Theaterplatz in Chemnitz gefüllt mit streikenden Lehrern.
Im Arbeitskampf: Der Theaterplatz Chemnitz war gut gefüllt mit streikenden Lehrerinnen und Lehrern. Bildrechte: MDR/Harry Härtel

Westsachsen 1.500 Pädagogen streiken in Chemnitz für mehr Lohn

21. November 2023, 12:53 Uhr

Die Streiks im Bildungssektor gehen weiter. Nachdem am Montag Beschäftigte der Hochschulstandorte Leipzig, Dresden und Chemnitz ihre Arbeit niedergelegt haben, waren am Dienstag Mitarbeitende an Schulen in Westsachsen zu Streiks aufgerufen. Die Lehrergewerkschaft GEW und der Sächsische Lehrerverband sprechen von 1.500 Streikenden. Und schon jetzt ist klar: Die Streiks an Schulen werden in der kommenden Woche deutlich ausgeweitet.

Rund 1.500 Lehrer, Schulassistenten und pädagogische Fachkräfte haben sich am Dienstag an einem Streik in den Regionen Chemnitz und Zwickau beteiligt. Die Menge versammelte sich nach Angaben des sächsischen Lehrerverbands und der Gewerkschaft GEW auf dem Theaterplatz in Chemnitz. Es kam dadurch zu Unterrichtsausfällen.

Der Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW in Sachsen, Burkhard Naumann, bilanzierte: "Das ist ein unmissverständliches Signal an die Arbeitgeber." Die Streikenden fordern unter anderem 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 500 Euro, außerdem "Verbesserungen im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder." Dies betreffe insbesondere Schulassistentinnen, Pädagogische Fachkräfte im Unterricht und sonderpädagogische Fachkräfte an Förderschulen, so Naumann.

Der Arbeitskampf wird organisiert von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), aufgerufen hat zudem der Sächsische Lehrerverband (SLV). Hintergrund des Streiks sind die derzeitigen Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst der Länder.

Streik sorgt für Unterrichtsausfälle

Der Streik habe auf den gesamten Unterrichtsausfall kaum einen Einfluss, so Naumann. "Mittlerweile fällt durch Lehrkräftemangel jede 12. Unterrichtsstunde aus. Ein Streik tut da wirklich nichts dazu." Die Betreuung an den Schullen sei aber in der Regel abgesichert worden, sagte Naumann.

"Lehrkräfte halten Bildungssystem am Laufen"

Naumann begründete den Aufruf und die Forderungen unter anderem mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten: "Die starken Preisanstiege treffen auch die Landesbeschäftigten. Deshalb fordern wir von den Arbeitgebern angemessene Lohnerhöhungen."

Es brauche motivierte Lehrkräfte und ein deutliches Signal, um den öffentlichen Dienst attraktiv zu halten, mahnte Naumann. Lehrkräfte hielten das Bildungssystem am Laufen. "Gleichzeitig bekommen sie derzeit einen Dämpfer nach dem anderen: Nein zu Entlastungen, Nein zu mehr Geld für Bildung und nun zwingen uns die Arbeitgeber mit ihrer Blockadehaltung zum Streik", kritisierte er.

Burkhard Naumann, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen, spricht auf einer Pressekonferenz
GEW-Landesvorsitzender Burkhard Naumann wirft der Arbeitgeberseite eine Blockadehaltung vor. Er kündigte weitreichende Streiks an Schulen in der kommenden Woche an. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Kommende Woche landesweiter Streik geplant

Die Aktion am Dienstag ist wohl nur ein Vorgeschmack auf die kommende Woche. Naumann kündigte an: "Nächste Woche weiten wir die Streiks noch einmal aus. Dann sind angestellte Lehrkräfte an allen öffentlichen Schulen in Sachsen zum Streik aufgerufen." Hinzu kämen die Landesbeschäftigten sowie studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte an Hochschulen und Universitäten.

Geplant ist der groß angelegte Streik den Angaben zufolge für den 28. November. Der "Streiktag Bildung" wurde von der Bildungsgewerkschaft bundesweit ausgerufen. Leipzig sei neben Berlin, Hamburg und Karlsruhe einer der zentralen Versammlungsorte in Deutschland, hieß es. "Die Warnstreiks machen deutlich: Die Beschäftigten sind bereit, für einen ordentlichen Tarifabschluss zu kämpfen", teilte Naumann mit. Er forderte die Arbeitgeber dazu auf, "endlich ein angemessenes Angebot vorzulegen!"

Rückblick: Streiks in Leipzig, Dresden und Chemnitz am Montag

Bereits am Montag hatten mehrere hundert Menschen an sächsischen Hochschulen gestreikt. Dazu hatten die GEW und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgerufen. Sie forderten unter anderem einen Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte. In Leipzig hatten sich am Mittag nach Angaben der GEW 300 Tarifbeschäftigte sowie Auszubildende und studentische Hilfskräfte am Hauptcampus der Universität Leipzig versammelt.

Nachrichten

Warnstreik in Leipzig am Mittwoch kurz vor der dritten Runde der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst der Länder. Auf einer Kundgebung wird auf einem Transparent auch ein "TV Stud", ein Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte gefordert.
Warnstreik in Leipzig am Mittwoch kurz vor der dritten Runde der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst der Länder. Auf einer Kundgebung wird auf einem Transparent auch ein "TV Stud", ein Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte gefordert. Bildrechte: Jasmin Koch

In Dresden hatten sich am Mittag etwa 250 Streikende am Fritz-Förster-Platz zu einer Kundgebung mit anschließendem Demonstrationszug durch das Univiertel getroffen. An der Technischen Universität Dresden waren wegen des Warnstreiks der Mitarbeitenden Lehrveranstaltungen ausgefallen. Auch in Chemnitz waren einige Beschäftigte in den Streik getreten.

Gewerkschaft fordert mehr Sicherheit für studentische Beschäftigte

Die Gewerkschaft Verdi sprach von prekären Arbeitsverhältnissen an den Hochschulen. Viele Jobs für studentisch Beschäftigte würden nur monatsweise verlängert. Es gebe keine Sicherheit.

Sachsens GEW-Vorsitzender Naumann zeigte sich zufrieden mit dem Streik am Montag: "An den drei Standorten in Sachsen haben heute 900 Streikende die Forderungen an die Arbeitgeber unterstrichen." Die Gewerkschaft erwarte an den Hochschulen und Universitäten, dass die Befristungen endlich eingedämmt würden. Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte verdienten einen Tarifvertrag mit ordentlichem Lohn. 

Streikende stehen an der TU Chemnitz.
Am Montag haben in Chemnitz Beschäftigte der Technischen Universität gestreikt. Bildrechte: Jan Härtel

Das sind die Forderungen der Gewerkschaften Derzeit gibt es einen Tarifstreit im öffentlichen Dienst der Länder. Die Gewerkschaften fordern für die Tarifrunde:

* 10,5 Prozent mehr Lohn - mindestens aber 500 Euro mehr
* 200 Euro mehr Lohn für Nachwuchskräfte
* Auszubildende sollen unbefristet übernommen werden

Die dritte Verhandlungsrunde findet den Angaben zufolge am 7. und 8. Dezember 2023 statt. Quelle: Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft

MDR (ama/pri)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 20. November 2023 | 06:00 Uhr

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