Eine Stechmücke sitzt kopfüber an einer rauen Kellerdecke
Weil Mücken im Winter in Innenräumen bessere Bedingungen vorfinden, überwintern sie zum Beispiel in Kellern. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Insektenforschung Überwinternde Mücken: Übertragen sie Krankheiten?

22. November 2023, 06:58 Uhr

In Deutschland beginnt die Hochsaison der Mücken ungefähr im Juni und dauert bis in den September hinein. Trotzdem ist das hohe Summen der Stechmücken auch in der kalten Jahreszeit hier und da noch zu hören, meist in Innenräumen. Denn dort finden die Insekten häufig ideale Bedingungen für die Überwinterung vor.

Vor allem Bewohner von Häusern mit Garten oder Mieter im Erdgeschoss können sich auch jetzt noch Mückenstiche holen. Das liegt an möglichen Brutplätzen in der Nähe – Wassertonnen und ähnliches – von denen aus die Insekten sich jetzt langsam in Richtung Winterquartier aufmachen, erklärt Renke Lühken. Er ist Moskitoforscher am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.

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"Klassischerweise gehen sie zwar eher in Keller zum Beispiel, weil sie dort bessere Überwinterungsbedingungen vorfinden. Aber sie kommen jetzt auch oft in die Wohnungen." Es handelt sich dabei um die gemeine Hausmücke, genauer gesagt: Weibliche Culex-Stechmücken.

Auch Viren überwintern

Nicht nur die Mücken überstehen so die kalte Jahreszeit. Auch durch Stechmücken übertragene Viren überwintern so in Deutschland, sagt Lühken. "Wir haben ja jetzt zwischen Herbst und Frühling eine stechmückenfreie Zeit, in der man draußen auf jeden Fall nicht mehr gestochen wird. Und die Viren müssen aber irgendwie überwintern."

In den überwinternden Mückenweibchen überlebt so beispielsweise das West-Nil-Virus und das Usutu-Virus die kalte Jahreszeit. Die Anzahl der infizierten Weibchen ist laut dem Ökologen aber gering – und damit auch das Risiko, sich jetzt mit diesen Krankheiten anzustecken.

Asiatische Tigermücke überwintert anders

Auch von exotischen Stechmücken wie der Asiatischen Tigermücke gehe im Moment keine Gefahr aus. Die könnte zwar unter anderem das Chikungunya-Virus in Deutschland etablieren, aber sie sucht zumindest kein Asyl in unseren Häusern.

Denn diese Mückenart hat einen anderen Lebenszyklus, erklärt Renke Lühken: "Die Überwintern im Ei-Stadium. Deswegen gibt es keine Weibchen, die irgendwie in die Keller reinkommen, sondern es werden zum Spätsommer Eier abgelegt, die in der Lage sind, niedrige Temperaturen zu überstehen, teilweise auch Frost." So entstehe dann im Frühjahr die neue Population.

Mückenjagd im Winter?

Macht es also Sinn, die Mücken im Keller jagen, um ihre Ausbreitung – und die der Viren, die sie womöglich in sich tragen – im nächsten Jahr zu bremsen? Eine Frage, die auch in der Wissenschaft diskutiert wird, sagt Lühken. Es sei aber relativ unklar, wie stark der Effekt auf die Populationsentwicklung tatsächlich ist.

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Schließlich gebe es für Mücken auch andere geeignete Orte, um zu überwintern. Etwa natürliche Überwinterungsplätze wie die Höhlen von Kaninchen, Füchsen oder Dachsen. "Deshalb hat es wahrscheinlich keinen extrem großen Einfluss auf das Risiko fürs nächste Jahr."

Außerdem sei es auch möglich, dass sich die Spinnen im Keller um das Problem kümmern, sagt Lühken. Und auch in der Wohnung sollte es sich bald erledigt haben. Zwar sind die Mücken dort jetzt teils noch sehr aktiv, denn die Luft ist warm – aber sie ist auch trocken, was die kleinen Insekten nicht lange überleben.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 22. November 2023 | 06:24 Uhr

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