Tschechien Großdemonstration gegen Tschechiens Regierungschef Babiš

23. Juni 2019, 18:40 Uhr

Die tschechische Hauptstadt Prag hat die größte Demonstration seit 30 Jahren erlebt. Mindestens 250.000 Menschen forderten den Rücktritt von Regierungschef Babiš. Er soll zu Unrecht von EU-Subventionen profitiert haben.

In Tschechien wächst der Druck auf Ministerpräsident Andrej Babiš von der populistischen Partei ANO. Rund 250.000 bis 300.000 Menschen sollen sich am Sonntag an Protesten gegen die Regierung beteiligt haben, berichten die Veranstalter vom Netzwerk "Eine Million Augenblicke für Demokratie".

Rücktritt und Ermittlungen gefordert

Auf dem historisch wichtigen Letna-Platz forderten die Demonstranten den sofortigen Rücktritt von Babiš und unabhängige Ermittlungen gegen ihn. Die Teilnehmer hielten Schilder mit der Aufschrift "Demission" hoch. In Sprechchören riefen sie: "Wir sind da!" und "Schande, Schande". Viele trugen Buttons mit dem Symbol der Proteste, einer ablaufenden Sanduhr. Manche schwenkten Europa-Fahnen.

Beobachtern zufolge war es die größte Massenkundgebung in Prag seit der Samtenen Revolution vom November 1989. Auf dem Letna-Platz hatten damals zwischen einer und eineinhalb Millionen Tschechen gegen die damalige Regierung protestiert.

EU-Subventionen als Anlass

Immer wieder haben in den vergangenen Wochen Zehntausende Tschechen gegen Babiš demonstriert. Anlass für die Proteste sind Berichte, wonach der Großunternehmer und Multimilliardär als Politiker unrechtmäßig von EU-Subventionen profitiert haben soll.

Im Mittelpunkt steht sein Agrofert-Konzern. Offiziell hatte Babiš seinen Konzern zu Beginn seiner Amtszeit an zwei Treuhandfonds übergeben. Der Politiker soll den Konzern aber nach wie vor kontrollieren.

Ein interner Rechnungsprüfungsbericht der EU-Kommission belastet Babiš. Bis zu 17,4 Millionen Euro an Fördermitteln kann die EU demnach für mit ihm verbundene Firmen zurückfordern. 

Der 64 Jahre alte Babiš weist alle Anschuldigungen zurück. Am Mittwoch muss sich seine Regierung im Parlament einer Misstrauensabstimmung stellen. Ein Erfolg der Opposition gilt aufgrund der Stimmverhältnisse als unwahrscheinlich.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 23. Juni 2019 | 16:20 Uhr

Mehr aus Osteuropa

Junge Menschen schwenken EU-Fahne und georgische Flaggen 1 min
Massenproteste um umstrittenes Gesetzesvorhaben in Georgien gehen weiter Bildrechte: AP
1 min 03.05.2024 | 16:46 Uhr

In Georgiens Hauptstadt Tiflis haben erneut Tausende gegen ein geplantes Gesetz protestiert. Die Demonstranten befürchten die Verfolgung politisch Andersdenkender und eine Gefährdung des EU-Beitritts.

Fr 03.05.2024 16:30Uhr 00:45 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/video-georgien-massenprotest-tiflis-gesetz-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Eine Aufnahme aus dem Jahr 2004: Eine Frau schiebt einen Kinderwagen. Im Hintergrund Plattenbauten. 1 min
Am 1. Mai ist unter anderem die Slowakei in die EU eingetreten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 01.05.2024 | 13:36 Uhr

Am 1. Mai 2004 traten 10 Länder der Europäischen Union bei – darunter die Slowakei. Was hat sich der junge Familienvater Eugen damals vom EU-Beitritt erhofft? Wie sieht er die EU heute?

Mi 01.05.2024 13:24Uhr 00:57 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/video-osterweiterung-europaeische-union-slowakei100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus der Welt

Homepage "Reporter Ohne Grenzen" 1 min
"Reporter Ohne Grenzen" bewertet weltweite Lage zur Pressefreiheit Bildrechte: MDR
1 min 03.05.2024 | 17:02 Uhr

Die Pressefreiheit hat sich weltweit insbesondere im Umfeld von Wahlen weiter verschlechtert. Das geht aus einem Bericht von "Reporter ohne Grenzen" hervor. Deutschland ist im Rangking positiv nach oben geklettert.

Fr 03.05.2024 16:46Uhr 00:32 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/panorama/video-pressefreiheit-verschlechtert-reporter-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Junge Menschen schwenken EU-Fahne und georgische Flaggen 1 min
Massenproteste um umstrittenes Gesetzesvorhaben in Georgien gehen weiter Bildrechte: AP
1 min 03.05.2024 | 16:46 Uhr

In Georgiens Hauptstadt Tiflis haben erneut Tausende gegen ein geplantes Gesetz protestiert. Die Demonstranten befürchten die Verfolgung politisch Andersdenkender und eine Gefährdung des EU-Beitritts.

Fr 03.05.2024 16:30Uhr 00:45 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/video-georgien-massenprotest-tiflis-gesetz-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video