Loth und seine Töchter
Loth und seine Töchter vor dem brennenden Sodom, Gemälde von Jean-Francois de Troy Bildrechte: picture alliance/dpa/MAXPPP

Bibelzitate kurz erklärt Von "Hiobsbotschaft" bis "Sodom und Gomorra": Redensarten und Sprichwörter der Bibel

23. April 2024, 09:00 Uhr

In seinem Exil auf der Wartburg übertrug Martin Luther 1521/22 binnen elf Wochen das Neue Testament ins Deutsche. Die Übersetzung des Alten Testaments folgte und wurde 1534 abgeschlossen. Ein Opus magnum mit Folgen für die Christenheit, aber auch für die deutsche Sprache. Ganz selbstverständlich verwenden wir heute Redewendungen in unserem Alltagssprachgebrauch, die ursprünglich aus der Bibel stammen und letztlich auf Luthers Übersetzung zurückzuführen sind. Wir stellen einige vor, erklären ihre Bedeutung und zeigen, wo sie in der Bibel zu finden sind.

Asche auf mein Haupt

Einer jungen Frau wird ein schwarzes Kreuz auf die Stirn gemalt
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Diese seelische Reinigung und Buße ist heute eher sprichwörtlich gemeint: Mit der Redewendung "Asche auf mein Haupt" gesteht man seine Schuld ein und bittet um Vergebung.

In früheren Jahrhunderten hat man das praktiziert: Wer in Trauer war oder Buße tat, der hat sich Asche aufs Haupt, also auf den Kopf gestreut.

Daran erinnert das Ritual in den katholischen Gottesdiensten zu Aschermittwoch: Zu Beginn der Fastenzeit vor Ostern bekommen katholische Christinnen und Christen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn gezeichnet.

Den Ursprung der Redewendung findet man in der Geschichte von Amnon und Tamar, 2.Samuel 13,18-19. Tamar, Tochter des Königs David ist die Schwester von Amnon und Abschalom. Ihr Bruder Amnon verliebt sich in sie. Er stellt sich krank und kann seinen Vater David durch einen Hinterhalt bewegen, Tamar zu ihm zu schicken. Dort vergewaltigt er sie und wirft sie danach aus dem Haus. In ihrer Verzweiflung zerreißt sie sich ihr Kleid, streut Asche auf ihr Haupt und läuft weinend davon. 

Auf Händen tragen

Ein Mann trägt eine Frau huckepack
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Diese Redewendung ist durchaus romantisch gemeint: Ich will dich verwöhnen, dir jeden Wunsch erfüllen und dich vor allem Unheil bewahren.

Seine biblische Herkunft ist im Psalm 91 im Alten Testament zu finden: Dort heißt es über den gerechten Menschen, dass er unter dem Schutz Gottes steht: "Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt."

Ps 91,12

Auf Herz und Nieren prüfen

TÜV-Plakette
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Wenn etwas auf Herz und Nieren geprüft wird, dann schaut man genau hin. Die gründliche und gewissenhafte Begutachtung kann manchmal ins übertrieben Kritische oder Pedantische ausarten.

Die Redewendung geht auf König David zurück. In den Psalmen heißt es: "Lass der gottlosen Bosheit ein Ende nehmen, aber die Gerechten lass bestehen; denn du, gerechter Gott, prüfest Herz und Nieren."

Auch im elften Kapitel von Jeremia findet sich dieser Ausspruch: "Aber du, Herr Zebaoth, du gerechter Richter, der du Nieren und Herzen prüfst, lass mich deine Rache über sie sehen, denn ich habe dir meine Sache befohlen."

Auf Sand bauen

Sandburg
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Nach einer großen Enttäuschung oder wenn man merkt, dass man sich einer Illusion hingegeben hat, heißt es: "Da habe ich wohl auf Sand gebaut." Ein Fundament mit Sanduntergrund trägt nicht verlässlich, das Gebäude darauf droht einzustürzen.

Die Redensart geht auf ein Gleichnis zurück, das Jesus seinen Jüngern über zwei Bauherren erzählt. Der eine baut sein Haus auf einen Felsen, der andere baut sein Haus auf Sand. Es kommt, wie es kommen muss: Das Fundament des auf Sand gebauten kommt beim nächsten Unwetter ins Rutschen, das Haus stürzt ein. Wer aber als gläubiger Mensch lebt, dem ergeht es so, wie dem Mann, der auf dem Felsen sein Haus baute: Fest verankert ist sein Fundament und hält jedem Unwetter stand.

Matthäus 7,26

David gegen Goliath

Das Gleichnis von David gegen Goliath wird immer gern bemüht, wenn z.B. ein übermächtiger Sportler gegen einen klar schwächeren antritt. Oder wenn sich eine kleine Umweltschutzorganisation mit einem Weltkonzern anlegt.

In der Bibel ist diese Geschichte im Alten Testament im Buch Samuel, Kapitel 16 – 18 zu finden. Die Philister setzen dem Volk Israel schwer zu. Da beschließt der minderjährige Schafhirte David, im Zweikampf gegen den riesigen, bis an die Zähne bewaffneten Berufssoldaten Goliath anzutreten – und rettet die Israeliten. Eine Geschichte, die uns bis heute fasziniert und Sympathien für den vermeintlich Schwächeren hegen lässt.

Den ersten Stein werfen

Schnell ist man dabei, einen Menschen, der gegen Regeln verstoßen hat zu verurteilen, mit dem Finger auf ihn zu zeigen und eine harte Bestrafung zu fordern.

Zu Jesus wird eine Frau gebracht, die Ehebruch begangen hat. Die Philister fordern, dass er richten soll. Ein klassisches Dilemma: Lässt er sie ziehen, widersetzt er sich dem Gesetz, sagt er "steinigt sie", widerspricht er seiner eigenen gewaltfreien Botschaft. Jesus antwortet: "Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe als erster einen Stein auf sie." Die Frau kommt davon, der Satz Jesu aber ist zum Sprichwort geworden und steht seitdem dafür, einem Menschen, der einen schweren Fehler begangen hat, noch eine Chance zu geben.

Johannes 8, 7

Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach

Rotwein
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Es ist eine oft verwendete Ausrede, wenn es mal wieder mit den eigenen Vorsätzen nicht klappt: Süßigkeiten, Fastfood, nur noch diese eine Zigarette oder das letzte Glas Wein.

Jesus hat diesen Satz zu seinen Jüngern gesagt, als sie mit ihm in der Nacht vor seiner Gefangennahme wachen sollten. "Wacht und betet, damit Ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach." (Matthäus 26,41)

Was im ersten Moment nach Versagen klingt, erlaubt auch eine andere Sichtweise: Zu unserem Menschsein gehören Fehlbarkeit und Scheitern dazu.

Die Ersten werden die Letzten sein

Schlange an einer Supermarktkasse
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Eine bekannte Situation: Man reiht sich ganz hinten in eine lange Schlange an der Supermarkt-Kasse ein. Doch plötzlich wendet sich das Blatt, eine neue Kasse öffnet, man wird sofort bedient und es scheint, als wäre die Ordnung des Alltags für einen Moment aus den Fugen geraten. Und so wird der Ausspruch auch heute verwendet: erst am Ende entscheidet es sich, ob man Gewinner oder Verlierer ist.

Auf seinem Weg nach Jerusalem antwortet Jesus auf die Frage seiner Jünger, was ihr Lohn sein wird, weil sie ihm nachfolgen: "Und jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben erben. Viele Erste werden Letzte sein und Letzte Erste."

Matthäus 19,29-30

Ein Buch mit sieben Siegeln

Wenn jemand etwas überhaupt nicht versteht, dann ist diese Sache für ihn ein "Buch mit sieben Siegeln".

Die biblische Herkunft des Ausspruches bezieht sich auf die Offenbarung des Johannes im Neuen Testament. Hier wird von einem ganz besonderen Buch berichtet, einem Buch mit den sieben Siegeln. Niemand kann die Siegel brechen und einen Blick hineinwerfen - nur Jesus ist würdig genug, das Buch zu öffnen. Und die Folgen sind gewaltig….

Offenbarung 5

Hiobsbotschaft

Eine Frau steht im Herbstwald
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Wenn von einer Hiobsbotschaft die Rede ist, weiß man, dass denkbar schlechte Nachrichten drohen. Der Ursprung dieses geflügelten Wortes stammt aus dem Buch Hiob im Alten Testament. Hiob hat eine Frau und zehn Kinder, ist wohlhabend und lebt mit einem festen Glauben an Gott.

Doch dann wird sein Glaube auf eine harte Probe gestellt: Seine Rinder und Knechte werden erschlagen, seine Schafe verbrannt, und das Haus, in dem seine Kinder sich befinden, stürzt in sich zusammen.

Doch trotz all dieser Schicksalsschläge hält Hiob an seinem Glauben fest. In seiner Trauer wendet er sich mit den Worten an Gott: "Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt." (Hiob 1, 21)

Einen Denkzettel verpassen

Bar-Mizwa-Junge mit Tallit und Tefillin an der Westmauer in der Altstadt von Jerusalem.
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Will man jemandem "einen Denkzettel verpassen", soll dem Adressaten durch eine besonders unangenehme Erfahrung eine Lehre erteilt werden. Und die soll nach Möglichkeit so wirken, dass sie nicht vergessen wird.

Martin Luther hat dieses Wort in seiner Bibelübersetzung mehrfach benutzt. Die Israeliten werden aufgefordert, sich daran zu erinnern, was Gott alles für ihre Vorfahren getan hat. Und dazu sollen sie sich "Denkzeichen" an Stirn und Handgelenk machen: Doch Luther übersetzte statt Denkzeichen: "Denkzettel". Die Juden haben gemäß der biblischen Anweisung tatsächlich "Denkzettel" gemacht. An den Gebetsriemen, die gläubige Juden noch heute anlegen, gibt es Kapseln an Stirn und Handgelenk, in denen Bibel-Zitate eingeschlossen sind.

5 Mose 6,8 , 5 Mose 11,18

Jemanden geht ein Licht auf

Glühbirnen hängen in Reihe, nur die Rechte brennt
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Wenn jemand etwas durchschaut, wenn man ein Problem endlich versteht und lösen kann, dann geht einem ein Licht auf. Licht steht in diesem Falle für Erkenntnis.

Diese Redewendung taucht in der Bibel bei Matthäus im Neuen Testament auf: "Das Volk, das im Finstern saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen und im Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen." (Matthäus 4.16)

In ähnlicher Weise beschreibt das der Evangelist Johannes: "Als Jesus ein andermal zu ihnen (den Jüngern) redete, sagte er: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben" (Johannes 8,12).

Hochmut kommt vor dem Fall

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Die Bedeutung liegt auf der Hand: Der Satz wird gern verwendet, wenn man jemanden beschreibt, der sich selbst überschätzt oder über andere erhebt und dessen Arroganz letztendlich dazu führt, dass er scheitert.

Der Ausspruch wird in der Lutherbibel folgendermaßen übersetzt: "Wer zu Grunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall." Die Stelle findet sich im Buch der Sprüche Salomos, 16. Kapitel Vers 18.

Hochmut, auch Superbia genannt, zählte zu den sieben Todsünden.

Mit seinen Pfunden wuchern

Hat jemand ein Talent, wissen wir im Allgemeinen, was gemeint ist. Doch das Wort hat einen anderen Ursprung:

In der Antike war das Talent eine Währungseinheit. Jesus erzählt in einer Geschichte von einem Mann von edler Herkunft, der verreist und sein Vermögen unter seinen Dienern aufteilt. Jeder bekommt ein Talent in die Hand und soll daraus etwas für seinen Herrn machen, nämlich noch mehr Talente. Die Diener lösen die Aufgabe unterschiedlich gut. (Lukas 19,16).

Martin Luther hat das Talent zuerst mit "Zentner", dann mit "Pfunden" übersetzt und so heißt es heute, dass da jemand "mit seinen Pfunden gewuchert“ hat. Das hat nichts mit Stolz auf die Leibesfülle zu tun, sondern meint vielmehr, dass jemand das Bestmögliche aus seinem Talent gemacht hat.

Sein Licht nicht unter den Scheffel stellen

Morgensonne bricht durch nebligen Fichtenwald
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Wer sich zu bescheiden gibt oder als "kleines Licht" verkauft, bekommt diesen Satz schon mal zu hören.

Der Ausdruck "sein Licht unter den Scheffel stellen" stammt aus Jesus' berühmter Bergpredigt. Da heißt es, man zünde "auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind" (Matthäus 5,14).

Der Scheffel ist ein altes Hohlmaß, mit dem zum Beispiel Getreide gemessen wurde. Ein Scheffel war relativ groß und man kann es sich als eine Art Bottich vorstellen. Und wenn man nun darunter ein Licht stellt, war die Aufgabe des Lichts- nämlich zu leuchten - dahin.

Christus sagt deswegen seinen Anhängern, dass sie mit seiner Botschaft in die Welt gehen sollen, damit ihr Licht leuchte.

Sodom und Gomorra

Loth und seine Töchter
Loth und seine Töchter vor dem brennenden Sodom, Gemälde von Jean-Francois de Troy Bildrechte: picture alliance/dpa/MAXPPP

"Sodom und Gomorra": Diese Beschreibung wird verwendet, wenn man Unmoral oder Ausschweifung beschreibt.

Die Redewendung hat ihren Ursprung im Alten Testament. Die beiden Städte Sodom und Gomorra (auch Gomorrha) nahe dem Toten Meer werden als Orte beschrieben, in denen Menschen ein lasterhaftes und gottloses Leben führen.

Nach der biblischen Erzählung sucht Gott daraufhin Abraham in Gestalt dreier Engel auf und teilt ihm mit, dass er Sodom - Abrahams Neffe Lot hält sich gerade da auf - und Gomorra zerstören will. Sollten sich jedoch zehn Rechtschaffende finden, so würde er die Städte verschonen. Diese waren jedoch nicht zu finden und die Städte wurden dem Erdboden gleichgemacht.

"Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen von Himmel herab auf Sodom und Gomorra", heißt es in der Bibel (1. Mose 19:24). Überlebt haben Sodom und Gomorra trotzdem - wenn auch nur als Redewendung.

Tohuwabohu

Wer ein großes Durcheinander beschreibt, spricht oft von einem "Tohuwabohu“. Ein Ausdruck, der in der Bibel gleich im zweiten Satz steht. Martin Luther hat die hebräische Phrase "tohu vavohu" mit "wüst und leer" übersetzt: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer" (Genesis 1,1-2). Im deutschen Sprachgebrauch hat sich das hebräische"Tohuwabohu“ durchgesetzt.

Zur Salzsäule erstarren

Erschrockenes Mädchen
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Zur Salzsäule erstarrt, wer vor Schreck oder Entsetzen wie angewurzelt stehen bleibt. Auslöser für diesen Schockmoment können ganz unterschiedliche Ereignisse sein: eine unerwartete Begegnung, ein überraschendes Ereignis oder eine schockierende Nachricht.

Ihren Ursprung hat die Redewendung im Alten Testament. Das 1. Buch Mose 19,26 beschreibt die Flucht Lots und seiner Familie aus der brennenden Stadt Sodom. Gott verbietet ihnen sich nach der lasterhaften Stadt umzudrehen. Lots Frau tut es dennoch und erstarrt zur Salzsäule.