Mehr Lohn gefordert Deutsche Bahn will Konfliktvermittler bei Tarifverhandlungen mit GDL

27. Oktober 2023, 20:49 Uhr

Im November verhandelt die Deutsche Bahn mit der Lokführergewerkschaft GDL. Dafür hat das Unternehmen nun schon vorab eine externe Moderation vorgeschlagen. Die GDL fordert unter anderem eine Lohnerhöhung und eine Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit. Die Bahn möchte schnell mit den Verhandlungen beginnen und nach der Weihnachtszeit erste Ergebnisse präsentieren.

Die Deutsche Bahn hat zwei Wochen vor dem Beginn der Tarifgespräche mit der Lokführergewerkschaft GDL eine externe Moderation der Verhandlungen vorgeschlagen. Das Unternehmen wolle "von Anfang an mit Konfliktberatung im Stile einer Art Schlichtung moderiert ins Gespräch gehen", sagte Personalvorstand Martin Seiler am Freitag. Die Forderungen der GDL für die anstehenden Tarifverhandlungen nannte Seiler "unerfüllbar".

GDL fordert mehr Lohn und weniger Arbeitszeit

Der Tarifvertrag zwischen Deutscher Bahn und GDL endet am 31. Oktober. Die erste Verhandlungsrunde ist für den 9. November angesetzt. Die Gewerkschaft hat ihre Forderungen bereits vorgestellt. Sie fordert bei einer Tariflaufzeit von einem Jahr eine allgemeine Entgelterhöhung von mindestens 555 Euro sowie eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent.

Außerdem will die Gewerkschaft für Beschäftigte im Schichtdienst eine Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit von derzeit 38 auf 35 Stunden ohne Lohnkürzungen. Nicht zuletzt verlangt die GDL steuerfreie Inflationszahlungen von 3.000 Euro.

Bahn: Ergebnisse bis nach der Weihnachtszeit

Seiler sagte, die Forderungen der GDL würden eine Erhöhung der Personalkosten um 50 Prozent bedeuten. Zudem müssten wegen der Arbeitszeitverkürzung tausende neue Leute eingestellt werden, was angesichts des Fach- und Arbeitskräftemangels "nicht realisierbar" sei. Die Lokführergewerkschaft drohte bereits damit, dass "sehr schnell, sehr breit" mit Streik zu rechnen sei, etwa in der Weihnachtszeit.

Seiler schlug der GDL nach eigener Aussage vor, "unverzüglich" in einem "geschützten Raum" unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Verhandlungen einzutreten. Solange diese Verhandlungen liefen, solle auch die Friedenspflicht gelten, also Streiks ausgeschlossen sein. Ziel sei es, "bis nach der Weihnachtszeit" zu Ergebnissen zu kommen.

Als eine Art "Vorschuss" biete die Bahn den GDL-Mitgliedern im Dezember eine Einmalzahlung von 1.500 Euro aus der Inflationsausgleichsprämie. Seiler sagte, die Bahn habe der Gewerkschaft bis zum 3. November Zeit gegeben, zu dem Vorschlag Rückmeldung zu geben.

Weselsky lehnt Angebot ab

GDL-Chef Claus Weselsky lehnt die Vorschläge der Bahn deutlich ab. Er sagte MDR AKTUELL: "Wir wollten schon vor Monaten verhandeln und Herr Seiler hat das abgelehnt. Jetzt kommt er mit einem Angebot, das die Botschaft beinhaltet: der Fachkräftemangel ist im Bahntower angekommen. Wir haben unendliche viele Führungskräfte aber keine Fachkräfte. Ein Mann der 1,5 Millionen verdient, drückt sich vor Verhandlungen und will das auf Dritte übertragen? Nicht mit uns."

Die Bahn habe laut Weselsky kein Angebot gemacht. Sie habe lediglich Forderungen abgelehnt und wolle Verhandlungen "hinter verschlossenen Türen stattfinden lassen."

Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) beantwortet zu Tarifforderungen für die Verhandlungsrunden 2023 Fragen von Journalisten.
Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Bildrechte: picture alliance/dpa | Wolfgang Kumm

"Wir werden unsere Mitglieder weder im Unklaren lassen, was in den Verhandlungen angeboten wird und was erreicht werden kann, noch werden wir uns auf ein Szenario einlassen, das monatelang den Tarifkonflikt oben hält und immer wieder die neue Frage erzeugt: Gibt es Arbeitskämpfe oder nicht?", kritisiert Weselsky. "Es geht schneller und zwar viel schneller. Es braucht nur ein gutes Angebot und schon sind wir im Verhandlungsmodus."

Tarifabschluss mit der EVG Ende August

Die GDL verhandelt für etwa 10.000 der insgesamt rund 220.000 Beschäftigten der Deutschen Bahn AG und zwar im Wesentlichen für das Zugpersonal und die Beschäftigten der Fahrzeuginstandhaltung. 

Ende August hatte sich die Bahn mit der deutlich mitgliederstärkeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auf einen in einer Schlichtung ausgehandelten Tarifabschluss geeinigt. Der Tarifvertrag soll bis Ende März 2025 laufen.

AFP (akq)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. Oktober 2023 | 13:15 Uhr

2 Kommentare

theobaldbolger vor 29 Wochen

Es braucht keinen Streik, das Jahresarbeitszeitkonto vieler Mitarbeiter wird sicherlich nicht mehr bis zum Jahreswechsel reichen. Und so wie es aussieht führt die ständige Unterbesetzung auch zu einem erhöhten Krankenstand, weil die Belastungsgrenze des Personals längst überschritten ist.

steka vor 29 Wochen

tja die Zeiten sind endgültig vorbei, wo "Führugskräfte" aus den Verwaltungen geholt werden konnten um Sonderschichten als Lokführer, Stellwerker, Zugfertigsteller oder Rangierer zu übernehmen. Wisse die "Führungskräfte" heute überhaupt, wer alles für einen Eisenbahnbetrieb gebraucht wird ?

Mehr aus Deutschland