Migration Sinkende Asylzahlen in Sachsen: Atempause ja, aber kein Zurücklehnen

28. Dezember 2023, 06:00 Uhr

Immer noch kommen Monat für Monat Hunderte Menschen nach Sachsen, um hier Asyl zu beantragen. Zum Jahresende hat sich der Trend allerdings etwas verlangsamt. Die Erstaufnahmen sind zu knapp 60 Prozent belegt. Das sei aber noch kein Grund, sich zurückzulehnen, findet die Landesdirektion.

Seit November kommen weniger Asylsuchende in den Aufnahmezentren in Sachsen an. Waren es in den vergangenen Monaten jeweils zwischen etwa 2.000 und 3.500 Menschen, zählten die Behörden im November nur knapp 1.300.

Regina Kraushaar, die Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, sieht jedoch keinen Anlass zum Zurücklehnen. Die Grenzkontrollen seit Mitte Oktober hätten vielmehr für eine Verschnaufpause gesorgt. Aus ihrem Umfeld höre sie: "Alle Schleuser sind schon da, alle Asylsuchenden sind schon irgendwo da und warten. Sie sind nicht in Syrien oder der Türkei geblieben."

Rückgang der Einreisen und Grenzkontrollen

Den Rückgang der Ankommenden-Zahlen hatte Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) im Dezember auch mit den stationären Grenzkontrollen an den Grenzen zu Polen und Tschechien begründet. Er nannte die Arbeit der Bundespolizei "einen Erfolg", weil weniger illegale Einwanderer umherirrten, Schleuser-Unfälle zurückgegangen seien und weniger Asylsuchende registriert wurden.

In Sachsen leben aktuell 33.817 Asylbewerber (Stand: 30. November). 13.222 von ihnen gelten als vollziehbar ausreisepflichtige Menschen in Sachsen. Davon verfügten 10.373 Menschen über eine Duldung. 748 Personen in der Zuständigkeit der Landesdirektion Sachsen wurden in diesem Jahr abgeschoben.

Weniger Asylsuchende seit November 2023

Die Zahl der Asylsuchenden in den Aufnahmeeinrichtungen des Freistaats
Monat im Jahr 2023 Anzahl Ankommende  
Juli 2.075  
August 2.643  
September 3.457  
Oktober 3.139  
November 1.271 (vorläufige Zahl)  
Dezember 573 (Stand: 20.12.)  

Zahlen und Fakten zur Migration in Sachsen 2023

Belegungszahlen:

Bis vor Weihnachten hatte der Freistaat Sachsen 8.257 Plätze in seinen Einrichtungen. "Hiervon sind derzeit 59 Prozent belegt", so die Landesdirektion. Darüber hinaus kann Sachsen weitere 1.429 Plätze aktivieren.

Insgesamt gibt es drei zentrale Aufnahmeeinrichtungen des Landes: in Chemnitz, Leipzig und Dresden. In den drei Städten wird die Unterbringung des Landes in insgesamt 19 Sammelunterkünften organisiert. Zelte oder Turnhallen seien derzeit im Zuständigkeitsbereich des Landes nicht mit Asylbewerbern oder Geflüchteten belegt.

  • Die aktuelle Auslastung der Aufnahmeeinrichtungen des Freistaates können Sie hier nachvollziehen.

Die Kommunen in Sachsen bringen Aslybewerber ebenfalls in Gemeinschaftsunterkünften unter, beispielsweise in Wohnheimen, aber auch in Hotels oder Wohnungen (dezentrales Wohnen). Vor allem Familien, alleinstehende Frauen und Mütter sollen dezentral wohnen. Allerdings erfasst die Landesdirektion die Unterbringungssituation bei den Kommunen nicht.

  • Für Chemnitz und Umgebung können Sie die Fakten zur Asyl- und Geflüchteten-Unterbringung ausführlich hier nachlesen.
  • Für Dresden finden Sie die Zahlen dazu hier (allerdings Stand: Ende 2022).
  • Für Leipzig sehen Sie die Fakten zur Asyl- und Geflüchteten-Unterbringung hier (Stand: Ende Oktober 2023).

Aus diesen Ländern kommen die meisten Asylsuchenden nach Sachsen:

  • Syrien (4.448 Menschen)
  • Venezuela (3.018)
  • Türkei (1.711)
  • Afghanistan (1.139)
  • Indien (631)
  • Russische Föderation (344)
  • Georgien (309)
  • Pakistan (296)
  • Irak (272)
  • Iran (211).

Im Jahr der großen Flüchtlingsbewegung 2015 waren noch 28.317 Menschen nach Sachsen gekommen. Das waren 27 Prozent mehr als in diesem Jahr. Zugleich wurden bis Ende November 60.057 Geflüchtete aus der Ukraine in Sachsen behördlich erfasst. Diese werden bei den Asylsuchenden nicht mitgezählt.

Bis Ende November hat die Landesdirektion Sachsen in diesem Jahr insgesamt 22.263 Asylsuchende vorübergehend in Sachsen untergebracht und registriert. 22 Prozent davon, also mehr als jeder Fünfte (4.949), wurden an andere Bundesländer weitergeleitet, teilte die Behörde auf Nachfrage von MDR SACHSEN mit.

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MDR (kk,sat, Daniela Kahls)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 28. Dezember 2023 | 14:00 Uhr

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