Thüringen Bau von 24-Stunden-Dorfläden gerät ins Stocken

30. Dezember 2022, 18:35 Uhr

Thüringen fördert neue 24-Stunden-Dorfläden auf dem Land. Von 17 seit vergangenem Jahr bewilligten Märkten sind bisher neun in Betrieb gegangen. Das Programm ist aber inzwischen ins Stocken geraten.

24 Stunden einkaufen - und das auf dem Land. Das vor zwei Jahren vom Freistaat Thüringen ins Leben gerufene Förderprogramm ist ins Stocken geraten. Nach Angaben des Infrastrukturministeriums sind von 17 seit vergangenem Jahr bewilligten Märkten bisher neun in Betrieb gegangen. Die Zuschüsse für diese rund um die Uhr zugänglichen Läden sind aber an Fristen gebunden. Werden die nicht eingehalten, drohen Rückzahlungen. Das Land hatte 2021 und 2022 fast fünf Millionen Euro Fördermittel eingeplant.

Seit 2021 konnten thüringenweit neun Läden digitalisiert werden; sie sind neu gebaut oder mit Verkaufsautomaten ausgestattet worden: Diese befinden sich in

  • Nobitz (Altenburger Land)
  • Langenwetzendorf (Kreis Greiz)
  • Rohr und Wolfmannshausen (Kreis Schmalkalden-Meiningen)
  • Saalburg-Ebersdorf (Saale-Orla-Kreis)
  • Göttern und Ettersburg (Weimarer Land)
  • Kammerforst (Unstrut-Hainich-Kreis)
  • Geratal (Ilm-Kreis)

Weitere 24-Stunden-Läden im Bau

Die Läden in Großvargula (Unstrut-Hainich-Kreis), Burgtonna (Kreis Gotha) und im Mühlhäuser Ortsteil Grabe sind nicht fertig; die Förderfrist ist deshalb bis 28. Februar 2023 erneut verlängert worden. Ziel sei weiterhin, die Läden fertigzustellen.

Berichte über vielschichtige Probleme

Fragezeichen stehen hinter den Läden im Bad Langensalzaer Ortsteil Nägelstedt und Emleben (Kreis Gotha): Die sind ebenfalls noch nicht fertiggestellt. Das Land will nach eigenen Angaben prüfen, wie es hier weitergeht. Die Bürgermeister der betroffenen Kommunen sprechen von vielschichtigen Problemen bei der zuständigen Baufirma: Lieferengpässe, Preiserhöhungen und Personalmangel.

In Grabe die einzige Chance auf Nahversorgung

Im Mühlhäuser Ortsteil Grabe wartet Bürgermeister Karsten Lutze (CDU) aktuell noch auf den Dorfladen. Die Geschichte ist schnell erzählt. Die Bodenplatte wurde im Herbst 2021 gegossen; dann ist bis zum Frühjahr 2022 nichts passiert. Mittlerweile steht der Rohbau; auch die Regale und Türen sind komplett.

Nun wartet Lutze auf die Kühltechnik und den Internetanschluss. Wenn die da sind, könne der Laden eröffnet werden. Für die 650 Einwohner sei der 24-Stunden-Laden die einzige Chance auf eine Nahversorgung mit Lebensmittel. Deshalb sei er im Dauergespräch mit dem Investor. Bisher habe es immer wieder Baufortschritte gegeben, was auch sichtbar sei. In Grabe warte man sehnsüchtig auf den Laden.

Von 15 Antragstellern drei übrig

Von den 15 in diesem Jahr beantragten Läden sind am Ende nur drei übriggeblieben: Tonndorf (Kreis Gotha), Görsbach (Kreis Nordhausen) und Treffurt (Wartburgkreis). Leubingen, Schlöben und Haßleben haben ihre Anträge zurückgezogen, hieß es vom Land. Auch in Treffurt gibt es Probleme. Bürgermeister Michael Reinz hofft dennoch, dass im kommenden Jahr gebaut und eröffnet werden kann.

Der Markt in Görsbach wird voraussichtlich bis zum 28. Februar 2023 fertiggestellt und eröffnet werden.

MDR (co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 29. Dezember 2022 | 18:20 Uhr

15 Kommentare

astrodon am 31.12.2022

@Ische: und zur Punkt "schön wenn wenigstens ein oder 2 Personen vor Ort sind..." muss man fragen, wer das bezahlen soll - der Kunde ? Dann sind die Preise utopisch. Immerhin kostet die eine Verkausperson , sofern sie das nicht ehrenamtlich macht, bei "Normalschicht" ca. 3500€/Monat.

astrodon am 31.12.2022

@ische: Ich persönlich halte 20 Jahre für deutlich zu pessimistisch, wenn ich mich so umschaue: Ikea, Globus, Rewe, Tankstellen - überall dort bin ich schon auf Selbstzahlerkassen gestoßen. Und weniger wird es wohl nicht werden. Doch auch Senioren sind anpassungsfähig, als Beispiel sei das Überweisungsterminal der Banken genannt oder die Nutzung von Smartphones. Natürlich nutzen nicht alle in dieser Altersgruppe diese Technik, jedoch wage ich die Behauptung, dass der Anteil stetig steigt. Jeder "Neu-Rentner" bringt ein Stück mehr Erfahrung mit.

HERR K. am 31.12.2022

@astrodon Vielleicht setzt sich das mal in 20 Jahren durch wenn ich fast das Renteneintrittsalter erreicht habe. Aber aktuell sehe ich da eher schwarz. Die aktuellen Rentner stellen sich lieber an einer Schlange an der Kasse an als an eine komplett leere Selbstzahlerkasse zu gehen. Sie werden mit der digitalen Welt nicht groß. Und was ihnen nicht gezeigt wurde wollen sie auch nicht können. Und bei diesen 24h-Läden wäre es schon schön wenn wenigstens ein oder 2 Personen vor Ort sind/wären die dann helfen oder helfen können wenn mal jemand mit dem ganzen nicht klar kommt.

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