altes Holzkreuz in der Marktkirche in einem Sonnenfleck an der Wand
Die zentrale Botschaft der Weihnachtsgeschichte: "Fürchtet Euch nicht" Bildrechte: picture alliance/dpa | Peter Steffen

"Fürchtet Euch nicht" Weihnachtsbotschaft der Kirchen: Stille Nacht in schwierigen Zeiten

von Uli Wittstock, MDR SACHSEN-ANHALT

Weihnachten steht in diesem Jahr unter keinem besonders guten Stern. Krieg in der Ukraine, Krieg auch dort, wo eigentlich Weihnachten eine besondere Bedeutung hat – im sogenannten Heiligen Land. Das prägt auch die Weihnachtsbotschaften in Sachsen-Anhalts Kirchen.

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Bildrechte: Uli Wittstock/Matthias Piekacz

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Schaut man im Internet unter dem Stichworten Weihnachten und Frieden, so findet man zahlreiche Tipps und Hinweise, wie man den Familienfrieden zu den Feiertagen sichern kann. Angesichts der aktuellen Situation in vielen Regionen der Welt kann wohl die Sorge um den Familienfrieden als Luxusproblem bezeichnete werden. Mehr als zwanzig Kriege und bewaffnete Konflikte werden derzeit gezählt, von denen eigentlich nur zwei, nämlich der Krieg in der Ukraine sowie der in Nahost, von uns wahrgenommen werden.

Weihnachtsbotschaft in diesem Jahr besonders aktuell

Weihnachten ist eng mit der Friedensbotschaft verbunden. Fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat diese Friedensidee für uns Mitteleuropäer zum Glück keine so unmittelbare Dringlichkeit, wie Friedrich Kramer, Bischof der evangelischen Kirche Mitteldeutschland erläutert: "Bei uns hat sich die Botschaft des Weihnachtsfriedens in eine friedlich freundliche, glühweinselige Stimmung verwandelt, was schön ist.

Schaut man allerdings in die Bibel, dann zeigt sich schon ein anderes Bild, denn die Umstände vor 2.000 Jahren waren alles andere als feierlich, so Friedrich Kramer: "Weihnachten in diesem Jahr ist wahrscheinlich von der Grundsituation sehr nah an dem, was damals passierte: besetztes Land, Soldaten, Mord und Totschlag."

Kriege bestimmen den Alltag vieler Menschen

Auch der Präsident der Landeskirche Anhalt, Joachim Liebig, stellt fest, dass der Krieg leider sehr viel stärker den Alltag bestimmt, als wir es uns selbst klarmachen. Das zeige sich auch in der Bibel, so Liebig: "Durch das gesamte Alte Testament, also die hebräische Bibel hindurch, sind diese Kriegsgeschichten ein Kontinuum. Das ist insofern nichts Neues. Nur für uns ist es unerfreulich neu, weil wir bisher mit Weihnachten eine fast romantische Friedensidee verbunden haben."

Wichtiger ist gerade an diesem Weihnachtsfest, das berühmte christliche 'Dennoch'.

Friedrich Kramer, Bischof der evangelischen Kirche Mitteldeutschland

Diese Idee sei zwar wünschenswert, aber leider derzeit kaum realistisch. Aufmunternd klingt das ja gerade nicht und deshalb fügt Liebig hinzu: "Wichtiger ist gerade an diesem Weihnachtsfest, das berühmte christliche 'Dennoch'. Obwohl alles so ist, wie es ist, glauben wir dennoch, dass es anders sein kann. Und das ist eine Erfahrung, die wir uns angesichts der Bilder nicht selber sagen können." Deshalb brauche es die Zusage Gottes.

Zentrale Botschaft der Weihnachtsgeschichte: "Fürchtet Euch nicht"

Friedrich Kramer, der zugleich der Friedensbeauftragte der evangelischen Kirche ist, sieht ebenfalls viele Menschen mit der derzeitigen Situation überfordert. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass eben doch nicht alles so machbar ist, wie wir es uns vorgestellt haben: "Das Vertrauen, dass wir die Dinge alle in der Hand haben, ist in den letzten Jahren massiv in die Krise gekommen. Die Klimakrise, politische Spannungen, die Pandemie, das hat zu viel Streit geführt."

Das aber sei für gläubige Menschen der Punkt, an dem man spüre, dass es etwas anderes gibt. Wie schon in den vergangenen Jahren ist wohl auch in diesem Jahr die zentrale Botschaft der Weihnachtsgeschichte "Fürchtet Euch nicht". Und das, so Kirchenpräsident Liebig, gelte auch für diejenigen, die in diesem Jahr predigen; "Das ist genau das, was wir immer gewollt haben. Dass die Menschen, in den Gottesdiensten sitzen und die aktuelle Situation gedeutet sehen. Insofern dürfen wir keine Angst davor haben, dass unsere Worte auf die Goldwaage gelegt werden. Das soll so sein. Wenn wir nur Lappalien, Beiläufiges zu sagen hätten, dann bräuchten die Leute nicht in die Kirche zu kommen."

MDR (Uli Wittstock, Max Schörm)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. Dezember 2023 | 07:10 Uhr

3 Kommentare

Maria A. vor 17 Wochen

Sie sind wahrscheinlich Atheist. In Gottesdiensten kommt sehr oft das Kriegsgeschehen zur Sprache, es wird für Frieden gebetet und es wird eigentlich schon immer in jedem Gottesdienst Fürbitte gehalten für Opfer von Gewalt, wie Terror. Wie über die Altkirchen zahllose Hilfsaktionen organisiert wurden und werden, seit Jahrzehnten Gesundheitseinrichtungen im Ausland finanziert und enorme Spendensummen in alle Welt geschickt. Dazu engagiert sich die Kirche hier im Land für das Wohl und Wehe von Geflüchteten, inbegriffen die aus Kriegsgebieten. Es wird leider gern pauschalisiert, der Fokus auf unangenehme Vorkommnisse oder überholtes Tun im kirchlichen Bereich gerichtet. Aber ist unsere Gesellschaft nicht generell antitraditioneller geworden?

kleinerfrontkaempfer vor 17 Wochen

Schön wenn Herr Kramer hier mit christlichen, weihnachtlichen Worten zitiert wird.
Es sind seit "ewigen Zeiten" immer die selbigen Losungen.
Wichtiger ist das was her Kramer in einem Zeitungsinterview (Freies Wort 22.12.23) zur gesellschaftlichen Situation in diesem Land sagte:
"Ich denke, dass wir in einer Gesellschaft leben, die von der Gier nach Geld angetrieben wird." und " Leider gibt es auch die Tendenz, das man nur an sich selbst denkt. Das läuft auf eine kalte und brutale Gesellschaft hin zu."

Das ist es was dieses Land prägt und weiter prägen wird. Da kann noch so viel Friedenswunsch laut werden. Der Alltag bestimmt das ganze Jahr. Und der sieht zunehmend nicht menschlich und barmherzig aus. Wie es (fast) jeder Bürger und auch der Herr Landesbischof bemerken.
Bis zum nächsten Weihnachtsfest. Und einer neuen Weihnachtsbotschaft für diese Land.

Steffen 1978 vor 18 Wochen

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