Gehältervergleich Ärzte, Lehrer, Geschäftsführer: Wer verdient am meisten in Sachsen?

24. Juli 2023, 05:00 Uhr

Die Bundesagentur für Arbeit hat Zahlen zum sächsischen Medianlohn 2022 veröffentlicht. In welchen Berufen verdienen die Sachsen am besten, in welchen am wenigsten? Und wie schneidet Sachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern ab?

Der Medianlohn aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lag im vergangenen Jahr in Sachsen bei 3.012 Euro. Gegenüber dem Jahr 2021 sind die Löhne und Gehälter somit um 155 Euro oder 5,4 Prozent gestiegen.

Gleichzeitig zogen aber auch die Preise an: Laut Statistischem Landesamt gingen die Verbraucherpreise für Sachsen im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um 6,9 Prozent nach oben.

Begriffserklärung Medianlohn Der Medianlohn ist das mittlere Einkommen von Vollzeitbeschäftigten. Das bedeutet, die Hälfte verdient mehr und die andere Hälfte weniger.

Ein Beispiel verdeutlicht den Unterschied zwischen Median- und Durchschnittslohn: In einem Bus sitzen fünf Personen. Zwei verdienen 2.000 Euro, eine 2.500 Euro, eine 3.000 Euro und eine 15.000 Euro. Im Durchschnitt verdient jede dieser Personen 4.900 Euro. Der Medianlohn liegt bei 2.500 Euro und spiegelt somit die Realität der meisten Menschen in dem Bus besser wieder als der Durchschnittswert.

Hoher Anstieg nach Pandemiejahren

Laut der Arbeitsagentur ist der Anstieg neben Tariferhöhungen auch mit der hohen Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld während der beiden Pandemiejahre zu erklären. Denn während dieser Zeit bezogen viele Beschäftigte durch die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld einen geringeren Lohn.

Deutlich höherer Medianlohn in Westdeutschland

Bundesweit lag der Medianlohn bei 3.646 Euro – gut 600 Euro über dem sächsischen Wert. Verglichen mit Westdeutschland ist der Medianlohn in Sachsen 740 Euro geringer.

Eine Grafik zeigt die mittleren Bruttomonatsentgelte von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in Euro.
Der Medianlohn ist in Westdeutschland höher als in den ostdeutschen Ländern. Bildrechte: Bundesagentur für Arbeit

Gründe für die Lohnunterschiede zwischen den Bundesländern sind laut Arbeitsagentur die je nach Bundesland unterschiedlichen Branchen und Betriebsgrößen. Beispielsweise sind große Betriebe oft tarifgebunden – zahlen deshalb meist auch höhere Löhne.

In Sachsen finde sich eine eher kleinteilige Wirtschaftsstruktur. Auch Konzernsitze und gut bezahlte Forschungs- und Entwicklungsbereiche seien in Sachsen im Vergleich zu westlichen Regionen weniger präsent.

Sachsen schneidet im Osten am besten ab

Im ostdeutschen Vergleich ist Sachsen aber ganz vorne: Mit 3.012 Euro ist der Medianlohn höher als in Brandenburg (3.011 Euro), Sachsen-Anhalt (2.993 Euro), Thüringen (2.945 Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (2.935 Euro).

Aber auch innerhalb Sachsens gibt es große Gehaltsunterschiede: So liegt der Medianlohn von Dresden um 865 Euro über dem im Landkreis Görlitz.

Eine Grafik zeigt die mittleren Bruttomonatsentgelte von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in Euro nach Kreisen, Städten und Qualifikation.
Innerhalb der verschiedenen Regionen in Sachsen gibt es große Unterschiede: In Dresden und Leipzig war der Medianlohn 2022 deutlich höher als im Landkreis Görlitz oder im Erzgebirgskreis. Bildrechte: Bundesagentur für Arbeit

Friseure und Floristen bei Einkommen ganz hinten

Das mittlere Einkommen von Ärzten ist in Sachsen mit 6.397 Euro brutto am höchsten. Auf dem zweiten Platz stehen Lehrer an Oberschulen und Gymnasien (6.127 Euro) noch vor Steuerberatern (5.971 Euro) und Geschäftsführern (5.932). Erstaunlich gut schneiden laut den Berechnungen der Arbeitsagentur auch Musiker ab: Mit 5.658 Euro kommen sie auf den fünften Platz.

Allerdings sind diese Zahlen mit einer gewissen Vorsicht zu genießen: Für die Auswertung hat die Bundesagentur für Arbeit Löhne über der Beitragsbemessungsgrenze nicht berücksichtigt. Diese lag 2022 im Osten bei 6.750 Euro. Bei den Berufen mit hohem Lohn, wie etwa bei Ärzten oder Geschäftsführern, könnte dadurch das Gesamtergebnis geringer ausgefallen sein, als es tatsächlich ist.

Den geringsten Medianlohn erhalten nach den Berechnungen der Arbeitsagentur mit 1.749 Euro Friseure. Floristen liegen mit einem mittleren Einkommen von 1.794 Euro auf dem vorletzten Platz. Insgesamt hat die Bundesarbeitsagentur 115 Berufsgruppen erfasst.

MDR (jwi)

26 Kommentare

Phoenixada vor 41 Wochen

Ich verstehe das ganze sowieso nicht, angeblich jeder zehnte Student studiert Lehramt, aber massenhaft Lehrerstellen können nicht besetzt werden, obwohl man in diesem Beruf ein Schweinegeld bekommt, wie geht das?

goffman vor 41 Wochen

@ Paul90: Die Statistik erfasst sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte. Also z.B. den angestellten Assistenzarzt im Krankenhaus nach dem Studium. Der selbstständige niedergelassene oder auf Honorarbasis tätige Arzt wird nicht erfasst, genauso wenig wie der selbstständige Handwerksmeister. Und ja: die Selbstständigen haben vmtl. oft ein höheres Einkommen.

Anita L. vor 41 Wochen

"Mich würde bei dieser Berufsgruppe viel mehr der Unterschied zwischen den verbeamteten und angestellten Lehrern interessieren."
Die Tarif- und Besoldungstabellen sind im WWW verfügbar. Aber so viele verbeamtete Kollegen gibt es auch noch nicht. Interessanter ist das Dienstalter, welches für den extrem hohen Median sorgt.

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