Menschen stehen unter einer Leuchtschrift mit dem Text "Bring Them Home" («Bringt sie nach Hause»), bei einer Demonstration, die die Rückkehr der Geiseln fordert, die bei dem Hamas-Angriff vom 07.10.2023 in Israel entführt wurden.
Forderung nach Freilassung der Geiseln in Tel Aviv Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Ohad Zwigenberg

Geiseln der Hamas Netanjahu deutet mögliches Abkommen über Freilassung von Geiseln an

12. November 2023, 20:42 Uhr

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in einem Interview die Möglichkeit eines Abkommens über die Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln angedeutet. Derzeit sind noch mehr als 220 Menschen in der Gewalt der Terrororganisation im Gazastreifen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in einem Interview mit dem US-Fernsehsender NBC die Möglichkeit eines Abkommens über die Freilassung von der Hamas verschleppter Geiseln angedeutet. Auf die Frage einer Journalistin nach einem möglichen Abkommen über die Freilassung von Frauen, Kindern und alten Menschen sagte Netanjahu: "Das könnte sein." Er fügte hinzu, je weniger er sich zu diesem Thema äußere, desto mehr erhöhe er die Chancen, dass dies Wirklichkeit werde. Falls dies gelinge, sei es allein Ergebnis von militärischem Druck, betonte Netanjahu.

Je weniger ich mich zu diesem Thema äußere, desto mehr erhöhe ich die Chancen, dass dies Wirklichkeit wird.

Benjamin Netanjahu Israels Ministerpräsident

Derzeit befinden sich noch mehr als 220 Menschen in der Gewalt der Hamas. Sie waren am 7. Oktober, zu Beginn des Krieges, beim Überfall auf Israel in den Gazastreifen verschleppt worden. NBC und andere US-Medien berichteten unter Berufung auf Regierungskreise, diskutiert werde, dass die Hamas etwa 80 Frauen und Kinder freilassen könnte - im Gegenzug für palästinensische Frauen und Teenager, die in Israel in Gewahrsam seien. Etwa 1.200 Menschen waren bei dem Überfall durch die Hamas getötet worden.

Keine Einbindung der palästinensischen Autonomiebehörde

Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, gibt eine Erklärung ab..
Benjamin Netanjahu Bildrechte: picture alliance/dpa/GPO | Haim Zach

In der Debatte über die Zukunft des Gazastreifens hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu eine Einbindung der Palästinensischen Autonomiebehörde ausgeschlossen. "Es wird dort etwas anderes geben müssen", sagte er am Samstag im israelischen Fernsehen auf die Frage, ob die Autonomiebehörde unter Führung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den Gazastreifen nach dem Krieg regieren könnte.

Das Küstengebiet dürfe nicht unter Kontrolle einer Behörde stehen, "die ihre Kinder dazu erzieht, Israel zu hassen, Israelis zu töten und den Staat Israel auszulöschen".

Israel müsse in jedem Fall die Kontrolle über die Sicherheit im Gazastreifen haben, betonte Netanjahu. Die Armee müsse die Möglichkeit haben, jederzeit in das Küstengebiet einzudringen, "um die Terroristen, die wieder auftauchen könnten, zu vertreiben".

US-Außenminister Antony Blinken hatte sich Ende Oktober dafür ausgesprochen, dass die Palästinensische Autonomiebehörde langfristig wieder die Kontrolle über den Gazastreifen übernimmt. In der ersten Zeit nach dem Ende des Kriegs zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas sei eine Übergangsregelung unter Einbindung internationaler Akteure vorstellbar.

15 Geschosse vom Libanon auf Israel abgefeuert

Aus dem Libanon sind am Sonntag nach israelischen Militärangaben 15 Geschosse auf den Norden Israels abgefeuert worden. Vier davon seien von der Raketenabwehr abgefangen worden, teilte die Armee mit. Der Rest sei in unbewohnten Gebieten eingeschlagen. Zu dem Angriff bekannte sich der militärische Arm der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas.

Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah bekannte sich zu zwei weiteren Angriffen aus dem Nachbarland. Insgesamt wurde am Sonntag über mindestens fünf Angriffe aus dem Libanon berichtet.

Katastrophale Lage in Gazas Krankenhäusern

Schwere Gefechte zwischen der israelischen Armee und Hamas-Kämpfern haben für chaotische Zustände in den Krankenhäusern im Norden des Gazastreifens gesorgt. Inzwischen sind nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten 20 der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen "nicht mehr funktionsfähig". Die Lage in der Al-Schifa-Klinik, dem größten Krankenhaus in dem Küstengebiet, sei "katastrophal", erklärte Ärzte ohne Grenzen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußerte sich besorgt.

Zeugen in dem Krankenhaus berichteten der Nachrichtenagentur AFP am Telefon, es gebe Schüsse, Luftangriffe und Artilleriefeuer in der Nähe des Krankenhauskomplexes. Über eine nahe dem Krankenhaus installierte Live-Kamera von AFP waren den ganzen Tag über Schüsse und Explosionen zu hören.

Hinweis der Redaktion Die Berichterstattung aus dem Gazastreifen ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige Journalistinnen und Journalisten vor Ort sind. Informationen zu den Kampfhandlungen kommen vor allem von der israelischen Regierung und von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas, die nur schwer überprüft werden können.

Die israelische Armee dementierte Angriffe auf das Krankenhaus. Allerdings gebe es Gefechte mit Hamas-Kämpfern in der Umgebung. Israel wirft der Hamas vor, das Krankenhaus als Kommando- und Kontrollzentrum zu missbrauchen. Armeesprecher Daniel Hagari betonte, es gebe weiterhin "eine festgelegte Passage, um das Krankenhaus zu betreten oder zu verlassen". Die Armee werde zudem die Evakuierung von Säuglingen aus der Klinik unterstützen.

Borrell fordert sofortige Kampfpausen

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell fordert sofortige Kampfpausen im Gazastreifen. "Die Feindseligkeiten haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Krankenhäuser und fordern einen schrecklichen Tribut von der Zivilbevölkerung und dem medizinischen Personal", erklärt Borrell. "Die Krankenhäuser müssen (...) sofort mit den dringendsten medizinischen Gütern versorgt werden, und Patienten, die dringend medizinische Versorgung benötigen, müssen sicher evakuiert werden", fügte er hinzu. "In diesem Zusammenhang fordern wir Israel auf, größtmögliche Zurückhaltung zu üben, um den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten."

AFP, dpa (jst)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 12. November 2023 | 10:00 Uhr

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