Nachruf Heinz Florian Oertel: Eine Sportreporter-Legende der DDR

19. April 2023, 21:53 Uhr

In der DDR wurde Heinz Florian Oertel 17 Mal zum "Fernsehliebling des Jahres" gewählt. Bekannt durch seine lockere Art Sportereignisse zu kommentieren, wurde er zur Sportreporter-Legende. Mindestens ein Ausspruch wird den Sport-Liebhabern wohl für immer in Erinnerung bleiben.

Heinz Florian Oertel entdeckte früh seine Leidenschaft für den Sport. Am 11. Dezember 1927 In Cottbus geboren, begann er als Jugendlicher Fußball zu spielen und in der Leichtathletik aktiv zu sein. Später sollte er der wohl bekannteste Sportreporter der DDR werden. Dabei begann seine Karriere am Stadttheater in Cottbus, wo er als Schauspieler arbeitete.

Nach seinem Kriegsdienst bei der Marine war Oertel nach Cottbus zurückgekehrt. Auch seine journalistische Karriere startete hier – mit seiner ersten Rundfunkreportage 1949. Den journalistischen Durchbruch aber erlangte Oertel beim Berliner Rundfunk. 1951 nahm er dort seine Arbeit auf. Ab 1955 war er für das DDR-Fernsehen tätig – im Bereich Sport und Unterhaltung.

Fernsehliebling der DDR-Bürger

Von den Olympischen Spielen berichtete Oertel das erste Mal 1952 aus Helsinki. Es sollten rund 50 Berufsjahre folgen – mit 16 weiteren Olympischen Spielen, Berichten von acht Fußball-Weltmeisterschaften sowie zahlreichen Europa- und Weltmeisterschaften im Eiskunstlauf, der Friedensfahrt oder der Leichtathletik.

Dass er zum Fernsehliebling zahlreicher DDR-Bürger wurde, verdankte er auch seiner Art, die sportlichen Ereignisse zu kommentieren. Bekannt war Oertel vor allem durch einen lockeren und bildhaften Plauderton sowie seiner Sachkenntnis. Seine wohl bekanntesten Sätze als Sportkommentator fielen, als Waldemar Cierpinski zum zweiten Mal Olympiagold im Marathon gewann und er Eltern zu einer besonderen Namenswahl aufrief.

Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut! Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar! Waldemar ist da!

Heinz Florian Oertel

Doch nicht nur im Sport war Oertel als Reporter bekannt. Er erfand und moderierte auch Unterhaltungsformate, etwa "Schlager aus Berlin" und "Schlager einer kleinen Stadt" oder den "Kessel Buntes". Darüber hinaus promovierte er 1981 an der Karl-Marx-Universität Leipzig und unterrichte an der Sektion Journalistik der Universität.

Gerüchte um Stasi-Tätigkeit

In den 2000er Jahren kamen Gerüchte um eine Tätigkeit Oertels bei der Staatssicherheit in der DDR auf. Er selbst betonte, nie Spitzel gewesen zu sein. Auch die Birthler-Behörde habe ihm geschrieben, dass aus der Aktenlage keine Zusammenarbeit mit der Stasi ersichtlich sei. Dennoch sagte das frühere Mitglied der SED, er sei bis zuletzt überzeugter DDR-Bürger gewesen. Er habe sich gegrämt bei jedem Sportler, der die DDR verlassen habe.

Auch nach der Wende arbeitete Oertel noch journalistisch. So war er beim Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg und beim Norddeutschen Rundfunk tätig. Er veröffentlichte mehrere Bücher. Stets blieb er dabei eine der bekanntesten Stimmen im Sportgeschäft.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 19. April 2023 | 19:30 Uhr

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