Kurs in der Erwachsenenbildung
Lebenslanges Lernen: Das klingt sperrig, kann in abwechslungsngreichen Kursen aber Spaß machen und Beschäftigten helfen, über den Tellerrand zu sehen. Bildrechte: imago images/Shotshop

Lebenslanges Lernen Studie fragt: Wie bilden sich Sachsen im Erwachsenenalter weiter?

22. August 2022, 14:17 Uhr

Durch Weiterbildungen auf dem neuesten Stand bleiben, Zukunftsängste abbauen und fit bis ins Alter sein, statt sich abgeschrieben fühlen. Das kann lebenslanges Lernen ermöglichen. Aber nutzen das die Sachsen? Das will das Wirtschaftsministerium bei einer Studie herausfinden. Gewerkschaften wundern sich, denn sie verlangen seit Jahren auch außerbetriebliche Weiterbildungen - wie sie die meisten anderen Bundesländer als Bildungsurlaub anbieten.

In Sachsen beginnt am Montag eine Befragung zur Weiterbildung von Erwachsenen im Alter von 18 bis 69 Jahren. Die wissenschaftliche Studie soll Erkenntnisse bringen, ob und wie die Sachsen am lebenslangen Lernen interessiert sind, teilte das Wirtschafts- und Arbeitsministerium in Dresden mit. "Von der Studie erhoffen wir uns Erkenntnisse über das aktuelle Weiterbildungsverhalten in Sachsen und damit wichtige Ansatzpunkte für die weitere Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen“, sagte Wirtschafts- und Arbeitsminister, Martin Dulig (SPD).

Was spricht für, was gegen Weiterbildungen?

Förderungen und Unterstützungsgelder müssten effizient eingesetzt werden, so Dulig. Daher gelte es herauszufinden, wo Bildung am dringendsten benötigt werde und wo sie am meisten bewirke. Die Studie im Auftrag von Duligs Ministerium bezieht sich den Angaben zufolge auf alle Arten des Lernens im Erwachsenenalter. Sie wolle neben der Bildungsbeteiligung auch Motivationen, Barrieren und den Umgang mit digitaler Bildung erfragen.

Vor der Corona-Pandemie habe gut jeder zweite Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren innerhalb eines Jahres an einer oder mehreren Weiterbildungen teilgenommen, die meisten aus beruflichen Gründen. Aus privatem Interesse bildeten sich 13 Prozent weiter, informierte das Ministerium.

Dass sich nun Beschäftigte in Betrieben bei der Weiterbildungsstudie äußern, findet die stellvertretende Vorsitzende des DGB Sachsen, Daniela Kolbe, gut. "Bei den aktuellen Veränderungen und dem Fachkräftebedarf ist es ganz wichtig, die jetzigen Beschäftigten in den Blick zu nehmen", sagte sie MDR SACHSEN auf Nachfrage.

Nötig sei aber auch die außerbetriebliche Weiterblidung, die in fast allen Bundesländern als Bildungsurlaub für Erwerbstätige seit Jahren gesetzlich geregelt ist. Nur Bayern und Sachsen verwehren den Anspruch darauf, was Sachsens DGB-Vize Kolbe nur "peinlich" findet . Zuletzt hatte Thüringen 2016 ein Gesetz zum Bildungsurlaub verabschiedet, Sachsen-Anhalt bereits 1998.

Es ist peinlich für Sachsen. Wenn wir uns zukunftsfest aufstellen wollen, brauchen wir die außerbetriebliche Weiterbildung.

Daniela Kolbe stellvertretende Vorsitzende des DGB Sachsen

Dranbleiben im Beruf, Ängste vor Veränderungen abbauen

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) nennt das Ganze nicht Bildungsurlaub, sondern wirbt seit 2018 mit einer Kampagne für Bildungszeit in Sachsen. Die begründet der DGB mit den Änderungen in allen Lebensbereichen: "Um mit der Entwicklung mitzuhalten, müssen wir immer neue Dinge lernen. In der Arbeitswelt liegt es in der Verantwortung des Arbeitgebers, dass die Beschäftigten beispielsweise in der Lage sind, neue Maschinen und Geräte effizient und sicher zu bedienen. Im privaten Alltag fehlt es leider an Gelegenheiten, neue Kompetenzen zu erwerben."

Sachsen verweigert sich dem Bildungsurlaub

In Sachsen wiegelte die CDU die außerbetriebliche Regelung bislang stets mit Verweis auf zu große Belastungen für kleine Firmen ab. Auch Mittelstand und Firmenvertreter wollten keine, von der Betriebspraxis abgekoppelte Bildungsmaßnahmen, bei denen "allein der Arbeitnehmer Interesse an und Nutzen von der Maßnahme" habe.

DGB plant Volksantrag

Individuelle Fortbildungen steigerten das Wissen, stärkten die Aussichten, schafften ein besseres Verständnis für Veränderungen und bauten Ängste ab, hieß es dagegen vom DGB. Viele Arbeitnehmer würden freie Zeit, etwa ihren Urlaub, für private Aufgaben verwenden. Der DGB verlangt daher, Arbeitnehmer zu entlasten, damit diese sich gezielt bilden könnten. Der Gewerkschaftsbund will 2023 einen Volksantrag in Sachsen starten.

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben nur 20 Tage Erholungsurlaub. Viel zu oft wird dieser Urlaub für die Pflege von kranken oder bedürftigen Angehörigen oder anderen Aufgaben wie Hausbau aufgezehrt. Für zusätzliche Bildung brauchen wir deshalb zusätzliche Zeit: Bildungszeit!

DGB-Kampagne für fünf Tage Bildungszeit in Sachsen

MDR (kk)/epd

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | DIENSTAGS DIREKT | 23. August 2022 | 20:00 Uhr

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