Kabel und LED-Leuchten eines Servers im Rechenzentrum
1.800 elektronische Akten von Staatskanzlei und Justizministerium wurden im Thüringer Landesrechungszentrum versehentlich gelöscht (Symbolfoto). Bildrechte: IMAGO / photothek

Datenpanne Hunderte Dokumente des Landes Thüringen aus Versehen gelöscht

16. Oktober 2022, 20:54 Uhr

In der Thüringer Landesverwaltung sind rund 1.800 elektronische Dokumente der Staatskanzlei und des Justizministeriums versehentlich gelöscht worden. Sie betrafen die Jahre 2014 bis 2021. Die CDU fordert, das Thema im Landtag zu behandeln.

Rund 1.800 digitale Dokumente des Freistaates Thüringen sind versehentlich gelöscht worden. Das bestätigte das für die landeseigene IT zuständige Finanzministerium MDR THÜRINGEN. Ministeriumssprecher Uwe Büchner sagte, es habe sich um elektronische Dokumente aus den Jahren 2014 bis 2021 gehandelt.

Viele gelöschte Akten noch als Papierversion vorhanden

MDR-Informationen zufolge sind die Löschungen im Mai geschehen. Betroffen waren vor allem E-Akten der Thüringer Staatskanzlei und des Justizministeriums. Ursache war laut Büchner zum einen, dass eine vom Thüringer Landesrechenzentrum eingesetzte Löschroutine fehlerhaft war. Diese sollte eigentlich Duplikate entfernen, löschte aber auch die Ursprungsdokumente. Zum anderen erwiesen sich die Fristen für die Aufbewahrung von Sicherheitskopien als zu kurz: Als die Panne Monate später auffiel, waren auch die Backup-Sicherheitskopien bereits überschrieben.

Risiken bestehen weiterhin und werden regelmäßig auch zu Schäden führen können.

Uwe Büchner Sprecher des Finanzministeriums

Der Fehler sei inzwischen behoben worden und viele der gelöschten älteren Dokumente lägen auch noch als Papierakten vor. In Zukunft wird diese zusätzliche Sicherheit jedoch wegfallen: Ab kommendem Jahr soll die gesamte Landesverwaltung nur noch mit elektronischen Akten arbeiten.

Büchner sagte, die Erkenntnisse aus dem Fehler würden helfen, die IT-Infrastruktur zu verbessern. Es sei jedoch nicht möglich, vollkommen fehlerfrei zu arbeiten. "Risiken bestehen weiterhin und werden regelmäßig auch zu Schäden führen können", erklärte Büchner.

Insgesamt arbeitet das Land mittlerweile mit rund 40 Millionen elektronischen Dokumenten. Ab 2023 soll die Thüringer Landesverwaltung mit ihren mehr als 10.000 Computerarbeitsplätzen vollständig mit E-Akten arbeiten. Der Freistaat Thüringen verwendet dafür ein Dokumentenmanagement-System, das zahlreiche deutsche Behörden und Landesverwaltungen einsetzen, unter anderem auch Sachsen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Berlin.

CDU fordert Diskussion zu Datenpanne im Landtag

Die CDU-Fraktion forderte am Montag, dass der Justizausschuss des Landtags in einer Sondersitzung zur Datenpanne in der Landesverwaltung beraten soll. Der justizpolitische Sprecher Stefan Schard sagte, die CDU wolle unter anderem Antworten darauf, welche Daten genau und wie viele verloren gegangen sind. Zugleich kritisierte er die Landesregierung. Die Datenpanne sei symptomatisch für das Digitalisierungschaos der Ramelow-Regierung.

MDR (KH/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 16. Oktober 2022 | 08:00 Uhr

52 Kommentare

Niemann am 18.10.2022

Papierakten werden auch versehentlich vernichtet? Papierakten werden auch vorsätzlich vernichtet, was sogar viel einfacher ist als Akten in einem gesicherten IT-System!

Niemann am 18.10.2022

Sie vergessen das in einem Rechenzentrum auch vielfältige organisatorische Vorkehrungen und technische Einrichtungen vorhanden sind und müssen, das verlangt schon die Datensicherheit und das eigene Interesse der Nutzer. Natürlich gibt es immer wieder Software die erst beim Kunden reift und aus finanziellen Gründen mit heißer Nadel gestrickt ist. Deshalb ist hier eine besondere Sorgfalt eines RZ-Betreibers zwingend erforderlich. Offenbar wurden primitive Regel beim Betrieb eines Rechenzentrums nicht eingehalten. Ein Administrator, der um notwendig Hardware und Sicherheitssoftware betteln muß ist sicher nicht die Ursache dieses elementaren Versagens. Oder war das ganze doch Absicht? Eine solche "Panne" ist ja nicht die erste in so einem politischen Bereich!

Niemann am 18.10.2022

In der Politik geschieht nichts aus Zufall. Aus beruflichen Erfahrung kenne ich mich in der IT bestens aus. Da nicht zu vermuten ist das in dem Rechenzentrum Idioten beschäftigt sind kann es sich nur um Absicht handeln. RAID-SYSTEME, Backups und andere Redundanzen, die ständig besser und sicherer werden, verhindern selbst bei plötzlichen Stromausfall das bereits gespeicherte Daten verloren gehen. Man muß schon verschiedene Sicherheitssysteme vorsätzlich überwinden um Daten zu löschen, wir können auch sagen verschwinden zu lassen.

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