Weihnachtsmärkte in Osteuropa

08. Dezember 2019, 05:00 Uhr

Weihnachtsmärkte haben in protestantischen Gegenden Deutschlands eine lange Tradition. Seit einigen Jahren gibt es nun auch in vielen Städten Osteuropas Weihnachtsmärkte – nach deutscher oder westeuropäischer Tradition.

Blick vom Rathausturm auf den Weihnachtsmarkt in der Prager Altstadt
Blick vom Rathausturm auf den Weihnachtsmarkt in der Prager Altstadt Bildrechte: imago/blickwinkel

Tschechien: Preisgekrönte Köstlichkeiten

Zur Weihnachtszeit entfaltet sich bei unserem tschechischen Nachbarn in Prag ein ganz besonderer Zauber. Der Altstädtische Ring mit der Teynkirche ist nur einer von mehreren Weihnachtsmärkten in der tschechischen Hauptstadt. Auf dem Wenzels- und Friedensplatz und dem Hradschin lässt sich im Advent ebenfalls gut flanieren.

An den Ständen werden Unmengen kulinarischer Highlights geboten. Seit einigen Jahren sehr angesagt: Prager Schokolade. Das sind Mandeln in Schoko-Hülle mit diversen Zusätzen wie Zimt, Ingwer oder Chili. Die kleinen Köstlichkeiten aus einem Prager Familienbetrieb sind inzwischen preisgekrönt, aber auch nicht ganz billig. Wer es herzhaft mag, kann sich kulinarisch mit Halušky verwöhnen. Dieses typische Essen auf tschechischen Weihnachtsmärkten ist eine Art Spätzle aus Kartoffelteig, traditionell mit geschmortem Sauerkraut und Speck, inzwischen aber auch mit Wurststückchen.

Auch Honigwein darf auf keinem tschechischen Weihnachtsmarkt fehlen - entweder kalt und abgefüllt in Flaschen für zu Hause oder warm nach Glühweinart zum sofortigen Genuss.

Polen: Wettbewerb um die schönste Weihnachtskrippe

In Polen sind Weihnachtsmärkte ein relativ neues Phänomen. Der erste klassische Weihnachtsmarkt wurde 2008 im Land eröffnet – in Wrocław. Als Vorbild dienten die deutschen Weihnachtsmärkte.

Die katholische Kirche hatte nichts gegen die polnischen Weihnachtsmärkte einzuwenden und auch nationalistische Politiker waren einverstanden, obwohl die Tradition aus dem ungeliebten Deutschland kam.

Mittlerweile haben sich Weihnachtsmärkte in ganz Polen etabliert. Auch in Krakau. Der Krakauer Weihnachtsmarkt ist in Polen sehr beliebt und gilt als schönster Weihnachtsmarkt des Landes. Die Stadt hat im Winter ein sehr romantisches Flair, was die vorweihnachtliche Stimmung verstärkt. In Krakau ist auch eine alte polnische Tradition ins weihnachtliche Marktgeschehen integriert worden: der Wettbewerb um die schönste Weihnachtskrippe.

Und auch in Polen gehört der Glühwein zum vorweihnachtlichen Vergnügen. Hier nennt man ihn "Grzaniec świąteczny".

Kroatien: Europas bester Weihnachtsmarkt

Der Weihnachtsmarkt der kroatische Hauptstadt Zagreb ist auf 20 Standorte verteilt. Er gilt als einer der besten Europas und ist mittlerweile sogar zu einer internationalen Attraktion geworden. Er lockt immer mehr Besucher aus der ganzen Welt in die kroatische Hauptstadt.

Russland: 70 Neujahrsmärkte in Moskau

Etwas mehr als 70 verschiedene Weihnachtsmärkte, die hier Neujahrsmärkte genannt werden, gibt es in den Bezirken der russischen Hauptstadt Moskau. Getaucht in ein Lichtermeer lässt es sich hervorragend schlemmen. Und wem nach Bewegung ist, der kann zwischendurch auf einer der vielen Eisbahnen in der russischen Haupstadt Schlittschuhlaufen.

Kettenkarussell auf dem Weihnachtsmarkt in Moskau
In Moskau gibt es in diesem Jahr mehr als 70 Weihnachtsmärkte. Bildrechte: imago/imagebroker

Ungarn: Ramsch aus Fernost verboten!

Der Vörösmarty tér im Zentrum der ungarischen Hauptstadt: Dort, wo sich das traditionsreiche Kaffeehaus "Gerbeaud" befindet und die exklusivste Flaniermeile der Stadt, die Váci utca, ihren Anfang hat, wurde 1999 erstmals ein Weihnachtsmarkt abgehalten. Es war der erste in der Geschichte Budapests überhaupt.

Die Veranstalter, Stadtväter und örtliche Handwerkskammer, hatten sich an westeuropäischen Weihnachtsmärkten orientiert, jedoch festgelegt, dass nur Stände zugelassen werden, die ungarische Produkte anbieten. Ramsch aus Fernost und Fastfood-Ketten sollen so ferngehalten werden. Und so wacht bis heute jedes Jahr eine Kommission darüber, dass es an den etwa 120 Ständen des Budapester Weihnachtsmarktes nur ungarische Handwerkskunst und Leckereien aus einheimischer Produktion zu kaufen gibt.

Rumänien: Erst fasten, dann schlemmen

In der rumänischen Hauptstadt Bukarest können Einwohner und Gäste erst seit 2007 über einen Weihnachtsmarkt schlendern. Das kommt nicht von ungefähr: Im mehrheitlich orthodox geprägten Land wird vor Weihnachten eigentlich 40 Tage gefastet. Die Betonung liegt auf eigentlich, denn die Tradition verliert sich immer mehr.

Der Weihnachtsmarkt in Bukarest
Wenn am 25. Dezember die Fastenzeit in Rumänien endet, erlebt der Weihnachtsmarkt noch einmal einen regelrechten Anstrum, bevor er bereits einen Tag später endet. Bildrechte: imago images/Xinhua

Der Bukarester Weihnachtsmarkt auf dem Verfassungsplatz beweist, dass sich die Zeiten ändern. Auch das orthodoxe Rumänien steckt inzwischen mitten im konsumorientierten Weihnachtstrubel. Die über 130 Stände des Bukarester Weihnachtsmarktes bieten Keramik, traditionelles Kunsthandwerk und Textilien. Offizielle Kritik von der orthodoxen Kirche am Markt gibt es keine. Am 25. Dezember endet mittags die rumänische Fastenzeit. Von da an lebt man in Saus und Braus. Profitieren will davon auch der Bukarester Weihnachtsmarkt. Er ist bis zum 26. Dezember geöffnet. Somit haben auch Fastenwillige am Ende etwas vom Markt - wenn auch nur kurz.

Dieses Thema im Programm: MDR Sachsenspiegel | 10. Dezember 2018 | 19:00 Uhr

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