Eine Frau sitzt mit hochgelegten Beinen auf ihrem Buerostuhl und telefoniert
An weniger Tagen arbeiten fürs gleiche Geld, das verspricht die Vier-Tage-Woche. Bildrechte: picture alliance/dpa

MDRfragt Mehrheit für Einführung der Vier-Tage-Woche

20. März 2023, 05:00 Uhr

Immer mehr Unternehmen erproben die Vier-Tage-Woche, bei der Arbeitnehmende nur noch vier statt fünf Tage pro Woche arbeiten müssen und das fürs gleiche Geld. Bei den MDRfragt-Teilnehmenden kommt das Modell gut an. Das hat die aktuelle, nicht repräsentative, aber gewichtete Befragung gezeigt. Knapp 30.000 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben dabei ihre Meinung geäußert.

Die Mehrheit der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer – 59 Prozent – würde die Einführung der Vier-Tage-Woche begrüßen. Jeder Dritte spricht sich dagegen aus.

Einführung Vier-Tage-Woche
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Warum sie die Vier-Tage-Woche befürworten, haben uns die MDRfragt-Mitglieder in den Kommentaren geschrieben:

Man kann dann schon viele Dinge erledigen, um nicht am Wochenende in Hektik zu verfallen. Das dient dem Erholungsprozess sehr.

André, 53 Jahre, Vogtlandkreis

Weil man dann Zeit hat für die Familie oder Arzttermine.

Karin, 41 Jahre, Altenburger Land

Ich habe in der Gastronomie schon vier Tage pro Woche gearbeitet. Vier Tage à zehn Stunden. Fand ich sehr gut, wenn ich eh auf Arbeit bin, machen die zwei Stunden mehr keinen Unterschied, aber der eine Tag mehr frei ist spürbar.

Markus, 38 Jahre, Erfurt

Es gibt aber auch Befragungsteilnehmende, die Kritik am neuen Arbeitsmodell üben:

Wir schaffen es jetzt schon nicht die anstehenden Arbeiten in fünf oder sechs Tagen zu erledigen, siehe Fachkräftemangel, wie soll das in vier Tagen gehen?

Christian, 38 Jahre, Saale-Orla-Kreis

Es gibt viele Berufe, wo dieses Modell nicht funktioniert.

Sylvia, 60 Jahre, Burgendlandkreis

Wie soll die Kinderbetreuung funktionieren, wenn die Eltern dann zehn Stunden arbeiten und die aktuellen Betreuungszeiten der Kindereinrichtung nur zwischen sechs und acht Stunden liegen?

Rolf, 72 Jahre, Erzgebirgskreis

Vor allem Jüngere begrüßen Vier-Tage-Woche

Es zeichnen sich deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen ab: Je jünger die Befragten, desto größer die Zustimmung zur Vier-Tage-Woche. Die über 65-Jährigen, die selbst kaum noch von ihrer Einführung profitieren würden, lehnen das Modell sogar mehrheitlich ab.

Zustimmung Vier-Tage-Woche nach Alter
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Und auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede – wenn auch nicht so gravierende wie zwischen den Altersgruppen: Tendenziell haben Frauen (62 Prozent) etwas mehr Sympathie für die Vier-Tage-Woche als Männer (56 Prozent).

Nur jeder Fünfte für Lohnverzicht bereit

Wir wollten zudem wissen, ob die Befragungsteilnehmenden auch bereit dazu wären, zugunsten einer Vier-Tage-Woche auf einen Teil ihres Lohns zu verzichten. Für zwei Drittel kommt das allerdings nicht in Frage. Für rund ein Fünftel wäre es eine Option.

Bereitschaft Lohnverzicht für Vier-Tage-Woche
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Über diese Befragung Die Befragung vom 10.03. - 13.03.2023 stand unter der Überschrift:

Der Osten tickt anders – Klischee oder Realität? Darin haben wir auch Fragen zur Vier-Tage-Woche gestellt.

Insgesamt sind bei MDRfragt 65.268 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 14.03.2023, 19 Uhr).

29.856 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 303 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.832 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 12.099 Teilnehmende
65+: 13.622 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 15.368 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 7.249 (24 Prozent)
Thüringen: 7.239 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 13.140 (44 Prozent)
Männlich: 16.640 (56 Prozent)
Divers: 76 (0,3 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Fakt ist! | 20. März 2023 | 22:10 Uhr