Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pfarrer Daniel Schmidt.
Donnerstag, 08.06.2023: Kinderglaube
Die Kinder springen auf, nehmen ihre Kissen, auf denen sie gerade noch gesessen haben und legen sie auf den dafür vorgesehenen Stapel. Ein kleiner Junge nimmt die Hand seiner Erzieherin, schaut zu ihr hoch und sagt im Brustton der Überzeugung: "Gott hat mich lieb!" Zufrieden gehen die beiden Hand in Hand aus dem Spielzimmer. Bis vor kurzen war es noch unser gemeinsamer Kindergottesdienstraum. Wir haben gesungen, getanzt, etwas aus Jesu Leben gehört und gebetet. Nun ist aufgeräumt und der Kleine fasst für sich zusammen, was er mit nach Hause nimmt. Das Ergebnis seiner Gedanken teilt er seiner Erzieherin mit: "Gott hat mich lieb!" So einfach, so klar, so überzeugt. Kein langes drum herum, keine erklärende Ausführung eines wieso und warum.
Der Theologe in mir denkt noch kurz darüber nach, ob die Geschichte, die ich von Jesus erzählt habe, in ihrer Tiefe im Gedächtnis geblieben ist. Dann aber bewundere ich nur die klaren, einfachen Worte eines vielleicht vier Jahre alten Kindes.
Mit diesem Gefühl gehe ich den Rest meines Tages an. Eine Seniorenstunde am Nachmittag führt mich mit Menschen zusammen, die schon viele Lebensjahre erlebt haben. Auf vielfältige Weise haben sie im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt nachgedacht. Seit vielen Jahren besuchen sie die Veranstaltungen in der Gemeinde. Leben, feiern und diskutieren ihren Glauben in den Geschichten der Bibel. Manchmal kontrovers.
Verschiedene Meinungen und Ansichten treffen aufeinander. Deutungen und unterschiedliche Verständnisse beleuchten die Berichte von Gott bis ins kleinste Detail. In diesem vielstimmigen Chor des Nachdenkens fällt häufig ein Satz einer älteren Dame, die uns damit an das Fundament unseres Theologisierens erinnert: "Lasst mir meinen Kinderglauben." Wie ein kleines Mantra spricht sie es in die intellektuellen Diskussionen, die sich manchmal im Detail verlieren. Heute klingt es in mir als die Zusammenfassung aller Theologie, die kindlicher Glaube am einfachsten zu formulieren weiß: "Gott hat mich lieb!"
Mittwoch, 07.06.2023: Therapie
Die Menge strömt aus der Konzerthalle. Dichtes Gedränge, nur langsam werden die Abstände zwischen den Menschen größer. Einzelne Gesprächsfetzen sind hier und da, im großen Konzert der Besucher im verbalen Austausch auszumachen. Trotz der Menge der Menschen und des anfänglichen Gedränges scheinen alle zufrieden und glücklich. Irgendwo hinter mir äußert jemand seine Gefühle: "Das war wie eine Therapie für mich. Der Tag war richtig mies und meine Laune auch. Aber jetzt … " Ich kann nicht umhin und drehe mich um. Ich wüsste gern, wer das gesagt hat. Aber ich kann die einzelne Person nicht ausmachen. Die Gesichter, in die ich hinter mir blicke, erscheinen mir alle passend zu der Aussage, die ich gerade gehört habe.
Musik als Therapie, so neu ist dieser Gedanke gar nicht. Vom ersten Musiktherapeuten wird schon 1.000 Jahre vor Christi Geburt in der Bibel berichtet. Ein Hirtenjunge wird an den Hof des Königs Saul gerufen. Der König leidet unter Depressionen. Despotisch, herrisch und gewalttätig ist er in seinen schlechten Phasen. Einzig das Spielen auf der Zither, kann ihn beruhigen und erträglich stimmen. Mit dem Saitenspieler David erhält er einen Therapeuten, der bewusst die heilende Wirkung der Musik auf das Gemüt nutzt.
In der Geschichte von David und Saul bekommt diese Therapie gleich auch noch eine politische Dimension. Mir gehen so einige Herrscher dieser Tage durch den Kopf, die Züge des alttestamentarischen Königs Saul tragen. Ob so eine Musiktherapie bei so manchem nicht auch hilfreich sein könnte? Das wunderbare Gottesgeschenk der Musik hat auf jeden Fall das Potential Menschen zu ändern, Gemütszustände zu verbessern und zusammen zu führen. Die Besucher dieses gelungenen Konzertes sind für mich das beste Beispiel dafür.