Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Karsten Loderstädt.

Freitag, 26.07.2024: Ein Auge zudrücken

Gnädig miteinander umzugehen, hat etwas Befreiendes. Ich bin überzeugt, dass es nötig ist, dann und wann eine Auge zu zudrücken. Also nicht: "Augen zu und durch", sondern mit einem kurzzeitig geschlossenen Auge Nachsicht üben. Da wird der Fehler nicht auf Punkt und Komma des Gesetzes geahndet, die originelle Ausrede nicht als Flunkerei überführt. 

Karsten Loderstädt 2 min
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gesprochen von Karsten Loderstädt

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 26.07.2024 05:45Uhr 02:14 min

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Ich habe mal abends auf einem Behindertenparkplatz gestanden, hatte das Hinweisschild übersehen und war froh, in der Großstadt, das Auto kurz abstellen zu können. Das auszuladende Gepäck, eine Gefälligkeit für Freunde, musste ich von dort noch ein ganzes Stück tragen.

Als ich nach etwa 20 Minuten, ziemlich verschwitzt, wieder am Auto eintraf, stand die Ortspolizei vor mir. Der Abschlepper sei bereits informiert. Ich schilderte meine Zwangslage. Sie glaubten mir, die Hinweistafel übersehen zu haben. Meine Personalien wurden dennoch aufgenommen. Doch ich habe nie einen Strafzettel bzw. irgendeine Rechnung bekommen. Noch mal Glück gehabt? Ich sage: "Danke!" Danke Gott, dass es Menschen gibt, die mal ein Auge zudrücken können.

Mir fällt gleich noch was ein. Die alte Frau, die unendlich lange und tief in ihrem zerschlissenen Portemonnaie gräbt, um die fehlenden 48 Cent zu finden, damit ihre wenigen Lebensmittel bezahlt sind. Es ist ihr peinlich. Sie will darum etwas, das übers Kassenband lief, zurückgeben.

Nach ein paar Augenblicken und einem Auge zudrücken meint die Kassiererin, dass alles in Ordnung sei und reicht ihr den Kassenzettel. Eine etwas jüngere Mitarbeiterin bekommt das mit und meint lakonisch: "Bist selbst schuld, wenn heute Abend deine Kasse nicht stimmt."

Da greift der Herr, der vor mir steht und inzwischen schon gezahlt hatte, in die Hosentasche, legt einen Fünfziger auf den Zahlteller und sagt zur Kassiererin: "Danke, das war eben nett von ihnen!"

Donnerstag, 25.07.2024: Aber

Kleine Worte - große Wirkung. Das "Aber" ist solch ein Wort. Denn: Was nach einem "Aber" folgt, hat Gewicht.

"Wenn der Topf aber nun ein Loch hat, lieber Heinrich was dann?" Und diesem Einspruch folgen im alten Volkslied noch acht weitere. Das "Aber": Ich habe mir die dunkelblaue Jacke gekauft, aber die war echt teuer.

Karsten Loderstädt 2 min
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gesprochen von Karsten Loderstädt

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Do 25.07.2024 05:45Uhr 02:08 min

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Das "Aber" schränkt ein. Und das zuvor Gesagte wird relativiert. Bedenken kommen zur Sprache. Oft folgt auf das "Aber" das eigentlich Bedeutende oder zu mindestens etwas, das keinesfalls unbeachtet sein darf.

Also, um beim Beispiel zu bleiben: Die leichte Jacke brauche ich, besonders auf Wandertouren. Sie passt wie angegossen. Schützt im Wind, weist Nässe ab, kann sich klein machen und ungebraucht im Rucksack verschwinden. Ich habe sie gekauft. Aber preislich gesehen ist es ein Wahnsinn, sagt mir eine innere Stimme.

Wie gehe ich nun mit dem Wörtchen "Aber" gut um? Denn im Gebrauchsfall kommt doch sofort die Verantwortung mit ins Spiel. Ist es nicht unverantwortlich - so eine teure Jacke? Und falls der Kochtopf ein Loch-Topf ist, kann Liese für Heinrich darin keine Suppe kochen.

"Ohne Wenn und Aber" heißt eine Redewendung. Sie bedeutet, dass die Sache oder Situation ohne Bedenken, Bedingungen oder Vorbehalte durchgeht. Ich möchte das meinem persönlichen Wortkonsum des "Aber´s" gegenüberstellen und es mir nicht schwerer als nötig machen.

Als Christ schaue ich darum auf die Botschaft von Christus.
Seine Worte wecken Hoffnung, nehmen die Angst und stiften Frieden.
Sie machen´s mir leicht. Ohne Wenn und Aber.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Pfarrer Karsten Loderstädt

Pfarrer Karsten Loderstädt

geboren im Januar 1963 in Magdeburg | aufgewachsen im Bördeland | Theologiestudium in Naumburg/Saale | nach dem Studium erste Stelle in Frauenstein/Osterzgebirge | dort als Pfarrer der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens ordiniert |später Pfarrer an der St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz | seit 2022 gehört er zum Team der Pfarrer im Kirchspiel "Nossener Land"

Karsten Loderstädt sagt: "Immer wieder aufs Neue drängt es mich, zu erzählen, was mich berührt. Damit verbinde ich die Einladung, den Lauf der Dinge kurz zu unterbrechen. Von meiner Hoffnung will ich weitersagen und mit anderen gemeinsam das Geschenk des Lebens stets neu entdecken."

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.