Fünf Bäume sortiert von klein nach groß, der zweithöchste steht in Flammen.
Zerstörter Lebensraum und schlecht fürs Klima: Waldbrände wirken sich in vielerlei Hinsicht negativ auf Mensch und Tier aus. Bildrechte: MDR/Max Schörm

Waldbrände Wo und warum es in Sachsen-Anhalt häufig Waldbrände gibt

08. Juni 2024, 05:00 Uhr

Bedingt durch die anhaltende Trockenheit in den Jahren von 2018 bis 2022 stieg die Zahl der Waldbrände nach Jahren der Entspannung in Sachsen-Anhalt wieder sprunghaft an. Warum diese besonders häufig im Norden und Osten des Landes ausbrechen und welche Folgen Waldbrände für Mensch und Natur haben.

Im Zeitraum von 2016 bis 2023 wurden im im Landkreis Wittenberg sowie im Jerichower Land die meisten Waldbrände registriert. Nach Angaben des Landeszentrums Wald brannte es allein 43 Mal im Gebiet der Stadt Annaburg (Landkreis Wittenberg), zu dem auch Teile des Waldgebiets Annaburger Heide gehören. Auch in den benachbarten Stadtgebieten von Jessen und Kemberg standen immer wieder Wälder in Brand, ebenso in Jerichow und Genthin im Jerichower Land.

Vegetation und Trockenheit begünstigen Waldbrände

Die Regionen mit den meisten Waldbränden der vergangenen Jahre liegen in Sachsen-Anhalt ausnahmslos in Bereichen, die zur sogenannten Waldbrandgefahrenklasse A gezählt werden. In diesen Regionen gilt laut Landeszentrum Wald allgemein eine sehr hohe Waldbrand-Gefährdung sowie die Gefahr für Großbrände.

Der Unterschied zwischen Gefahrenstufe und Gefahrenklasse Waldbrandgefahrenstufen von 1 bis 5 werden täglich aktualisiert und geben die aktuelle Waldbrandgefahr an.

Waldbrandgefahrenklassen von A bis C beruhen auf langjährigen statistisch erfassten Waldbränden, der Brandfläche und Häufigkeit unter Berücksichtigung der Zünd- und Brennbereitschaft vorhandener Waldstrukturen sowie regionaler Standort- und Klimaverhältnisse.

Quelle: Landeszentrum Wald

Im Norden und Osten des Landes – allesamt Waldbrandgefahrenklasse A – wirkt sich eine Reihe von Faktoren negativ auf die Brand-Gefährdung der Wälder aus. Zum einen sind die Böden sehr sandig und damit wasserdurchlässig, sodass sie nach Niederschlägen sehr schnell wieder austrocknen. Zum anderen ist der Anteil der Waldflächen im Landkreis Wittenberg, im Jerichower Land sowie in der Altmark deutlich höher als im landesweiten Durchschnitt. Darüber hinaus bestehen die Flächen vorwiegend aus Kiefernwäldern, die sehr zündfähig sind.

Eine Karte zeigt, dass im Norden und Osten Sachsen-Anhalts der Boden sehr sandig ist.
Bildrechte: MDR/Max Schörm
Eine Karte zeigt, dass im Norden und Osten Sachsen-Anhalts der Boden sehr sandig ist.
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Eine Karte zeigt, dass im Norden und Osten Sachsen-Anhalts der Boden sehr sandig ist. Kiefernwälder wachsen ebenfalls im Nordosten des Landes.
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Eine Karte zeigt, dass im Norden und Osten Sachsen-Anhalts der Boden sehr sandig ist.
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Ein weiterer Faktor, der Waldbrände begünstigt, ist in Sachsen-Anhalt – als das trockenste aller Bundesländer – der fehlende Niederschlag. Insbesondere die Jahre 2018 bis 2022 waren außergewöhnlich trocken, sagte Andreas Goldschmidt vom Landeszentrum Wald im Juni 2023 MDR SACHSEN-ANHALT:

Die vergangenen fünf Jahre waren ganz entscheidend für das, was wir draußen sehen im Wald. Wir hatten so viel Trockenheit, dass gewissermaßen ein ganzer Jahresniederschlag – also über 500 Liter pro Quadratmeter – sich als Minus aufgebaut hat. Das gab es so extrem in der Vergangenheit nicht.

Diplom-Forstingenieur (FH) Andreas Goldschmidt, Landeszentrum Wald Juni 2023

Waldbrand-Ursache Nummer 1: Menschen

Sandige Böden und Trockenheit begünstigen zwar die Gefahr für einen Waldbrand, Hauptgrund für den Brand selbst ist allerdings der Mensch. Natürliche Ursachen, beispielsweise durch einen Blitzeinschlag, spielen kaum eine Rolle. Deutschlandweit gingen im Jahr 2021 die meisten Brände, bei denen die Ursache ermittelt werden konnte, auf Fahrlässigkeit von Menschen sowie Brandstiftung zurück. Immerhin: Seit 1992 ist die Zahl der Waldbrände in Sachsen-Anhalt – mit einigen Ausnahmen – zurückgegangen.

Betrachtet man die vergangenen 30 Jahre, dann hat die Waldbrandgefahr insgesamt abgenommen. In den vergangenen fünf Jahren allerdings ist die Gefahr aufgrund der Trockenheit und des Waldsterbens wieder gestiegen. Das korreliert immer mit dem Witterungs-Verlauf, was zuletzt in den Ausnahme-Jahren 2018 und 2022 wieder deutlich wurde.

Diplom-Forstingenieur (FH) Andreas Goldschmidt, Landeszentrum Wald Juni 2023

Jeder Waldbrand stellt nach Angaben des von Bundesministerien geförderten Informations- und Aufklärungsprojekts "Brennpunkt Wald" eine Bedrohung für das Ökosystem Wald dar, bei dem nicht nur das Klima durch den massiven Ausstoß von Schadstoffen belastet wird, sondern es werden auch Tiere, Pflanzen und Pilze massiv in Mitleidenschaft gezogen. Während viele große Tiere Waldbrände unbeschadet überstehen, verenden pro Quadratmeter Brandfläche Insekten und Spinnentiere zu Tausenden, Mikroorganismen sogar zu Millionen. Zudem wird der Lebensraum der Waldtiere für lange Zeit zerstört.

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MDR (Manuel Mohr, Gloria Timm)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Juni 2023 | 12:00 Uhr

6 Kommentare

Ein Dorfjunge am 08.06.2023

Ich möchte hier noch anmerken dass diese Statistiken in den letzten Jahren sogar immer öfters positiver erscheinen als sie eigentlich sind.
Denn zum einen werden die regionalen Unterschiede nur begrenzt bedacht, und zum anderen werden die extremen Wettereignisse nicht gesondert aufgeführt.

Es ist ja nun seit 2018 so dass vor allen der Norden des Landes kaum noch Regen abbekommt, aber hin und wieder gibt es dann mal ein Unwetter mit extrem viel Niederschlag (oft lokal begrenzt) und schon schaut die Statistik so aus als ob das Jahresmittel nur knapp unterschritten ist, doch der Boden, das Grundwasser haben nix davon und so entsteht mittlerweile ein Teufelskreis, der immer öfters in Waldbränden mündet. Ob da nun gezündelt wird oder nicht, die Flächen, die verbrennen werden immer größer und dies ist die Folge des Klimawandels.

Es ist jetzt das fünfte Jahr in Folge wo der Regen ausbleibt und das bissel Restfeuchtigkeit holt täglich der Wind heraus.

MDR-Team am 08.06.2023

Hallo W.Merseburger, der Referenzeitraum 1991-2020 wurde so gewählt, weil er gemäß DWD (https://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/verschiedenes/20210119_neue_referenzperiode.html) für aktuelle klimatologische Bewertungen zu nutzen ist. Dass das Niederschlagsdefizit für die zurückliegenden fünf Jahre betrachtet wurde hängt damit zusammen, dass insbesondere im Jahr 2018 die Trockenheit zahlreiche Waldbrände begünstigt hatte und es seither noch weitere Jahren folgten, die deutlich trockener waren es der langjährige Mittelwert. Grüße aus der Redaktion!

NochJemand am 08.06.2023

Wenn die Hauptursache "Fahrlässigkeit" (auch Blödheit genannt) von Menschen ist - dann würde es sicher helfen, die betroffenen Wälder abzusperren.
So dass keine Wildcamper, Raucher, Lagerfeuer-Partygänger mehr da sind, auch keine heißen Auspuffanlagen von Autos und Motorrädern.
Sukzessive muss dann auch der Wald umgebaut werden. Von einer Kiefernholz-Monokultur in einen Mischwald, der eben weniger gut brennt und Trockenheit besser übersteht. Die Kiefern wurden seinerzeit gepflanzt, weil sie schnell nachwachsen, aber das rächt sich jetzt.

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