Koch-Institut (RKI) verweist dazu auf Nachfrage von MDR AKTUELL auf die aktuelle Impfempfehlung. Schriftlich heißt es: "Eine Influenza-Erkrankung bei gesunden Kindern oder bei Erwachsenen unter 60 Jahren verläuft in der Regel ohne schwerwiegende Komplikationen. Ältere Personen, Schwangere und chronisch Kranke haben ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere Verläufe einer Influenza-Erkrankung. Für sie kann eine Infektion potenziell tödlich enden. Daher profitieren sie besonders vom Schutz einer Impfung."

Schutz vor schweren Verläufen

Allerdings gibt es in den Bundesländern unterschiedliche Empfehlungen. In Sachsen zum Beispiel empfiehlt die dortige Impfkommission (Siko) die Grippeimpfung auch für Menschen in Gemeinschaftseinrichtungen. Darunter falle ja im Grunde jedes Kind, sagt Melanie Ahaus. Sie ist Kinderärztin in Leipzig und Sprecherin des Landesverbandes Sachsen vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Auch Ahaus hält die Impfung für alle Kinder für sinnvoll: "Man weiß sogar inzwischen, dass Impfungen das Immunsystem der Kinder verbessern."

Jede Krankheit, die man bei Kindern, die im Winter sowieso viele Infekte durchmachen, verhindern kann, ist eigentlich eine gute Sache.

Melanie Ahaus Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Sachsen

Nachteile gebe es keine, dafür viele Vorteile, erklärt Ahaus. Kinder würden vor einer zum Teil schwer verlaufenden Krankheit geschützt. "Letztes Jahr hatten wir eine sehr heftige Scharlachwelle und die Kinder, die Scharlach und Grippe gleichzeitig hatten, waren zum Teil wirklich schwerstkrank, mussten in Krankenhäuser. Also ich denke immer, jede Krankheit, die man bei Kindern, die im Winter sowieso viele Infekte durchmachen, verhindern kann, ist eigentlich eine gute Sache."

Ansteckungen vermeiden

In Sachsen-Anhalt gilt die Empfehlung, dass sich alle Menschen ab dem sechsten Lebensmonat gegen die Grippe impfen lassen sollen. Gunther Gosch ist Kinderarzt in einer großen Praxis in Magdeburg. Dort habe er den Eindruck, dass sehr viele Eltern das Angebot nutzen würden. "Die Grippeschutzimpfung für Kinder ist deshalb wichtig, weil Kinder anders, als zum Beispiel das bei Corona ist, die Viren sehr sehr viel stärker verbreiten und andere Menschen, vor allem auch Erwachsene, anstecken."

Burkhard Rodeck von der Deutschen Gesellschaft für Kinder-und Jugendmedizin merkt an, dass Eltern auch individuell abwägen können. "Ich erinnere nur an die klassische Problematik. Beide Eltern sind berufstätig, die Kita ruft an und sagt, das Kind hat Schnupfen, Husten. Und dann muss dieses Kind natürlich zu Hause versorgt werden, weil das Kind nicht mehr in die Kita gehen kann. In einer solchen Situation ist es natürlich sehr sinnvoll, dass man schon vor dem Beginn einer Grippesaison eine Grippeschutzimpfung durchführt."

Wenn Kinder Angst vor einer Spritze haben, können sie zwischen zwei und acht Jahren die Grippeimpfung über ein Nasenspray bekommen. Allerdings übernimmt nicht jede Krankenkasse die Kosten.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL - Das Nachrichtenradio | 03. November 2023 | 06:50 Uhr

10 Kommentare

Brigitte Schmidt vor 25 Wochen

"Man weiß sogar inzwischen, dass Impfungen das Immunsystem der Kinder verbessern."

Also ich denke, daß es weitaus bessere und gesündere Maßnahmen gibt, das Immunsystem von Kindern zu verbessern.
Spannenderweise läßt sich mit diesen Maßnahmen nur weniger Geld verdienen.

Ist meine Meinung noch öffentlich-rechtlich veröffentlichbar?

Steffen B. vor 25 Wochen

Wenn ich den Artikel und die Kommentare lese, frage ich mich, woher die Gewissheit kommt, dass es keine Nachteile gibt, die Impfung wirksam ist und damit zu empfehlen. Kann man diese Behauptungen irgendwo nachlesen?
Weiterhin fehlt mir im Artikel die Positionen von der Impfung ggü. kritisch eingestellten Ärzten. Danke

Reuter4774 vor 25 Wochen

Wer schon mal eine heftige Grippe durchgemacht hat, kann über die Stiko nur den Koof schütteln. Das passiert sehr oft auch Leuten weit unter 60 und das mute ich meinem Kind bestimmt nicht zu. Nutzt die Grippeschutzimpfung!

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