Kritik an Steuerpolitik Mit 260 Traktoren unterwegs: Bauern protestieren in Ostthüringen

04. Januar 2024, 21:16 Uhr

Hunderte Bauern mit langsam fahrenden Traktoren haben am Donnerstag gegen Pläne protestiert, finanzielle Erleichterungen für sie zu streichen. Kurz darauf wurde bekannt, dass die Bundesregierung ihre Kürzungspläne abmildert. Der Thüringer Bauernverband kritisierte dies als "Brosamen".

In Ostthüringen haben am Donnerstag hunderte Bauern gegen höhere Kosten protestiert. In den Landkreisen Greiz, Saale-Holzland, Saale-Orla und Saalfeld-Rudolstadt waren sie laut Polizei mit insgesamt 260 Traktoren unterwegs. Der Protest am Vormittag richtete sich gegen ursprüngliche Pläne der Bundesregierung, Steuererleichterungen in der Landwirtschaft zu streichen.

Traktoren mit langsamem Tempo unterwegs

Betroffen waren im Saale-Holzland-Kreis unter anderem die B7 zwischen Eisenberg und dem Jenaer Ortsteil Isserstedt sowie die B88 zwischen Wichmar und dem Jenaer Ortsteil Maua. Auch im Saale-Orla-Kreis und dem Landkreis Greiz waren Protestfahrten angekündigt, wie auf der B281zwischen Miesitz und Saalfeld sowie vom Daßlitzer Kreuz bis nach Miesitz und zwischen Saalfeld und Gefell.

Auf den betroffenen Bundesstraßen kam es stellenweise zu Behinderungen. Zudem gab es zwei unangemeldete Demos mit jeweils bis zu 60 Teilnehmern in Pößneck und am Flughafen Neunhofen. Laut Polizei verliefen alle sechs Veranstaltungen ohne Zwischenfälle.

Von Miesitz im Saale-Orla-Kreis aus starteten über 100 Traktoren.
Von Miesitz im Saale-Orla-Kreis aus starteten über 100 Traktoren. Bildrechte: MDR / Andreas Dreißel

Die Landwirte protestieren gegen Pläne, Steuererleichterungen für ihre Betriebe zu kippen. Außerdem kämpfen die Landwirte nach eigenen Angaben gegen die geplante Streichung beim vergünstigten Agrardiesel. Mehrere Kreisbauernverbände hatten zu den Kundgebungen mit langsam fahrenden Traktoren aufgerufen.

Kfz-Steuer-Befreiung soll zunächst bleiben

Am Donnerstagnachmittag gab die Bundesregierung bekannt, dass sie ihre Kürzungspläne bei den Agrarsubventionen abmildern will. So soll es zunächst dabei bleiben, dass forst- und landwirtschaftliche Fahrzeuge von der Kraftfahrzeugsteuer befreit werden können. Die Beihilfe für Agrardiesel soll erst 2026 gänzlich abgeschafft werden. 2024 soll die Steuer-Rückvergütung, die Betreiber von forst- und landwirtschaftlichen Fahrzeugen beantragen können, zunächst um 40 Prozent gesenkt werden.

Thüringer Bauernverband: "Wie hingeworfene Brosamen"

Die Hauptgeschäftsführerin des Thüringer Bauernverbandes, Katrin Hucke, sagte MDR THÜRINGEN, trotz dieser Entscheidung bleibe es in Thüringen bei den für Montag angekündigten Protesten. Dort gehe es ganz grundsätzlich um die Zukunft der Landwirtschaft. Gegenwärtig fühle sich die Berliner Entscheidung zu den Subventionen erst mal an "wie hingeworfene Brosamen".

Für Montag rufen der Deutsche Bauernverband und die Landesbauernverbände bundesweit zu Demonstrationen und Protestaktionen auf. In Thüringen sind Sternfahrten aus dem ganzen Freistaat nach Erfurt geplant, wo 850 Traktoren erwartet werden. Ob es dabei angesichts der Schritte der Bundesregierung bleibt, ist offen.

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"Nicht vergessen wir sorgen fürs Essen" steht auf einem Transparent an einem Traktor, der auf einer Straße fährt.
"Nicht vergessen, wir sorgen fürs Essen" steht auf einem Transparent an einem Traktor, der auf einer Straße zu einer Autobahnauffahrt fährt. Bildrechte: Erik-Holm Langhof
"Nicht vergessen wir sorgen fürs Essen" steht auf einem Transparent an einem Traktor, der auf einer Straße fährt.
"Nicht vergessen, wir sorgen fürs Essen" steht auf einem Transparent an einem Traktor, der auf einer Straße zu einer Autobahnauffahrt fährt. Bildrechte: Erik-Holm Langhof
Bauern stehen mit ihren Fahrzeugen an der Autobahnauffahrt bei Grimma.
Am Donnerstag in der Zeit zwischen 6 und 9 Uhr haben Bauern ihre Fahrzeuge auf verschiedene Autobahnauffahrten in Sachsen gestellt. Bildrechte: Erik-Holm Langhof
Landmaschinen blockieren eine Autobahnauffahrt.
Landmaschinen blockierten Zufahrten zu der A4, A13, A14, A17, A38 und A72. Bildrechte: Erik-Holm Langhof
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Laut Polizei kam es zu Verkehrsbehinderungen, ein Verkehrschaos gab es aber nicht. Bildrechte: Rocci Klein
Traktoren blockieren die Autobahnauffahrt an der A4 bei Uhyst.
Der Protest richtet sich gegen die Ampelkoalition in Berlin, die Steuervergünstigungen in der Landwirtschaft streichen will. Bildrechte: Rocci Klein
Bauern protestieren an einer Autobahnauffahrt.
Konkret kämpfen die Bauern darum, dass der steuervergünstigte Agrardiesel sowie die Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Maschinen bleibt. Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel
Bauern stehen an der A72 bei Stollberg.
Wegen der Sparpläne wird innerhalb der Bundesregierung noch diskutiert. Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel
Traktoren blockieren die Auffahrt zur A72 bei Stollberg.
Initiator der Demo ist die Bauernvereinigung "Land schafft Verbindung". Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel
Bauern demonstrieren gegen Subventionen.
Bereits zu Beginn der Woche hatten Sachsens Landwirte gegen die Pläne der Ampelregierung protestiert. Dazu waren sie auch in die Chemnitzer Innenstadt gefahren, um sich Gehör zu verschaffen. Bildrechte: Audiovision Chemnitz
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MDR (seg)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 04. Januar 2024 | 19:00 Uhr

108 Kommentare

mattotaupa vor 17 Wochen

"bezahlbare Lebensmittel" auch die subventionen fallen nicht vom himmel und müssen bezahlt werden, nur profitiert ein großer betrieb mehr davon. das interesse der bauern ist nicht im geldbeutel der bevölkerung, sondern in deren eigenem geldbeutel angesiedelt. keinesfalls will ich das demonstrationsrecht irgendwie angreifen aber ein bisschen ehrlicher sollte man schon sein.

mattotaupa vor 17 Wochen

"Das die Bauern auch für sie für bezahlbare Grundnahrungsmittel kämpfen" die bauern kämpfen für ihr eigenes einkommen, nicht für meine geringere rechnung im supermarkt. hierzu gehen sie aber nicht die für die subventionierung zuständige regierung an, sondern behindern den bürger, der das ggf. durch die behinderung nicht mehr verdiente geld benötigt, um halt die lebensmittel erwerben zu können. die lebensmittel werden ja für mich nicht billiger, wenn ich durch steuern die subventionen bezahle anstatt reale preise anstatt der steuern, für die bauern besteht nur ein interesse an der einnahmesicherheit. subventionen sind garantierte einkünfte auf kosten der steuerzahler, während der vermarktungserfolg in den sternen steht.

randdresdner vor 17 Wochen

@ Ann - genau diese Proteste, die gestern am am Fähranleger stattgefunden haben zeigen, dass es immer Typen gibt, die nicht friedlich protestieren. Solche Bilder machen den Protest (wie auch immer dazu steht) der anderen überschattet.

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Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk