Dienstag, 21.06.2022: Bin im Garten
"Bin im Garten" - das Schild an der Eingangstür weist mir den Weg. "Bin im Garten" - wie einladend das klingt. Garten, das verspricht einen Zaun mit einem Türchen, hinter dem eine Welt blüht und grünt. In dem Blumen und Sträucher wachsen und vielleicht ein Obstbaum. In dem es eine bunte Wiese gibt. Ein Beet mit frischem Gemüse. Bienen summen, eine Amsel singt, In der Luft ein Hauch Lavendelduft.
Wer einen Garten betritt und das Gartentor hinter sich schließt, spürt, wie gut das tut: Eine blühende Welt vor sich und den weiten Himmel über sich. So - stelle ich mir vor - muss es auch im Garten Eden gewesen sein. Ein Symbol der Nähe Gottes. Geborgenheit und Lebensfreude. Das reinste Paradies und Gott ein Stückchen näher.
Dass der liebe Gott es mit uns Gartenfreunden allerdings manchmal gar nicht so einfach hat, verrät das "Gebet eines Gärtners" des tschechischen Schriftstellers Karel Capek. Da heißt es:
Herrgott, richte es so ein, dass es täglich von Mitternacht bis drei Uhr früh regne, aber langsam und warm, weißt du, damit es einsickern kann. Doch soll es dabei nicht auf (…) das Steinkraut, das Sonnenröschen (…) und andere Blumen regnen, die dir in deiner unendlichen Weisheit als trockenliebende Pflanzen bekannt sind - wenn du willst, schreibe ich es dir auf ein Blatt Papier auf; ferner soll die Sonne den ganzen Tag über scheinen, aber nicht überallhin (zum Beispiel nicht auf den Spierstrauch und Enzian…) und auch nicht zu stark; dann möge es viel Tau und wenig Wind geben, genug Regenwürmer, keine Blattläuse, Schnecken und keinen Mehltau, und einmal in der Woche möge es verdünnte Jauche mit Taubenmist regnen. Amen.
Seite 5 von 6