Zwei Hände halten Geldscheine.
Abhängig von der Region sind die Gehälter in Sachsen-Anhalt in der vergangenen 25 Jahren unterschiedlich stark angestiegen. Bildrechte: MDR Collage/Martin Paul/Unsplash/Christian Dubovan

1990er bis heute So hat sich das Gehalt in Sachsen-Anhalt entwickelt

28. Oktober 2019, 18:30 Uhr

Seit den 1990er-Jahren sind die Gehälter überall in Sachsen-Anhalt deutlich gestiegen – allerdings nicht überall gleich. In einigen Regionen verdienen die Menschen heute deutlich mehr als andernorts. Teil 2 unsere Serie "Gestern, heute, morgen".

Die 1990er: Erst Wachstum, dann Stagnation

1.400 Euro waren es 1993, heute sind es 2.600 Euro. Das mittlere Bruttoeinkommen der Vollzeitbeschäftigten in Sachsen-Anhalt hat sich extrem entwickelt. Landesweit lagen die Gehälter 1993 zwischen 1.321 Euro im heutigen Landkreis Wittenberg und 1.554 Euro in Halle. Das geht aus Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus Halle hervor. Die Daten des IAB reichen zurück bis ins Jahr 1993 und sind an Sachsen-Anhalts aktuelle Kreisgebiete angepasst.

Bis etwa ins Jahr 1996 stiegen die Gehälter in ganz Sachsen-Anhalt zunächst spürbar an. Grund dafür waren unter anderem die Tariflöhne in den neuen Bundesländern, die auf Bestreben der Gewerkschaften dem West-Niveau immer weiter angeglichen werden sollten. Ende der 1990er verflachten die Lohnzuwächse dann deutlich:

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Die 2000er: Lohnrückgang und Aufwärtstrend

Anfang der 2000er Jahre konnten zunächst alle Kreise und Städte noch moderate Lohnzuwächse verzeichnen. Ab 2002 mussten Beschäftigte in vielen Regionen dann aber auch Lohneinbußen hinnehmen:

Auffällig dabei ist auch, dass die Gehaltsunterschiede zwischen verschiedenen Regionen wachsen. Im Jahr 2003 lagen zwischen Halle (2.114 Euro) und dem Altmarkkreis Salzwedel (1.605 Euro) über 500 Euro Unterschied. Zehn Jahre zuvor war der Abstand zwischen den Regionen mit dem höchsten und dem niedrigsten Gehalt nur halb so groß.

Die historischen Gehaltsdaten des IAB enden im Jahr 2012. Zu diesem Zeitpunkt konnte der Saalekreis mit über 830 Euro (62,9 Prozent) den größten Gehaltszuwachs seit 1993 verzeichnen. Demgegenüber kam der Altmarkkreis Salzwedel im gleichen Zeitraum nur auf 520 Euro (38,9 Prozent) Zuwachs.

Die 2010er: Bezahlung steigt wieder spürbar

Da es aufgrund fortwährender methodischer Veränderungen keine allumfassende Lohn-Statistik gibt, haben wir zur Betrachtung der Gehaltsentwicklung in jüngerer Vergangenheit die Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) verwendet:

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit lag das Brutto-Monatsgehalt im Jahr 2018 in Halle am höchsten. Die Hälfte der vollzeitbeschäftigten Saalestädter verdiente demnach mehr 2.885 Euro. Schlusslicht der Statistik ist wiederum der Altmarkkreis Salzwedel mit einem Medianlohn von 2.366 Euro.

Unterschiede zwischen Ost und West bleiben bestehen

Vergleicht man die Gehaltsentwicklung in Sachsen-Anhalt mit der der alten Bundesländer, so fallen zwei Dinge auf: Zwar sind die Bruttolöhne hierzulande stärker gestiegen (13,7 Prozent) als in Westdeutschland (8,7 Prozent). Doch in absoluten Zahlen liegen die Gehälter mit durchschnittlich 2.595 Euro (Sachsen-Anhalt) und 3.434 Euro (Westen) noch immer über 830 Euro auseinander.

An diesen Gehaltsunterschieden wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern, prognostiziert die Michaela Fuchs vom IAB. Für die Regionalökonomin sind die Unterschiede in der wirtschaftlichen Struktur von Ost und West mit ausschlaggebend für die Ungleichverteilung von hoch bezahlten Arbeitsplätzen:

Gute Jobs gibt es in der Regel da, wo es Industrie gibt und wo es große Unternehmen gibt, die tarifgebunden sind, die auf internationalen Märkten tätig sind und die eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung oder eine strategische Entscheidungszentrale vor Ort haben. Da gibt es dann gute Jobs, in dem Betrieb und in der Region.

Michaela Fuchs, IAB Halle

Das Problem: In Sachsen-Anhalt gibt es noch zu wenige Unternehmen, die alle nötigen Voraussetzungen erfüllen, um auch in Zukunft gute Gehälter zahlen können.


Welche Daten wir verwenden Wir betrachten die Bruttolohn-Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten. Sie machen etwa 75 Prozent aller Erwerbstätigen aus. Nicht eingeschlossen sind unter anderem Selbstständige, Beamte und Beschäftigte in Teilzeit. Wichtig: Bei allen Lohnangaben handelt es sich um Zentralwerte (Median). Diese Werte teilen das jeweilige Lohnspektrum in zwei gleichgroße Gruppen. Die eine Hälfte verdient demnach mehr als den Medianlohn, die andere Hälfte weniger.

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Bildrechte: MDR Collage/Martin Paul/Unsplash/Christian Dubovan

Quelle: MDR/mm

Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 27. Oktober 2019 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

Steffen 1978 am 28.10.2019

Schlimm das es nach 30 Jahren überhaupt noch unterschiedliche Löhne für gleiche Arbeit gibt es muss doch endlich mal Schluss sein mit dem Ost und West aber das wird ja auch immer von unseren Medien und der Politik am Leben erhalten.auch ein Mitteldeutscher Rundfunk sollte endlich mal auf das abwertende Wort Ost nach 30 Jahren verzichten.

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