Ein Plakat «Warnstreik» ist an einem Bus der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) während des Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr im Betriebshof Trachenberge unter den Scheibenwischer geklemmt.
Auch in Dresden ist auf vielen Verbindungen im ÖPNV mit einschränkungen zu rechnen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Arbeitskampf im Stadt- und Regionalverkehr Streik im ÖPNV: Weiter Einschränkungen im Nahverkehr in Sachsen

22. Februar 2024, 08:26 Uhr

Auch am Donnerstag werden in vielen Regionen Sachsens keine Busse und Bahnen im Stadt- und Regionalverkehr fahren. Verdi hat Beschäftigte von mehreren Verkehrsbetrieben zum Streik aufgerufen. Die Gewerkschaft fordert eine deutliche Gehaltssteigerung. Diese bezeichnet die Arbeitgeberseite als "unrealistisch".

Für die Arbeitgeberseite sind die Tarifforderungen der Gewerkschaft Verdi für die Beschäftigten des Öffentlichen Personennahverkehrs in Sachsen überzogen. Der Geschäftsführer des Regionalverkehrs Erzgebirge und Vorstandsmitglied im Arbeitgeberverband Nahverkehr, Roland Richter, bezeichnete die geforderte Gehaltserhöhung von 22 Prozent als "illusorisch". "Das ist leider nicht finanzierbar", sagte Richter MDR SACHSEN. Verdi fordert mindestens eine Lohnerhöhung von 750 Euro pro Monat sowie eine Erhöhung der Vergütung für Auszubildende und Praktikanten um 200 Euro monatlich.

Streikende auf der Straße 2 min
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MDR SACHSENSPIEGEL Mi 21.02.2024 19:00Uhr 02:20 min

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Verdi hatte Beschäftigte von Unternehmen am Mittwoch und Donnerstag zum Ausstand aufgerufen, die dem Arbeitgeberverband öffentlicher Nahverkehr angehören. Die Arbeitgeberseite hatte in den jüngsten Verhandlungen im Januar eine Lohnsteigerung von elf Prozent angeboten. Im Tarifvorschlag enthalten war auch die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie in zwei Schritten bis Juni 2024 in Höhe von 2.000 Euro. Diese Angebote habe Verdi als "nicht verhandlungsfähig" zurückgewiesen, sagte Richter.

Für uns ist es sehr bedauerlich, dass unsere Fahrgäste da wieder hineingezogen werden.

Roland Richter Geschäftsführer des Regionalverkehrs Erzgebirge und Vorstandsmitglied im Arbeitgeberverband Nahverkehr

Der zweitägige Warnstreik sei für ihn nicht nachvollziehbar, da am Freitag dieser Woche die nächste Verhandlungsrunde ansteht. "Das Vorgehen von Verdi ist auch ein Stück befremdlich. Für uns ist es sehr bedauerlich, dass unsere Fahrgäste da wieder hineingezogen werden", sagte Richter.

Kommunale Beschäftigte halten bei einer Demonstration auf dem Riebeckplatz ein Transparent mit der Aufschrift «Wir streiken». 4 min
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ÖPNV in Landkreisen Bautzen und Görlitz eingeschränkt

Betroffen von den Streiks ist der Straßenbahn- und Busverkehr in allen Landkreisen, mit Ausnahme von Nordsachsen und dem Kreis Leipzig. Einer der Streik-Schwerpunkte seien die Landkreise Görlitz und Bautzen. So sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Görlitzer Verkehrsbetriebe, der DB REGIO Bus mit Niederlassung Zittau sowie im Omnibusverkehr Oberlausitz Niesky aufgerufen, die Arbeit niederzulegen.

Busstreik
Mehrere Regionen in Sachsen sind von den Streiks betroffen. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance / dpa | Thomas Eisenhuth

Im Landkreis Bautzen werden die Regionalbus Oberlausitz sowie die Hoyerswerdaer Verkehrsbetriebe betroffen sein. Die Hoyerswerdaer Verkehrsbetriebe gehen davon aus, dass der Stadtverkehr an beiden Tagen komplett ausfällt. Vom Regionalverkehr werden voraussichtlich einzelne Verbindungen angeboten, die auch das Stadtgebiet von Hoyerswerda abdecken, so das Unternehmen.

Ausfälle in den Städten Chemnitz, Dresden und Zwickau

Zudem sind in Dresden und Chemnitz Einschränkungen im Stadtverkehr zu erwarten, weil dort Verbandsmitglieder im Auftrag der städtischen Verkehrsbetriebe Buslinien betreiben. Ein Verdi-Sprecher sagte MDR SACHSEN, je nach Dienstzeit der Beschäftigten könnten die Streikauswirkungen bis in den frühen Freitagmorgen andauern.



In Dresden sind auch die Fähren betroffen sowie die meisten Fahrten auf den Buslinien 66, 68, 72, 73, 76, 77, 79, 80, 81, 85 und 88. Im Straßenbahn-Ersatzverkehr der Linie 4 Richtung Weinböhla und der Linie 11 Richtung Bühlau sind laut Dresdner Verkehrsbetrieben einzelne Busse unterwegs.

Ein Anleger einer Fähre auf einem Fluss.
Auch die Fähren in Dresden stehen still. Bildrechte: MDR/Ilka Nozon

Diese Betriebe werden bestreikt

Mitarbeitende folgender Verkehrsunternehmen sind zum Warnstreik aufgerufen:

  • Regionalverkehr Westsachsen Zwickau
  • Euro Traffic Partner Chemnitz (Tochterfirma der Chemnitzer Verkehrs AG mit den gelben Bussen)
  • Regiobus Mittelsachsen
  • Regionalverkehr Erzgebirge
  • Verkehrsgesellschaft Meißen
  • Dresdner Verkehrsservicegesellschaft (Tochterfirma der DVB)
  • Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
  • Verkehrsgesellschaft Hoyerswerda
  • Regionalbus Oberlausitz
  • Görlitzer Verkehrsbetriebe
  • DB Regio Bus Ost (Niederlassung Zittau)
  • Omnibusverkehr Oberlausitz Niesky
  • Straßenbahn-Bus Gesellschaft Plauen

Die Beschäftigten bei der Dresdner Verkehrsbetriebe, Chemnitzer Verkehrs AG und Zwickauer Verkehrsbetriebe sind nicht zum Streik aufgerufen. Auch alle Fahrten, die von privaten Subunternehmen angeboten werden, werden nicht bestreikt.

Verdi hatte Bus- und Straßenbahnfahrer bereits am 2. Februar zum Warnstreik aufgerufen. Der Stadt- und Regionalverkehr in den meisten Teilen Sachsens lag einen Tag lang nahezu lahm. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 23. Februar geplant. Damals war auch der Schülerverkehr betroffen, in dieser Woche sind in Sachsen noch Winterferien.

MDR (lam/stt/phb/mis)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 21. Februar 2024 | 06:00 Uhr

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