Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Karsten Loderstädt.

Dienstag, 21.01.2025: Der Stein

Vor mir auf dem Tisch liegt ein Stein. Etwa faustgroß. Seine Geschichte ist steinalt. Unserer beider Geschichte dagegen verhältnismäßig jung.

Vom Berg habe ich ihn mitgebracht. Aus dem Sommerurlaub vor Jahren in Österreich am Dachstein. Geologisch betrachtet halte ich also Dachsteinkalk in der Hand. Am Fuße der steilen Südwand habe ich ihn aufgelesen.

Karsten Loderstädt 3 min
Bildrechte: Karsten Loderstädt, privat
3 min

gesprochen von Karsten Loderstädt

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 21.01.2025 05:45Uhr 02:43 min

Audio herunterladen [MP3 | 2,5 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 5 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/wort/audio-2840310.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Wind, Regen, Frost brachten ihn wohl eines Tages in Bewegung. Er sauste zu Tal. Gewaltige Klumpen und kleine Splitter mit ihm. Wie gut, dass auf jener Wanderung damals im Sonnenschein kein Steinschlag drohte.

Dieser Stein ruht in meiner Hand. Weil er die Körperwärme angenommen hat, fühlt er sich gerade ebenso gut an wie die Erinnerungen an die Ferienzeit. Nicht dran zu denken, dass rollende Felsbrocken Leben verschütten können.

Der Stein lässt mich staunen: „Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet.“ Der Ausruf des Psalmbeters kommt mir in den Sinn. Meine Gedanken gehen noch weiter.

Dieses relativ kleine Stück aus der Felswand ist Teil von zig Tonnen Gestein und dennoch einzigartig. Es hatte in großer Höhe den Halt verloren und stürzte ab.

Solche Abstürze gibt auch im Leben von uns Menschen. Den Halt verlieren, sich hin und her geworfen fühlen, passiert oft. Abrutschen, auch auf gut ausgewiesenen Lebenswegen, geschieht unversehens. Aber führt so was zwangsläufig ins Bodenlose?

Der Fall dieses Steines endete an einer anderen Stelle. Weit weg vom Ausgangspunkt. Es wäre falsch zu sagen, dass er ins Nichts abgeglitten wäre. Selbst dort blieb sein Platz ja nur solange bis ich ihn aufsammelte, um ihn schließlich zu Hause, ins Regal, neben andere Fundstücke zu legen, die ich von Reisen mitgebracht habe.

Für mich entsteht eine Art Gleichnis: Wie der Erdboden den Stein auffing, darf ich mit Gottes Gegenwart rechnen. Wie das ganze, gewaltige Bergmassiv des Dachsteins, über 3.000 Meter hoch, vom Erdboden getragen wird und darin ruht, so tragen mich Gottes Erbarmen und Liebe. Das ist ein Geschenk. So wie der Stein. Ich bin dankbar dafür.

Montag, 20.01.2025: Montagmorgen           

Montagmorgen. Das ist der Start in eine neue Arbeitswoche. Wer nicht Urlaub hat, blättert gedanklich auf, was in dieser Woche passieren soll und muss.

Ähnlich verhält es sich am ersten oder zweiten Tag des Jahres. Da gehen einem feststehende Zeitpunkte durch den Kopf: Der runde Geburtstag, die gebuchte Reise, der OP-Termin, das Umzugsdatum und dergleichen mehr.

Auf manches freut man sich, anderes liegt noch im Dunkeln. Vor manchem graut einem und man weiß nicht, wie man es am besten angehen soll.

Kein Wunder, dass einer mal diesen Spruch gemacht hat: "Januar ist wie Montag - bloß länger". Heißt: Ich hab keine Ahnung, wie's werden wird und ob's gut ausgeht.

Karsten Loderstädt 3 min
Bildrechte: Karsten Loderstädt, privat
3 min

gesprochen von Karsten Loderstädt

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mo 20.01.2025 05:45Uhr 02:32 min

Audio herunterladen [MP3 | 2,3 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 4,7 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/wort/audio-2840316.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Beim Ausblick auf das begonnene Jahr - drei Wochen sind ja schon rum - bin ich darüber ebenso wenig im Bilde wie heute früh im Blick auf die neue Woche.

Und ehrlicherweise vermag ich, trotz aller Voraussicht und Planung, nicht mal etwas für den nächsten Augenblick zu vorherzusagen. Das bedeutet doch, dem Kommenden ausgeliefert zu sein. Du hast es nicht in der Hand. So sehr du dich auch bemühst, nichts dem Zufall zu überlassen. Umsonst. Vergeblich. Keine Handhabe.

Was nun tun mit den diesbezüglich leeren Händen? Ich will die Finger ineinander verschränken, kurz die Augen schließen und mit Gott sprechen.

Er ist der Allmächtige und Allwissende. So steht's in der Bibel. Darum vertraue ich drauf, dass er bei mir ist und den nächsten Schritt, die nächste Entscheidung, das nächste Ereignis begleitet. Als mein Beschützer. Mein Ratgeber. Mein Anker.

Was dieses Jahr noch bringen wird, liegt in weiterer Ferne als das, was diese Woche betrifft. Manchmal sage ich mir: Wenn ich heute schon die Draufsicht hätte, die mir dann der Freitagabend ermöglicht, wäre ich wahrscheinlich gelassener. Aber Gelassenheit entsteht aus meiner Beziehung zu Gott.

Wenn mir, in Unruhe, die Worte fehlen, leihe ich sie mir. Beispielsweise von Dietrich Bonhoeffer: "Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarte ich getrost, was kommen mag. Gott ist bei mir, am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag".

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Pfarrer Karsten Loderstädt

Pfarrer Karsten Loderstädt

geboren im Januar 1963 in Magdeburg | aufgewachsen im Bördeland | Theologiestudium in Naumburg/Saale | nach dem Studium erste Stelle in Frauenstein/Osterzgebirge | dort als Pfarrer der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens ordiniert |später Pfarrer an der St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz | seit 2022 gehört er zum Team der Pfarrer im Kirchspiel "Nossener Land"

Karsten Loderstädt sagt: "Immer wieder aufs Neue drängt es mich, zu erzählen, was mich berührt. Damit verbinde ich die Einladung, den Lauf der Dinge kurz zu unterbrechen. Von meiner Hoffnung will ich weitersagen und mit anderen gemeinsam das Geschenk des Lebens stets neu entdecken."

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.