Bildungspolitik Diskussion um Zukunft von Schulen mit zu kleinen Klassen
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13. April 2023, 11:18 Uhr
Dutzende Schulen in Thüringen haben zu kleine Klassen. In der Debatte um ein überarbeitetes Thüringer Schulgesetz wird über die Zukunft dieser Schulen diskutiert. Das Ministerium will die Zahl kleiner Schulen reduzieren und setzt auf Kooperationen. Die CDU befürchtet, dass kleine Schulen geschlossen werden könnten.
In der Debatte um eine Novelle des Thüringer Schulgesetzes werden Klassengrößen kontrovers diskutiert. Die CDU-Landtagsfraktion hatte nach der Unterschreitung von Mindestzahlen gefragt und befürchtet Schulschließungen.
Mehr als 50 Schulen unterschreiten Mindest-Klassengrößen
Dutzende Schulen in Thüringen erfüllen nach Angaben des Bildungsministeriums nicht die gesetzlichen Vorgaben zu Mindest-Klassengrößen oder zur Mindestzahl von Klassen pro Klassenstufe. Unter anderem an 16 Grund- und 32 Regelschulen sowie an sechs Gemeinschaftsschulen würden im laufenden Schuljahr die entsprechenden Anforderungen nicht eingehalten, heißt es in der Antwort des Ministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Christian Tischner.
Die Schulen liegen überwiegend an den Landesgrenzen:
- im Eichsfeldkreis,
- im Altenburger Land,
- im Landkreis Hildburghausen und
- im Landkreis Sonneberg.
Die Mindestzahlen sind im Thüringer Schulgesetz definiert. Aktuell gilt für die Grundschulen beispielsweise eine Mindestzahl von in der Regel 15 Schülern für die erste einzurichtende Klasse je Klassenstufe. Für jede weitere neue Klasse sind es in der Regel 14 Schüler. Grundschulen können demnach ein- oder mehrzügig geführt werden. Mit ein- oder mehrzügig wird bezeichnet, wie viele Klassen es pro Klassenstufe gibt.
Land sieht Ausnahmen bei Mindestgrößen für Klassen vor
Das Gesetz sieht allerdings Ausnahmen vor - laut Ministerium etwa bei bereits voll ausgelasteten Nachbarschulen oder zu langen Schulwegen für die Kinder. "Von den festgelegten Mindestschülerzahlen kann auch abgewichen werden, wenn aufgrund der räumlichen Gegebenheiten eine sinnvolle Beschulung nicht mehr möglich ist und eine Klasse geteilt werden muss", sagte eine Sprecherin der "Deutschen Presse-Agentur".
Ministerium will Zahl von Schulen mit zu kleinen Klassen reduzieren
Das Ministerium stelle zwar keinen Schulstandort, der die Vorgaben nicht erfülle, von vornherein infrage. Es sei aber Ziel, die Zahl dieser Schulen so weit wie möglich zu reduzieren. Dies könne unter anderem durch Schulkooperationen erreicht werden. So ließen sich wichtige Synergieeffekte erzielen, um auch weiterhin über ein möglichst gutes Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche im Land zu verfügen. "Durch Kooperationen und Campusmodelle kann das gerade im ländlichen Raum möglich werden", sagte sie. "Die Entscheidung, ob eine Schule geschlossen wird, liegt letztlich bei der Kommune."
Die Entscheidung, ob eine Schule geschlossen wird, liegt letztlich bei der Kommune.
CDU: Land übt Druck aus, damit kleine Schulen schließen
Der CDU-Landtagsabgeordnete Tischner bezweifelt die Angaben des Ministeriums - und wirft ihm vor, die Zahl der Schulen mit Schülerzahlen unterhalb der gesetzlichen Vorgaben künstlich hochzurechnen. So solle Druck ausgeübt werden, damit kleine Schulen im ländlichen Raum geschlossen würden. "Man will beweisen, dass wir angeblich viele zu kleine Schulen in Thüringen haben", sagte Tischner. "Das sind jedenfalls nicht die Zahlen, die man nachlesen kann im Portal des Landes zur Schulstatistik", sagte Tischner.
Um den Lehrermangel in Thüringen zu bekämpfen, gebe es bessere Wege als forcierte Schulschließungen. "Rot-Rot-Grün müsste keine Schulschließungsorgien betreiben, wenn deren Wissenschaftsminister endlich bedarfsgerecht an den Universitäten ausbilden und der Bildungsminister schnellere Einstellungsverfahren durchsetzen würde."
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) und die rot-rot-grünen Fraktionen streiten mit der CDU seit Langem über Schulgrößen insbesondere auf dem Land. In Thüringen gibt es laut amtlicher Statistik insgesamt rund 870 allgemeinbildende Schulen (2021/22). Die Linkspartei rechnet damit, dass mit dem Beginn des Schuljahres 2023/2024 das überarbeitete Schulgesetz gilt.
MDR (rom)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 13. April 2023 | 10:00 Uhr
martin am 15.04.2023
@harka2: Was Sie beschreiben ist aber kein Spezifikum von Thüringen. Wenn Sie sich mit Lehrern aus anderen Bundesländern unterhalten, hören Sie ähnliches - selbst aus dem angeblich schulisch ach so toll aufgestellten Bayern. Auch Frühverrentung und Langzeiterkrankungen sind keine Thüringer Besonderheit. Auf diese Effekte hat die jeweilige Landesregierung nur geringen Einfluss.
martin am 15.04.2023
@anni22: Vielleicht wäre es hilfreich auch mal darüber nachzudenken, weshalb jüngere Menschen lieber keine Kinder in die Welt setzen möchten, die wir ihnen hinterlassen ....
Aber es ist natürlich deutlich angenehmer andere Menschen als Egoisten zu beschimpfen, als sich mit der eigenen Bequemlichkeit auseinander zu setzen. Und ja: Von einer solchen Tendenz bin auch ich nicht frei. Ich mache sie mir aber wenigstens bewusst und versuche damit konstruktiv umzugehen.
martin am 15.04.2023
Eine Grundschule mit einem Klassenzimmer für die 1/2 und einem Klassenzimmer für die 3/4 finde ich weniger problematisch, als wenn die Kinder stundenlang auf den Bus warten / mit dem Bus fahren müssen. Und dazu noch etlicher Sozialkontakte beraubt werden, weil sie nicht auch nach der Schule / den Hausaufgaben miteinander spielen können.