21. Januar 2021: Alleinsein als Kraftquelle
Frühstück allein. Immer mehr Menschen leben so. Nicht immer freiwillig. In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Anzahl der Single-Haushalte verdoppelt. Dabei muss Alleinsein nicht zugleich auch Einsamkeit heißen. In der Antike wollten die Philosophen für sich sein. Auch im Mittelalter war die Abgeschiedenheit in Klöstern und Einsiedeleien eine anerkannte Lebensform. Heute hat die Einsamkeit manchmal etwas Auswegloses, an dem Menschen zerbrechen können. Selbst, wenn sie unter Leuten sind, in großen Städten oder Häusern wohnen. Manche sind sogar in ihrer Ehe einsam. Psychologen gehen deshalb davon aus, dass Einsamkeitsgefühle in uns selbst entstehen.
Der Mönch Willigis Jäger kennt sich aus mit dem Alleinsein. Er empfiehlt, sich ganz drauf einzulassen: „Indem ich ja zur Situation sage, verändert sich die Qualität der Einsamkeit. Sie wird erträglich und sie kann zur Kraftquelle werden.“ Dann ist es gar nicht so selten, dass die große Verlassenheit plötzlich in ein überwältigendes Gefühl und die Gewissheit umschlägt, dass man mit allem verbunden ist. In einem Film über den Maler Gerhard Richter gibt es diese Szene: Ganz allein sitzt er stundenlang auf einem Baum. Und plötzlich fühlt er sich als Teil des Ganzen, weiß, dass alles richtig so ist, wie es ist. Und was er selbst möchte und kann.
Auch Jesus kennt die Einsamkeit. 40 Tage war er allein in der Wüste. Auch später hat er sich bewusst immer wieder von allem zurück gezogen. Solche Auszeiten gaben ihm Kraft. Innere Einkehr und Gebete verbanden ihn neu mit der Quelle des Lebens. Dann gelang es ihm erneut, Menschen aus Gottes Kraft nachhaltig zu begegnen. Alleinsein als Kraftquelle - das wünsche ich auch Ihnen.