Montag, 17.04.2023: Fotokurs

Ich betrachte meine letzten Urlaubsfotos und bin enttäuscht. Da sind verwackelte und abgeschnittene Köpfe zu sehen. Auf dem Strandbild meiner spielenden Kinder steht im Hintergrund ein Mülleimer aus dem die Tüten quellen. Beim romantischen Sonnenuntergangsbild wächst meiner Frau ein Kran aus dem Kopf – wie ein Geweih. Und auf dem Bild in der gemütlichen Pizzeria hat das Blitzlicht hässliche Schatten in die Gesichter gezeichnet. Dabei möchte ich Fotos, die wir uns gerne anschauen, die harmonisch aussehen und perfekt sind. Also besuche ich einen Fotokurs. Ich will wissen, wie ich bessere Bilder machen kann. Eine der wichtigsten Regeln: Nimm dir Zeit für das Objekt, das du fotografieren willst. Suche den besten Blickwinkel. Betrachte es aus verschiedenen Perspektiven. Finde den besten Bildausschnitt – das wichtigste Detail. Setze dein Objekt ins beste Licht. Wenn alles stimmt – das Licht, die Perspektive, der Bildausschnitt – dann drücke auf den Auslöser. Und tatsächlich. Meine Bilder sind seitdem merklich besser geworden. Ich staune, wie ein wenig mehr an Aufmerksamkeit und Achtsamkeit eine große Wirkung entfalten. Der Fotokurs lehrte mich gleichzeitig etwas zum Umgang mit meinen Mitmenschen. Komme ich mit anderen zusammen, ist es genauso wichtig, sich Zeit zu lassen. Ich merke immer wieder, wie schnell wir aneinander vorbeileben. Wir reden oftmals knappes oder belangloses Zeug miteinander. Viele Gespräche sind oberflächlich. Häufig haben wir feste Bilder voneinander im Kopf, die wie meine Fotos nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen.

Erst, wenn ich mich auf mein Gegenüber fokussiere, ihm meine volle Aufmerksamkeit und mein Interesse widme, merke ich, welch wunderbare Person mir gegenüber steht. Auch im Umgang mit Menschen gilt: Betrachte dein Gegenüber aus verschiedenen Blickwinkeln. Setze dein Gegenüber ins beste Licht. Dann wirst du merken, wie wertvoll und schön dein Gegenüber ist.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Sven Tiesler
Bildrechte: Stephan Ringeis

Kurzbiografie Pastor Sven Tiesler

Pastor Sven Tiesler

in Berlin geboren und aufgewachsen | Ausbildung zum Sanitärinstallateur | Studium der Theologie | seit 1998 Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche | Stationen des Dienstweges waren Bebra, Eisenach und Cottbus | Weiterbildungen in systemischer Therapie und Beratung und systemischer Aufstellungen | seit 2009 Supervisor und Tutor in der praktischen Ausbildung von Pastorinnen und Pastoren | wohnhaft in Aue im Erzgebirge

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.