Ein älterer Mann sitzt im Auto und spieglt sich im Seitenspiegel.
Daumen hoch – aber nicht für Sachsen-Anhalts Autofahrer. Bei einem Wissenstest des ADAC konnten sie die wenigsten Fragen richtig beantworten. Bildrechte: Colourbox.de

ADAC-Umfrage Führerscheinwissen: Sachsen-Anhalts Autofahrer schneiden am schlechtesten ab

09. Juli 2022, 13:55 Uhr

Wie viele Autofahrer kennen die Verkehrsregeln aus der Führerscheinprüfung noch? Laut der ADAC-Umfrage "Autofahrerwissen 2022" erschreckend wenige. Bundesweit konnten gerade einmal zwei Prozent der Teilnehmer den Großteil der Fragen richtig beantworten – in Sachsen-Anhalt sogar nur ein Prozent.

Eine repräsentative Umfrage des ADAC mit zwanzig Fragen aus der theoretischen Führerscheinprüfung zeigt, dass die meisten Autofahrer in Deutschland einen Großteil ihres Wissens aus der Fahrschule nicht mehr parat haben. Für die Untersuchung wurden mehr als 3.500 Pkw-Fahrerinnen und Fahrer ab 17 Jahren online befragt. Gerade einmal zwei Prozent konnten die meisten Fragen richtig beantworten. Am besten schnitt Niedersachsen ab, Sachsen-Anhalt am schlechtesten.

Eigentlich umfasst der amtliche Katalog der theoretischen Führerscheinprüfung mehr als tausend Fragen. Für die Prüfung wird eine Mischung von 30 schwereren und leichteren Fragen ausgewählt. Oft sind auch mehrere Antworten pro Frage richtig.

Daran hat sich der ADAC orientiert, allerdings gab es für die Autofahrer nur 20 Fragen. Sie konzentrierten sich in erster Linie auf Fahrfehler, die am häufigsten zu Verkehrsunfällen führen wie zum Beispiel zu wenig Abstand oder Alkohol am Steuer. Der Wissenstest habe vor allem aus aktuelleren und schwereren Fragen bestanden, sagt Projektleiterin Simone Saalmann. Man habe auch erfahrene Fahrerinnen und Fahrer fordern und herausfinden wollen, ob sie Neuerungen mitbekommen, etwa zum Telefonieren im Auto.

Wissenslücken beim Linksabbiegen und Promilleabbau

Bundesweit wurde durchschnittlich gerade einmal die Hälfte der Fragen richtig beantwortet. Während deutschlandweit bei den meisten knapp zehn Fragen stimmten, waren es in Sachsen-Anhalt lediglich neun. Auf 80 Prozent kamen nur zwei Prozent der Autofahrer, in Sachsen-Anhalt halbierte sich diese Quote nochmal, lag also gerade einmal bei einem Prozent. 99 Prozent der Autofahrer aus Sachsen-Anhalt konnten den Großteil der Fragen also nicht richtig beantworten.

Während Sachsen-Anhalt bei Fragen zum Reißverschlussverfahren (21 Prozent) und zum Abstand beim Überholen von Fahrradfahrern und Fußgängern (29 Prozent) nur knapp unter dem bundesweiten Schnitt liegt, haperte es bei Fragen zum Linksabbiegen und zum Promilleabbau. Insgesamt taten sich die Autofahrer aus Sachsen-Anhalt mit vielen Fragen etwas schwerer als die Teilnehmer aus anderen Bundesländern. Deshalb ist das Land auch Schlusslicht des Wissenstests.

Das wussten die meisten

Ein Fahrlehrer übt mit einer Fahrschülerin an einer Karte die Verkehrsregeln.
Fragen zu Grundlagen wie "rechts vor links" oder der Abstandsregel "Halber Tacho" konnten die meisten Autofahrer richtig beantworten. Bildrechte: imago/INSADCO

Den besten Wert der Umfrage erzielten die Teilnehmer bei einer Frage zur Faustregel "Halber Tacho", also dem Abstand, den man zum Vorausfahrenden außerhalb geschlossener Ortschaften einhalten muss. Hier wussten fast 90 Prozent Bescheid. Den meisten war auch bekannt, dass "rechts vor links" an Kreuzungen und Einmündungen gilt, wer Vorrang beim Abbiegen hat und wie lange es dauert, einen Promille Alkohol abzubauen. Die relativ neue Regel, dass man auf dem Fahrradschutzstreifen weder halten noch parken darf, war fast allen Teilnehmern geläufig.

Das wussten die wenigsten

Überraschenderweise gab ein Großteil der Autofahrer zur Frage, wann das Reißverschlussverfahren anzuwenden ist, falsche Antworten, obwohl das eigentlich ein Klassiker des Autofahreralltags ist. Nur ein Viertel der Befragten wusste, dass das Reißverschlussverfahren immer dann gilt, wenn ein Fahrstreifen endet oder wegen eines Hindernisses nicht durchgehend befahrbar ist. Über die Hälfte ist sogar fälschlicherweise der Überzeugung, dass das Reißverschlussverfahren auch am Ende des Einfädelungsstreifens auf die Autobahn gilt. Das sei nach Aussage des ADAC ein erschreckendes Ergebnis.

In Sachsen-Anhalt, aber auch bundesweit gab es zudem Probleme bei der Frage "Welche Pkws, die eine ausgewiesene Umweltzone befahren, unterliegen der Kennzeichnungspflicht mit einer Feinstaub-Plakette?". Hier kreuzten weniger als jeder Zehnte die drei richtigen Antworten "Benziner, Diesel- und E-Auto" an. Schnell vergessen wird offenbar auch, wann der Nebelscheinwerfer benutzt wird – nämlich nicht nur bei Nebel, sondern auch wenn die Sicht bei Regen und Schneefall stark beeinträchtigt ist. Das wusste nicht mal ein Viertel der Teilnehmer.

Führerscheinneulinge auf Platz eins

Autofahrer mit offenen Fenster.
Besonders die Autofahrer, die sich für überdurchschnittlich kompetent halten, schnitten am schlechtesten ab. Bildrechte: colourbox

Autofahrer, die in den vergangenen zwei Jahren ihren Führerschein gemacht hatten, waren deutlich sattelfester als Menschen mit einem über 20 Jahre alten Führerschein. Außerdem schnitten Männer und Menschen mit höherer Bildung besser ab als der Rest. Besonders bedenklich sei laut ADAC, dass die Teilnehmer, die glaubten, dass ihr Verkehrswissen deutlich besser wäre als das der anderen, schlechter abschnitten als diejenigen, die sich für weniger kompetent hielten. Die meisten "Besserwisser" wären Männer und junge Autofahrer unter 40. Aber auch Vielfahrer, die mehr als 200 Tage im Jahr auf den Straßen unterwegs sind, halten sich nach Angaben des ADAC für bessere Autofahrer.

Deshalb rät der ADAC dringend dazu, sich auch nach der Fahrprüfung regelmäßig mit Verkehrsregeln und korrektem Fahrverhalten auseinanderzusetzen und das Wissen immer wieder aufzufrischen, sich aber auch über neue Regeln zu informieren.

Wenn Sie Lust haben, herauszufinden, wie gut Sie sich noch an die Grundlagen aus der Fahrschule erinnern, finden Sie hier die Fragen der ADAC-Umfrage.

MDR (Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 08. Juli 2022 | 05:40 Uhr

1 Kommentar

ElBuffo am 10.07.2022

Na gut, da ich nicht trinke und mich dann hinters Lenkrad setze, ist mir die Formel ebenfalls nicht geläufig. Damit gefährde ich allerdings auch niemanden. Die Feinstaubplakete gibt es sowieso zum Auto dazu. Da mache ich mir auch keine Waffel, wer warum eine andere Farbe hat. Beim Einfädeln ist das schon was anderes. Wurde denn jemals anders eingefädelt, so dass es ältere Fahrende mal so gelernt haben? Sowas banales kann man doch nicht in so großer Zahl falsch wissen? Das sind wahrscheinlich die selben Idioten, die dem Krankenwagen mit Tralütrala keinen Platz machen, sondern gezielt an der engsten Stelle stur stehenbleiben. Gerne auch im Kreisverkehr. Da wünsche ich mir immer eine Dashcam in den Einsatzfahrzeugen, die dann gerne von den bevorzugt einzustellenden Schwerbehinderten ausgewertet werden, um solche Kandidaten erstmal aus dem Verkehr zu ziehen und einer MPU zuzuführen.

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