Besonderer Erfolg Training hat sich gelohnt: Magdeburger Jugendfeuerwehr erstmals olympisch

17. Juli 2022, 10:27 Uhr

Für Annette Siedentopf wird ein Traum wahr. Nach knapp 25 Jahren Training fährt sie mit ihrem Feuerwehr-Team aus dem Magdeburger Statdteil Olvenstedt erstmals zur Olympiade der Jugendfeuerwehren. Ein Besuch.

Max Hensch Reporter MDR SACHSEN-ANHALT
Bildrechte: MDR/André Plaul

  • Qualifiziert: Wegen ihres zweiten Platzes bei den Deutschen Meisterschaften im Mai, darf die Jugendfeuerwehr Olvenstedt an der Olympiade im slowenischen Celje am 21. Juli teilnehmen.
  • Disziplinen: Ein 400 Meter langer Staffellauf mit verschiedenen Hindernissen aus dem Feuerwehralltag und der Löschangriff – das sind die zwei Disziplinen, bei denen die Olvenstedter dann antreten.
  • Spenden benötigt: Etwa 20.000 Euro wird die Reise das Team kosten. Deshalb sammeln die Olvenstedter spenden.

Hinter dem Tor am Fußballplatz von Germania Olvenstedt machen sich normalerweise die Ersatzspieler warm. Am Dienstagabend bei 30 Grad springen stattdessen acht Nachwuchsretter über einen "Wassergraben" aus Plastik, dann über eine Hürde, krabbeln durch einen Tunnel, laufen über einen Balken. Währenddessen verbinden sie blitzschnell vier Schlauchteile. Mit handbetriebenen Spritzen schießen vier von ihnen zielgenau jeweils fünf Liter Wasser in zwei schmale Zielöffnung, dann geht die Sirene. Parallel werden Seile geknotet und Werkzeug sortiert. 40 bis 45 Sekunden dauert ein richtig guter "Löschangriff". Mit Hochdruck trainiert die Jugendfeuerwehr Magdeburg-Olvenstedt für die Feuerwehrolympiade im slowenischen Celje. Das sie überhaupt dabei ist, ist etwas Besonderes.

So haben sie sich für die Olympiade qualifiziert

Mit ihrem zweiten Platz bei den deutschen Meisterschaften im Mai, löste das Team von Annette Siedentopf das Ticket zur Olympiade. Spektakulär, denn in den beiden vorherigen Jahren war ein Training für die Olvenstedter durch Corona kaum möglich. Die Teilnahme an der Olympiade mit 23 anderen Nationen ist für Siedentopf ein Traum, der endlich wahr wird. Gemeinsam mit ihrer Schwester, hat sie seit 1998 Generationen jungen Olvenstedter Feuerwehrleute für genau diese Wettkämpfe trainiert:

Ich glaube die Jugendlichen wissen noch gar nicht, was da auf sie in Celje zukommt. Auch das viele Publikum im Stadion wird nochmal für ganz viel Aufregung sorgen.

Annette Siedentopf, Trainerin der Olvenstedter Jugendfeuerwehr

Das erwartet die Jugendfeuerwehr in Celje

In Celje tritt ihr Team in zwei Disziplinen an: Ein 400 Meter langer Staffellauf mit verschiedenen Hindernissen aus dem Feuerwehralltag und der Löschangriff. In beiden Disziplinen wurde bis zum letzten Training an den Feinheiten gearbeitet. Die Schläuche knickfrei ausrollen, richtig ankuppeln, nicht an den Hindernissen verheddern. Außerdem mussten sich die Jugendlichen an neue Handspritzen gewöhnen. In Celje kommen polnische statt österreichische Modelle zum Einsatz – wesentlich schwerer zu pumpen, sagt Siedentopf. Die richtige Technik sei gefragt. Jeder Fehler kostet Zeit – beim Laufen und durch Strafsekunden, die die Schiedsrichter verhängen.

Jonas Sauert sieht seine Olvenstedter Kameraden mindestens im Mittelfeld: "Im Vergleich zum Bundesentscheid haben wir uns verbessert, an einem guten Tag ist da schon was drin." Der 17-jährige wurde durch Corona um die Chance gebracht selbst teilzunehmen, die Teilnehmer der Olympiade müssen zwischen 12 und 16 Jahren alt sein. Nun berät Jonas als Coach und stoppt die Zeiten. Diese Art von Teamgeist werden die Olvenstedter brauchen, glaubt Siedentopf, konkurrierten sie doch gegen regelrechte Feuerwehrschulen, etwa aus Österreich.

Spenden sollen die Reise ermöglichen

Auch wenn die Olvenstedter nicht als Favorit nach Slowenien fahren: sorgenfrei soll die Reise doch sein. Doch Geld dafür aufzubringen, war lange ein Problem. Mit etwa 20.000 Euro kalkulierte Siedentopf mit Blick auf den einwöchigen Trip – 209 Euro kostet jeder Teilnehmer der Olympiade, dann kommen Anreise, Ausstattung, Verpflegung, Freizeitgestaltung oben drauf. Aber die Spendenbereitschaft ist ebenfalls groß. Bei GoFundMe kamen über 8.300 Euro zusammen, die Stadt gab kürzlich 5.000 Euro dazu und auch der Verein "Hilfe für Helfer in Not" unterstützt das Team, außerdem gab es weitere Privatspenden. Mittlerweile, so Siedentopf, befände man sich auf der Zielgeraden, was das Finanzielle angeht. Ein Spendenlauf soll kommende Woche weiter die Kassen füllen.

Am Donnerstag, den 21. Juli, ist es dann der große Tag der Olvenstedter Jugendfeuerwehr. Dann treten sie an, bei den Wettkämpfen in Celje. Auf der richtigen Wettkampfstrecke üben, das geht am Tag des Wettkampfs übrigens nicht. Ist eben eine Olympiade. Wie es für die Truppe ausgeht, erfahren Sie dann bei hier MDR SACHSEN-ANHALT.

MDR (Max Hensch/Johanna Daher)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. Juli 2022 | 12:40 Uhr

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