Ein Schild mit der Aufschrift "Gesundheitsamt".
In Sachsen wurden die Fördermittel vom Bund für die Gesundheitsämter schnell verwendet. Bildrechte: imago images/Waldmüller

Gesundheitssystem Gesundheitsämter weiter digital schlecht vernetzt

14. November 2022, 15:06 Uhr

Die Corona-Pandemie hat deutlich gezeigt, dass Gesundheitsämter in Sachen Digitalisierung einiges nachholen müssen. Mittlerweile gibt es zwar neue Technologien und digitale Möglichkeiten der Kontaktnachverfolgung, der Austausch zwischen den Ämtern ist aber immer noch schwierig. Im Landkreis Leipzig ist das Gesundheitsamt aber inzwischen besser aufgestellt.

Nur mal angenommen, Deutschland rutscht noch einmal in eine extreme Pandemielage wie 2020 – mit striktem Lockdown und Kontaktnachverfolgung. Das würde wahrscheinlich immer noch viele Gesundheitsämter an ihre Grenzen bringen. Dagmar Starke, die kommissarische Leiterin der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen, sagt über die Gesamtsituation in den Ämtern: "Ich befürchte ehrlich gesagt, dass es nur minimal besser geworden ist."

Zwar gebe es innerhalb der Ämter inzwischen oft digitale Lösungen, um Kontakte nachzuverfolgen, nach wie vor schwierig sei aber der Austausch der Daten zwischen den Ämtern: "Das ist natürlich Folge unserer erhöhten Mobilität, dass eben durchaus Kontaktpersonen auch aus anderen Landkreisen oder eben auch aus anderen Bundesländern stammen können, das wird nach wie vor schwierig sein. Auch hier sind wir noch nicht auf dem Stand, dass das digital vonstattengehen könnte."

Neue Technologien im Gesundheitsamt Leipzig

Claudia Dietze hat die Pandemie als Verwaltungsleiterin eines Gesundheitsamts im Landkreis Leipzig erlebt. Dort fühlt man sich mittlerweile sehr viel besser vorbereitet auf eine Pandemielage: "Wir hatten eine Datenbank im Einsatz, die wir für die Kontaktnachverfolgung genutzt haben, die musste erst erarbeitet werden. Und dann war es wirklich ein großes Hilfsmittel. Wir hatten ein SMS-Tool unter anderem, wo die betroffenen Personen und die Kontaktpersonen, die eine Handynummer angegeben hatten, online ihre Daten selbst eintragen konnten, woraus wir dann wieder die Bescheide generiert haben." Die Technologie sei da. Im Gesundheitsamt Leipzig müsse man diese Schublade nur wieder öffnen, um damit anzufangen.

Auch Sachsens Sozialministerin Petra Köpping lobt die Kommunen und Landkreise für ihre schnelle Initiative während der Pandemie – die jetzt eben noch um die 17 Millionen vom Bund ergänzt werden soll: "Das haben wir sofort genutzt. Wir haben das gut vorbereitet und wir haben alles schon ausgelöst und konnten das mit der Veröffentlichung der Fördermittel auch umsetzen. Ich glaube, da sind wir eines der schnellsten Bundesländer, die das gemacht haben", sagt Köpping.

Sachsen hat dabei noch den Vorteil, dass alle Ämter landesweit die gleiche Software nutzen. In vielen anderen Bundesländern unterscheiden sich die Programme von Amt zu Amt.

Probleme bei Schulaufnahmeuntersuchungen

Trotzdem gebe es auch im Landkreis Leipzig noch viel zu digitalisieren, sagt die Verwaltungsleiterin. Und zwar nicht nur im Bereich Pandemiemanagement: "Nehmen wir mal das praktische Beispiel einer Schulaufnahmeuntersuchung: Jetzt ist es tatsächlich noch so, dass die Termine über die Schulen vergeben werden und wenn dann mal jemand ausfällt, dann muss das in Handarbeit noch abtelefoniert und abgesagt werden. Dort kann uns zum Beispiel in Zukunft ein Terminbuchungssystem unterstützen", erzählt Dietze.

Alle Prozesse im Amt würden zurzeit auf Digitalisierbarkeit geprüft, sagt Claudia Dietze – und überall gebe es noch Verbesserungspotential.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. November 2022 | 06:00 Uhr

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