Drohne mit Drohnenpilot im Hintergrund
Bildrechte: picture alliance/dpa

MDRfragt Viel Sympathie für Medikamenten-Lieferungen per Drohne

27. Juli 2023, 09:57 Uhr

Wichtige Medikamente, die schnell bei Patientinnen und Patienten ankommen sollen, könnten aus Sicht vieler Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen künftig auch per Drohne gebracht werden. Eine große Mehrheit der fast 23.000 Befragten beim Meinungsbarometer MDRfragt findet diesen Einsatz der unbemannten Fluggeräte sinnvoll. Andere Anwendungsmöglichkeiten werden hingegen viel kritischer gesehen, wie die nicht-repräsentativen, aber gewichteten Ergebnisse zeigen.

In Sachsen-Anhalt wird intensiv daran geforscht, wie Drohnen als Transportmittel eingesetzt werden könnten. Ein Projekt in Dessau-Roßlau will erproben, inwiefern eilige Medikamentenlieferungen mit dem surrenden Fluggerät direkt zu den Empfängerinnen und Empfängern geliefert werden können. Vor diesem Hintergrund wollte MDRfragt wissen, wie die Menschen in Mitteldeutschland zur Drohne als Paketlieferanten stehen. Dabei zeigt sich: Nicht alle Einsatzmöglichkeiten werden für gleichermaßen sinnvoll erachtet.

Eilige Medikamente könnte die Drohne bringen

Aus Sicht der MDRfragt-Mitglieder könnte die Lieferung aus der Luft per Drohne für eilige Medikamentenlieferungen künftig durchaus eine Option sein. Drei von vier Befragten finden diese Einsatzmöglichkeit sinnvoll.

Grafik zum Thema: Expresslieferung Medikamente durch Drohnen
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

"Für ganz eilige Lieferungen wäre das sicher okay", schreibt etwa Kai (42) aus dem Ilm-Kreis. Für alltägliche Paketlieferungen sind Drohnen aus seiner Sicht hingegen kein Ersatz. "Was wäre das für ein Geschwirr in der Luft?" Und Nicole (46) aus Mittelsachsen meint: "Drohneneinsätze sind für mich nur sinnvoll bei Rettungseinsätzen, was auch eine schnelle Medikamentenverteilung mit einschließt." Eine reine Frage des Komforts sollten die unmannten kleinen Flieger aus ihrer Sicht jedoch nicht sein: "Die Bequemlichkeit der Menschen durch Anlieferung von Drohnen zu unterstützen, empfinde ich als unnötig." Vielmehr sollten Einsatzgebiete bei Polizei und Rettungskräften, etwa die Suche nach Vermissten oder Fahndung nach Verdächtigen oder Überblicksaufnahmen bei Unfällen, in den Blick genommen werden. Damit fasst Nicoles Kommentar eine Meinung zusammen, die viele MDRfragt-Teilnehmer angegeben haben.

Vermisstensuche ja — Paketlieferung nein

Fast alle Befragten (97 Prozent) halten es für sinnvoll, wenn Drohnen Rettungskräften als kleine fliegende Helfer zur Verfügung stehen. Film- und Fotoaufnahmen aus der Luft halten zwei von drei Befragten für einen sinnvollen Anwendungsfall. Dass Drohnen die Lieferung von Paketen und bestellten Waren direkt nach Hause übernehmen, hält nur noch knapp ein Drittel für eine gute Idee. Und wenn es um den Transport von Menschen geht, also die immer mal wieder diskutierten Flugtaxis, ist nur noch jeder Fünfte eher angetan.

Diagramm: Einsatz von Drohnen
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Problem nur von der Straße in die Luft verlagert?

Skeptisch sehen viele MDRfragt-Mitglieder vor allem die Tatsache, dass bei einem verstärkten Einsatz von Drohnen für verschiedene Zwecke sehr viele Geräte unterwegs sein müssten. "Drohnen würden das Problem des Mehrverkehrs durch Lieferfahrzeuge nicht lösen, sondern nur verlagern", findet Jasmin (24) aus Dresden. "Bevor wir Utopien von Drohnen zum Transport von Menschen entwickeln, sollten wir in unseren bestehenden Nahverkehr investieren, damit er seine Funktion erfüllen kann und Drohnen überhaupt nicht benötigt werden." Auch Maik (42) aus dem Vogtlandkreis sieht einen massenhaften Drohnen-Einsatz skeptisch: "Wer das Geräusch von Drohnen kennt, weiß, wie sich der Lärmpegel in den Städten entwickeln wird, wenn die zu Tausenden umeinander schwirren." Das könnte auch negative Folgen für die Umwelt haben, befürchtet etwa Heiko (45) aus Greiz: "Paketdrohnen? Gruselig! Und die armen Vögel und Insekten..." Und Max Martin (35) aus Chemnitz meint: "Das ist energetisch doch totaler Blödsinn, für jedes Paket eine separate Lieferrunde zu starten."

Drohnen als Datenschutzproblem

Viele MDRfragt-Mitglieder sehen auch Datenschutzprobleme, wenn Drohnen durch die Luft schwirren. "Drohnen haben Kameras", schreibt Iris (27) aus dem thüringischen Ilm-Kreis. Sie lehnt sämtliche Einsatzmöglichkeiten von Drohnen ab. "Damit sind für mich sofort meine Daten in Gefahr! Wie soll eine Drohne zwischen zu suchenden Personen und normalen Spaziergängern unterscheiden? Mit Gesichtserkennung?" Und auch Alexander (19) aus Dessau-Roßlau formuliert ein viel genanntes Argument: "Ungewollte Aufnahmen von Menschen und somit Verletzung des Rechtes am eigenen Bild, da diese nicht vorher informiert wurden, gefilmt zu werden. Eine Drohne kann meistens ohne eine Kamera nicht fliegen, da GPS dafür zu ungenau ist." Die Navigation sehen andere Befragte aus anderen Gründen als Problem an – vor allem beim Einsatz als Paketkurier.

Große Sorge, dass Pakete ankommen

"Wer garantiert, dass die Drohne auch bei mir ankommt?", fragt sich Jana (50) aus Dresden. Und Marcus (41) aus dem Vogtlandkreis findet, Drohnen müssten ihre Alltagstauglichkeit in Sachen Lieferung erst einmal beweisen: "Man muss erst ausprobieren, ob das auch zuverlässig funktioniert. Wenn meine Bestellung dabei flöten geht oder von jemandem abgefangen wird, kann ich das nicht gebrauchen." Auch Antje (44) aus Mansfeld-Südharz zweifelt an der Abwurfgenauigkeit der Drohne: "Ich möchte meine Bestellung nicht vom Vordach oder aus dem Gartenteich holen."

Mehrheit gegen Paket-Lieferungen per Drohne

Und Marga (43) aus Mittelsachsen findet, dass der Online-Handel gerade bei sperrigen Waren ein Segen ist: "Meine Matratze schleppe ich nicht mit dem Bus, meinen Salatkopf schon." Gleichzeitig kann sie sich nicht vorstellen, dass gerade diese Waren statt mit dem Paketdienst künftig mit der Drohne geliefert werden: "Dann kommt meine Matratze mit der Drohne? Außerdem werden im Nu gewitzte Hacker die Drohne umleiten." Marga findet es nicht erstrebenswert, dass Drohnen künftig die Pakete bringen sollen – und steht damit für die deutliche Mehrheit der MDRfragt-Gemeinschaft. Knapp zwei Drittel halten es nicht für begrüßenswert, wenn bestellte Waren per unbemanntem Flieger kommen.

Diagramm: Einführung von Paketdrohnen
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mancher träumt von Lieferung direkt auf den Balkon...

Doch jeder Dritte hält das eher für eine gute Idee und es gibt in Mitteldeutschland auch einige euphorische Drohnen-Liefer-Fans. So glaubt mancher Stadtbewohner, die Lieferdrohne könnte mit größerer Sicherheit dafür sorgen, dass das Paket auch beim Emfänger ankommt: Als "cool" beschreibt Maria (26) aus Dresden diese Vorstellung: "Die Drohne könnte das Paket direkt auf meinem Balkon abstellen, ohne dass ich mir Gedanken machen muss, ob das Paket nach der Arbeit wirklich vor meiner Tür steht." Auch Lars (40) aus Leipzig träumt vom Paket-Ablageort Balkon und findet, es braucht eine stetige Anpassung und neue Konzepte: "Ich finde es schade, dass in Deutschland so sehr an alten Systemen festgehalten wird, die oft nicht mehr zeitgemäß sind." Und auch auf dem Land gibt es Befürworter: Anneliese (76) aus Ostthüringen schreibt: "Geht hier auf dem Dorf, Platz ist genug."

...oder Paket-Stationen mit Drohnen-Funktion

Und manche MDRfragt-Mitglieder haben auch schon Ideen, wie sichere Paketlieferung mit Drohne in Zukunft aussehen könnte: "Auf dem Grundstück Boxen aufstellen, die per Drohne geöffnet werden und bei Mehrfamilienhäusern mit aufs Handy gesendeten Code zu öffnen sind", schlägt etwa Ralf-Peter (64) aus Dresden vor. Aus seiner Sicht können Drohnen helfen, Verkehrsstaus auf der Straße zu verringern und auch Straßenschäden durch schwer beladene LKW zu minimieren. Er selbst könnte sich gut vorstellen, sich seine Pakete per Drohne liefern zu lassen: "Lieber heute als morgen", schreibt er. Auch Andreas (38) aus dem Landkreis Bautzen würde Drohnen-Lieferdienste nutzen und sieht mehrere Vorteile: "Es ist eine Möglichkeit, dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, die Straßen zu entlasten und selbst abgelegene Grundstücke in den Bergen können einfacher bedient werden." Der 38-Jährige sieht aber auch Risiken: "Schwierig stelle ich mir die Sicherheit vor, wenn eine Drohne mit einem Wildtier kollidiert und ein schweres Paket mit Drohne über der Innenstadt abstürzt."

Jeder Dritte würde Paket-Lieferungen per Drohne nutzen

Die Mehrheit der Befragten kann sich derzeit nicht vorstellen, sich Pakete von den surrenden Flug-Drohnen liefern zu lassen. Jeder Dritte würde einen solchen Service hingegen nutzen.

Diagramm: Paketlieferung per Drohne
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Trend zum Internet-Shopping wird eher unkritisch gesehen

Dabei geht bei vielen Menschen der Trend zum Online-Shopping – der Versandhandel ist gefragt und damit auch die Arbeit von Paket-Diensten. Bei MDRfragt sehen das die meisten unkritisch: Für zwei von drei Befragten ist der Trend zum Online-Shopping eher unproblematisch. Ein Drittel hat eher wenig Verständnis dafür, dass immer mehr online eingekauft wird. Häufig genannte Argumente: Vielerorts sind bestimmte Waren nicht auf kurzem Wege zu bekommen, weil entsprechende Geschäfte fehlen und es ist preisgünstiger, im Internet als vor Ort einzukaufen.

Diagramm: Zunahme von Online-Bestellungen
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Online-Shopping finden viele praktischer

Viele Befragte schätzen das Online-Shopping auch selbst, vor allem für die Flexibilität: Drei Viertel finden es gut, dass der Kauf im Netz jederzeit möglich ist. Auch mit der Lieferung direkt nach Haus, dem Preisvergleich und der Auswahl kann der Online-Handel bei vielen MDRfragt-Mitgliedern punkten.

Diagramm: Online-Einkauf
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Im Gegenzug schätzen die Befragten beim Einkaufen im Geschäft vor Ort vor allem, dass sie Waren vor dem Kauf anfassen beziehungsweise ausprobieren (85 Prozent) – und die gewählten Produkte sofort mitnehmen können (76 Prozent). Die Auswahl schätzt hingegen nur jeder Fünfte (21 Prozent).

Über diese Befragung Die Befragung vom 21.07. – 24.07.2023 stand unter der Überschrift:

Online-Versand: straßenverstopfendes Ärgernis oder bequemer Segen?

Insgesamt sind bei MDRfragt 65.668 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 24.07.2023, 17.30 Uhr).

22.532 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:

16 bis 29 Jahre: 214 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 2.638 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 9.285 Teilnehmende
65+: 10.395 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:

Sachsen: 11.390 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 5.570 (25 Prozent)
Thüringen: 5.572 (25 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:

Weiblich: 10.055 (45 Prozent)
Männlich: 12.417 (55 Prozent)
Divers: 60 (0,3 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in
Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten
MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

Über MDRfragt

MDRfragt ist eine Plattform für Online-Befragungen, mit der die Menschen in Mitteldeutschland regelmäßig ihre Meinung zu aktuellen Themen äußern können. Ob Tempolimit, Braunkohle-Aus oder Breitbandausbau – Ihre Meinung zu gesellschaftlich relevanten Themen findet hier einen besonderen Platz. Teilnehmen kann jeder, der seinen Wohnsitz in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen hat und mindestens 16 Jahre alt ist.

Logo: MDR fragt mit Video
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 19. Juli 2023 | 21:45 Uhr