Tiere Luchse zum ersten Mal in Thüringen erfolgreich ausgewildert
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16. Mai 2024, 07:35 Uhr
Das Luchspärchen Viorel und Frieda ist erfolgreich im Thüringer Wald ausgewildert worden. Die erste Luchsauswilderung in Thüringen ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Wiederansiedlung der scheuen Großkatzen. In einem Auswilderungsgehege konnten sie sich in den vergangenen Wochen an ihre künftige Umgebung gewöhnen.
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Am späten Mittwochnachmittag sind im Thüringer Wald die ersten beiden Luchse ausgewildert worden - ein Weibchen und ein Männchen. Die Luchskatze Frieda wurde in Thüringen geboren. Sie wuchs im Wildkatzendorf Hütscheroda auf, abgeschirmt von der Öffentlichkeit. So wurde sie auf ein Leben in der Wildnis vorbereitet.
Ihr Partner Viorel ist ein Wildfang aus den rumänischen Karpaten. In den vergangenen Wochen konnten sich beide schon in einem streng abgeschirmten Auswilderungsgehege im Thüringer Wald beschnuppern und an ihre künftige Umgebung gewöhnen.
Meilenstein auf dem Weg zur Wiederansiedlung von Luchsen
Die Pinselohren kommen in Deutschland derzeit nur im Harz und dessen Umland, im Bayerischen Wald und im Pfälzer Wald vor. Nach Schätzungen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) gibt es bundesweit etwa 125 bis 135 selbstständige Luchse. In Thüringen sind etwa fünf bis zehn Luchse dauerhaft heimisch.
Sie leben vor allem im Norden des Freistaats, im Eichsfeld und im Südharz. Ihre Reviere sind jedoch weit voneinander entfernt. Dadurch findet kaum ein Austausch zwischen den einzelnen Tieren statt, was langfristig zu einer genetischen Verarmung führen könnte, fürchten die Experten.
Die erste Luchsauswilderung in Thüringen ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Wiederansiedlung der scheuen Großkatzen. Das Artenschutzprojekt "Luchs Thüringen" des BUND Thüringen und des WWF Deutschland will damit die Ausbreitung des Luchses fördern. Acht weitere Partner sind beteiligt, darunter Thüringenforst und der Landesjagdverband. Das Umweltministerium fördert das Projekt mit 2,9 Millionen Euro. 25 Prozent des Geldes stammen aus Landesmitteln, der Rest wird von der EU kofinanziert.
Thüringer Wald spielt besondere Rolle bei Fortbestand
Der Thüringer Wald spielt eine ganz besondere Rolle, um den Fortbestand der Art in Mitteleuropa zu sichern. Er gilt als Trittstein zwischen den etablierten Vorkommen im Harz und im Bayerischen Wald. In den kommenden vier Jahren sollen hier jährlich bis zu fünf Luchse ausgewildert werden. So soll eine Brücke zwischen den bereits bestehenden Luchspopulationen entstehen. Wie gut das am Ende funktioniert, werden auch Frieda und Viorel zeigen. Beide Tiere tragen ein GPS-Halsband und können jederzeit geortet werden.
Ein ähnliches Auswilderungsprojekt läuft derzeit im Erzgebirge. Dort wurden vor zwei Monaten die ersten Luchse ausgewildert. Bis 2027 sollen auch dort 20 Tiere freigelassen werden.
MDR (jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 16. Mai 2024 | 19:00 Uhr
Chakotay vor 23 Wochen
Mag ja alles stimmen und ist gut im Internet recherchiert. Mir kann aber keiner erzählen, dass der Luchs nicht auch Auerhühner jeder Größe und jedem Alter mitnimmt, wenn sich die Gelegenheit bietet. Und die Nutztierhalter rings herum werden sich auch freuen. Haben mit dem Wolf schon genug Ärger.
Stealer vor 24 Wochen
@Chakotay: Hauptnahrung des Luchses in Mittel- und Osteuropa sind Rehe und Hirsche - er ist gut daran angepasst, größere Beute zu erlegen. Andere häufige Beutetiere sind junge Wildschweine und tatsächlich auch Füchse. Und all die gibt es in deutschen Wäldern zu Genüge.
Kleinere Beute ist eher eine Notlösung, da der Aufwand der Jagd oft nicht dem Ertrag entspricht - Auerhühner sind eher durch kleinere Beutegreifer bedroht.
Klausemann vor 24 Wochen
Schön, daß die Luchse auch in Thüringen erfolgreich ausgewildert wurden. Ich frage mich nur, was wäre denn eine erfolglose Auswilderung gewesen? Klingeln dann die Tiere abends und wollen zurück ins Gehege?