Familie Jedes dritte Kind in Thüringen per Kaiserschnitt geboren

28. Juli 2023, 19:10 Uhr

Für das Jahr 2023 zeichnet sich in Thüringen ein Anstieg der Geburten im OP-Saal ab. Im vergangenen Jahr wurden 32,8 Prozent der Neugeborenen mit einem Kaiserschnitt auf die Welt gebracht. Die Tendenz im Freistaat steigt.

In Thüringen kommt etwa jedes dritte Kind nach Angaben der Kaufmännischen Krankenkasse per Kaiserschnitt auf die Welt. Vergangenes Jahr waren es demnach 32,8 Prozent der Babys. 2021 lag der Wert bei 33,4 Prozent. Für 2023 zeichnet sich ein Anstieg der Geburten im OP-Saal ab. Vorläufige Daten zeigen, dass die Kaiserschnittrate in den ersten Monaten des Jahres bei rund 35 Prozent lag.

Expertin: Kaiserschnitte heute sicherer als je zuvor

Der medizinische Fortschritt in den vergangenen Jahren habe dazu beigetragen, dass Kaiserschnitte heute sicherer sind als je zuvor, hieß es von einer Expertin der Kaufmännischen Krankenkasse. Das ist einer der Gründe, warum sich immer mehr Frauen für eine stationäre Entbindung entscheiden. Wie bei jedem operativen Eingriff gebe es aber auch bei einem Kaiserschnitt gewisse Risiken, die sorgfältig abgewogen werden müssten.

Die Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe des Eichsfeld-Klinikums in Heiligenstadt, Gudrun König, sagte MDR THÜRINGEN Anfang Mai, dass Kaiserschnitte in bestimmten Situationen lebensrettend seien, aber auch eine Reihe von Risiken mit sich brächten. Durch den Geburtsstress und das Durchpressen durch die Scheide entfaltete sich etwa die Lunge der Neugeborenen besser, das Kind habe später weniger Anpassungsstörungen.

Für Mütter könne ein Kaiserschnitt das Risiko von Blutungsstörungen, Regelschmerzen und Schwierigkeiten bei zukünftigen Schwangerschaften erhöhen. Dazu erhöhe ein Kaiserschnitt das Thromboserisiko um 20 Prozent, so König. Für sie sei es wichtig, dass Frauen in die Lage versetzt werden, eine informierte Entscheidung über die Art ihrer Geburt treffen zu können. 

MDR (agh/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 28. Juli 2023 | 20:00 Uhr

6 Kommentare

MDR-Team vor 44 Wochen

Aufgrund des Interesses der Kommentierenden hier eine kurze Einordnung: Die Gründe für einen Wunschkaiserschnitt können vielseitig sein. Unter anderem wird dieser Weg mit der Furcht vor Verletzungen bei einer natürlichen Geburt oder der Planbarkeit der Entbindung begründet. Unabhängig davon kann ein regulärer Kaiserschnitt bei Risikoschwangerschaften, möglichen Gefährdungen für die Gesundheit von Mutter und Kind oder Komplikationen bei der Geburt notwendig sein.

dpa schreibt hierzu Folgendes:

Die international steigende Kaiserschnittrate sei zum einen auf die zunehmende Zahl von Risikoschwangerschaften und -geburten zurückzuführen, heißt es in der Antwort des Gesundheitsministeriums auf die Kleine Anfrage der SPD-Politikerin (Birte Pauls). «Zum anderen gibt es vermehrt werdende Eltern, die den Wunsch haben, eine geplante Entbindung durchzuführen.»

Anni22 vor 44 Wochen

@ Eddi Das ist schon klar, nur warum die Frauen ohne Grund eine OP vorziehen? Und dann bliebe ja trotzdem noch so ein Eid, dem Patienten nicht unnötig zu schaden...


Eddi58 vor 44 Wochen

@Anni22
Gute Frage!
Könnte es mit der Vergütung zusammenhängen?🤔

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