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Das Vertrauen in die besonderen Kräfte des Heiligen Geistes ist noch immer aktuell. Doch macht der Heilige Geist oder der Glauben generell gesünder?

MDR KULTUR - Das Radio Fr 17.05.2024 14:12Uhr 04:05 min

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Pfingsten Wie Spiritualität und Glaube die Gesundheit beeinflussen

17. Mai 2024, 15:24 Uhr

Pfingsten – das ist das Fest des Heiligen Geistes. Die ersten Gläubigen bekamen Inspiration, überwanden Grenzen, lebten fortan aus Gottvertrauen. Auch wenn dieser anfängliche Schwung in 2.000 Jahren Alltag vielleicht ein bisschen verpufft ist: Das Vertrauen in die besonderen Kräfte des Heiligen Geistes ist jedoch immer noch aktuell. Doch machen der Heilige Geist oder der Glauben auch gesünder?

Wer glaubt, lebt länger – das lässt sich statistisch tatsächlich nachweisen. Wobei es schon ein wirklich engagiertes Glauben sein muss, um Wirkung zu zeigen: zum Beispiel regelmäßig in Kirche, Synagoge oder Moschee zum Gebet gehen, Gott und das Verhältnis zum Göttlichen als wichtige Lebens- und Wertegrundlage verstehen. Dann kann Glauben tatsächlich heilsam sein.

Das hat auch der Theologe und Psychologe Constantin Klein von der Evangelischen Hochschule Dresden in seinen Forschungen feststellen können:

"Religiosität kann zu einer gewissen Grundentspanntheit beitragen. Sie trägt neben anderen Faktoren möglicherweise auch ein klein bisschen dazu bei, bis ins hohe Alter robuster und gesünder zu bleiben und somit im Mittel ein klein bisschen länger zu leben“, so der Theologe.

Glaube wirkt nicht wie ein verordnetes Medikament

Dieser lebensverlängernde Glaube lässt sich nicht im Krankheitsfall verordnen. Die Reihenfolge ist genau umgekehrt: wer glaubt, kann dann mit Krankheit, Schmerz und Hilflosigkeit leichter umgehen. Glaube lässt sich aber nicht wie ein Medikament einsetzen.

"Er kann manchen Menschen helfen. Gerade wenn sie das Bewusstsein haben, dass sie ihren Weg nicht alleine gehen müssen, sondern sich möglicherweise durch Gott oder durch andere religiöse Figuren gestützt und getragen fühlen“, erklärt Constantin Klein.

Diakonissen beim Gebet
Im Gebet Hoffnung und Kraft schöpfen Bildrechte: IMAGO / epd

Gleichzeitig, ergänzt der Theologe, sei die Religions- und Kirchengeschichte aber auch voll von Beispielen, wo Leidenserfahrungen über das erträgliche Maß hinaus spiritualisiert werden. Da wird dann Krankheit als eine Prüfung von Gott verstanden, und den Betroffenen Geduld und Demut angeraten – Wut und Verzweiflung finden keinen Platz mehr.

Der Religionspsychologe kann auch von Fällen erzählen, in denen eine starke religiöse Prägung genau das Gegenteil von Heilung bewirken kann: dann nämlich, wenn die Betroffenen selbst an einen strengen, strafenden Gott glauben.

Unterstützung bei Krankheitsbewältigung

Glaube kann auch eine wichtige Bedeutung für das Leben mit Krankheiten haben. So hat es Friederike Kolster erfahren. Sie lebt mit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), die immer mehr Muskeln ihres Körpers lähmt und zu einem frühen Tod führen wird.

In Auseinandersetzung mit meiner Erkrankung werde ich mehr auf den Moment geworfen. Dadurch bin ich tiefer in mich hineingekommen. Das hat schon was mit einer spirituellen Dimension zu tun, die ich für mich entdeckt habe.

Friederike Kolster

Diese Haltung deckt sich mit der Forschung von Constantin Klein. Der Dresdner Religionspsychologe hat noch keine besonders gesundheitsfördernde Religion oder Glaubenspraxis gefunden. Vielmehr glaubt er, dass Religion und Spiritualität dabei helfen können, sich von den Problemen zu lösen, anstatt unbedingt die Probleme lösen zu wollen.

So gibt es also eine begründete Hoffnung für spirituelle, für gläubige Menschen, dass ihr Glaube auch ganz handfeste positive Folgen haben kann: nicht nur für die Seele, sondern auch für die körperliche Gesundheit.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Religion und Gesellschaft | 19. Mai 2024 | 09:15 Uhr