Interreligiöser Kalender Religiöse Feiertage im November 2022

Der November gilt vielen als dunkler Monat, für Christinnen und Christen ist er der Monat des stillen Gedenkens. Die Katholiken feiern Allerheiligen und Allerseelen, während Protestanten den Totensonntag begehen. Doch mit dem Martinstag und dem ersten Adventssonntag kommt auch das Licht zurück. Unser interreligiöser Kalender erklärt wichtige Feiertage mit den Terminen im November 2022:

Kinder ziehen beim Sankt-Martins-Umzug mit Laternen durch die Straßen
Umzug am Sankt-Martins-Tag Bildrechte: dpa

1. November: Allerheiligen

(römisch-katholisch, orthodox)

Allerheiligen ist ein Hochfest der katholischen Kirche, an dem ihrer Heiligen gedacht wird. Schon im vierten Jahrhundert sah man die Notwendigkeit, einen Tag im Jahr alleinig den Heiligen zu widmen. Die Ostkirchen feiern den Tag am ersten Sonntag nach Pfingsten, während das Gedenken an die Heiligen in der römisch-katholischen Kirche seit dem Jahr 836 auf den 1. November fällt. In Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag.

In Süddeutschland und Österreich ist es zu Allerheiligen Brauch, dass Tauf- und Firmpaten ihren Patenkindern geflochtene und mit Hagelzucker bestreute Hefeteigzöpfe schenken. Vielerorts gibt es dazu kleine Geschenke. Auf Mainzer Friedhöfen werden für die Tage Allerheiligen und Allerseelen eigens gedrehte Kerzen, sogenannte Newwelinge, angezündet.

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2. November: Allerseelen

(römisch-katholisch)

Der zweite Tag im November ist in der katholischen Kirche dem Gedenken an die eigenen Verstorbenen gewidmet. Die Gräber werden aufwendig mit Blumen und Lichtern geschmückt und gesegnet. Mancherorts ist es Tradition, sogenannte Allerseelenbrote oder -zöpfe auf, die mit Lichtern geschmückten Gräber zu legen. 

Eingeführt hat diesen Feiertag 998 der Abt des Benediktinerklosters Cluny in Frankreich. Von dort verbreitete sich der Feiertag in der gesamten römisch-katholischen Kirche.

8. November: Geburtstag Guru Nanak Dev Ji

(Sikh)

Der Guru Nanak Dev Ji Gurpurab ist für Sikhs einer der wichtigsten Feiertage im Jahr. An diesem feiern alle Anhängerinnen und Anhänger des Sikhismus die Geburt ihres ersten Gurus, Guru Nanak. Die Feier wird Prakash Utsav (Geburt des Lichts) genannt, da der Guru der Welt nach seiner Geburt in Pakistan Erleuchtung gebracht haben soll und dauert drei Tage. Der Feiertag findet immer an Vollmond statt. Aus diesem Grund variiert das Datum jährlich.

11. November: Heiliger Martin

(christlich)

Das Bild des Heiligen Martins, der seinen Mantel teilt, gehört wohl zu den einprägsamsten Heiligenerzählungen. Bestandteil des Fests sind Lampionumzüge, Gänseessen und Martinssingen.

Kinder ziehen beim Sankt-Martins-Umzug mit Laternen durch die Straßen
Sankt-Martins-Umzug mit Laternen Bildrechte: dpa

Die Geschichte um den Heiligen Martin geht auf das Jahr 334 im französischen Amiens zurück. Damals begegnete der junge Soldat Martin einem Bettler. Da dieser zu erfrieren drohte, teilte Martin seinen Mantel mit einem Schwert und gab ihm eine Hälfte. In der Nacht darauf erschien ihm Jesus im Traum und gab sich als dieser Bettler zu erkennen. Daraufhin ließ sich Martin taufen. Er wurde Schüler des Bischofs von Portiers, gründete ein Kloster und erhielt später selbst die Bischofs-Weihe.

13. November: Volkstrauertag

Der Volkstrauertag ist seit den 1920er-Jahren ein staatlicher Gedenktag. Ursprünglich gedachte man der getöteten deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Der Volkstrauertag ist heute dem Gedenken an die Kriegstoten beider Weltkriege und an die Opfer des Nationalsozialismus gewidmet. Der Tag liegt immer am Sonntag vor dem Totensonntag.

Zu den Ritualen des Volkstrauertags gehören bundesweite Kranzniederlegungen und Gottesdienste. Die wichtigste Veranstaltung ist die zentrale Gedenkstunde des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge.

15. November: Beginn der vorweihnachtlichen Fastenzeit

(orthodox)

Orthodoxe Christen bereiten sich mit einer vierzigtätigen Fastenzeit auf die Geburt Jesus vor. Ursprünglich dauerte die Adventszeit auch in der westlichen Kirche 40 Tage, bis Papst Gregor um das Jahr 600 die Adventszeit auf vier Sonntage minimierte. Im orthodoxen Kalender entspricht der Tag dem 28. November.

16. November Buß- und Bettag

(evangelisch)

Während die Katholische Kirche seit Jahrhunderten feste Buß- und Bettage kennt, blickt die Evangelische Kirche auf mehr als vierzig verschiedene Buß- und Bettage zurück. Sie wurden in Notzeiten eingesetzt, um die Bevölkerung angesichts von Gefahren, Katastrophen und Missständen zum Gebet und zur Umkehr aufzurufen.1893 wurde in Preußen ein einheitlicher Buß- und Bettag bestimmt und auf den Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr festgeschrieben. Er gilt als Tag der Gewissensprüfung, Reue und Hinwendung zu Gott. Bis auf Sachsen haben alle deutschen Bundesländer den Buß- und Bettag zur Finanzierung der Pflegeversicherung als gesetzlichen Feiertag abgeschafft.

Felix Seibert-Daiker 2 min
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Religion und Kirche Mi 16.11.2022 18:50Uhr 02:26 min

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20. November: Totensonntag

(evangelisch, römisch-katholisch)

Am letzten Sonntag des Kirchenjahres feiern katholische Gläubige das sogenannte Christkönigsfest, das "Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, dem König des Weltalls". Damit ehren sie Christus als Herrn der Schöpfung. Im Kirchenkreiskalender ist es der letzte Sonntag im Jahr, mit dem Advent beginnt dann das neue Kirchenjahr.

In der evangelischen Kirche wird am letzten Sonntag im Kirchenjahr der Toten gedacht. Der Totensonntag wurde 1816 von Friedrich Wilhelm III. von Preußen initiiert und ist in allen deutschen Bundesländern besonders geschützt. Vielerorts werden die Namen der Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres verlesen und deren Gräber besucht. Um die Perspektive des ewigen Lebens zu betonen, heißt der Totensonntag im offiziellen kirchlichen Sprachgebrauch "Ewigkeitssonntag".

27. November: Erster Advent

(christlich)

Mit dem ersten Adventsonntag beginnt ein neues Kirchenjahr und damit die Adventszeit. Advent bedeutet "Ankunft" und meint im christlichen Sinne die Ankunft Gottes in der Welt durch die Geburt seines Sohnes Jesus. Ursprünglich war der Advent eine Buß- und Fastenzeit, ähnlich wie die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Zahlreiche volkstümliche Bräuche wie das Basteln und Aufstellen von Adventskränzen, die Feier von St. Nikolaus und das Schneiden der Barbarazweige sind fester Bestandteil der Adventszeit geworden.

Christen breiten sich darüber hinaus mit den vor dem ersten Morgengrauen stattfindenden "Rorate-Messen" auf das Weihnachtsfest vor.

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