Marcel Fratzscher
Professor Marcel Fratzscher ist Präsident des DIW. Bildrechte: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Kritik Ökonom blickt skeptisch auf die Ansiedlung des TSMC Chip-Werks: "Wette auf die Zukunft"

09. August 2023, 05:00 Uhr

Freudige Stimmen zur Ansiedelung des taiwanesischen Chipherstellers TSMC in Dresden gibt es viele. Etwas Wasser in den Wein gießt einer der bekanntesten deutschen Ökonomen Marcel Fratzscher. Was genau sieht er kritisch?

Der Wirtschaftsexperte Marcel Fratzscher sieht die Milliardensubventionen für die Ansiedlung des Chip-Herstellers TSMC in Dresden kritisch. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung sagte MDR AKTUELL, das sei eine Wette auf die Zukunft. Ob es gut sei oder nicht, wisse man wahrscheinlich erst in zehn Jahren.

Fünf Milliarden Euro Subventionen für die geplante Anzahl an Arbeitsplätzen sei extrem teuer. Ob die Großinvestition positive Effekte für die Wirtschaft in Sachsen haben werde, sei offen. Konkret die Frage, ob Zulieferer und andere Branchen einen Impuls davon bekämen, innovativ zu sein und neue Produkte zu entwickeln und letztlich dadurch neue Arbeitsplätze entstünden. Auch ob der Mittelstand profitieren könne, sei offen.

Unternehmen nicht modern?

TSMC stelle des Weiteren nicht die neuesten Chips her, sondern bediene sich eher älterer Technologien. "Das wird sich hoffentlich über die Jahre verbessern", so Fratzscher. Gleichzeitig hoffe er, dass sich die Willkommenskultur in der Region durch die Ansiedlung verbessere. Die Menschen müssten realisieren, dass alle davon profitierten, wenn man offen für Zuwanderung sei.

China-Abhängigkeit bleibt

Auch der Wirtschaftswissenschaftler Reint Gropp äußerte Kritik am geplanten Chipwerk in Dresden. Der Präsident des Leibniz Instituts für Wirtschaftsforschung sagte MDR AKTUELL, damit werde man das Ziel einer größeren Unabhängigkeit von China nicht erreichen. Die Abhängigkeit werde nur verlagert. Rohstoffe wie seltene Erden und die Maschinen zur Chip-Herstellung kämen weiterhin aus China.

Der taiwanesische Konzern TSMC hatte bekanntgegeben, zusammen mit Bosch, Infineon und dem niederländischen Unternehmen NXP mindestens zehn Milliarden Euro in eine Chip-Fabrik in Dresden investieren zu wollen.

MDR (sat)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 09. August 2023 | 06:00 Uhr

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