Donnerstag, 22.02.2024: Traumdeutung
Manche Träume bleiben in Erinnerung, besonders die Albträume.
Nicht jedem erzähle ich, was ich in der Nacht geträumt habe. Aber Menschen, die mich gut kennen und zu denen ich absolutes Vertrauen habe, die lasse ich es wissen; manchmal. Besonders aber dann, wenn ich den Eindruck habe, der Traum war so stark, aber er lässt mich verwirrt zurück.
Es gibt eine Randperson auf dem Kreuzweg Jesu. Es ist die Frau des Pilatus. Sie wird nur kurz erwähnt, als der römische Statthalter in der Provinz Palästina Jesus zu sich holt und ihn verhört. Das Verhör schließlich endet am Kreuz. Pilatus trifft zwar die letzte Entscheidung über den Tod Jesu, lässt sich aber beeinflussen von der aufgebrachten Menge und von denen, die auch aus dem eigenen Volk Interesse daran haben, dass Jesus bei Seite gebracht wird. Letztlich wäscht Pilatus seine Hände in Unschuld. Tut jedenfalls so, als könne er es.
Das Matthäus-Evangelium aber erzählt, wie den Pilatus während seines Verhörs eine Mitteilung seiner Frau ereilt. Hab du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten, denn ich habe heute viel erlitten im Traum um seinetwillen. (Mt 27,19)
Ein Albtraum der Frau führt zu einer Warnung an ihren Mann. Manchmal sind es die Unbeteiligten, die intuitiv spüren, wo der Hase im Pfeffer liegt. Nicht nur, dass sie von außen die Lage realistischer beurteilen kann als einer, der zwischen den vielfachen Fronten und Interessen hin und her getrieben wird. Auch eine tiefe Wahrheit können Externe - ob Ehefrauen, Berater oder Therapeuten - meist besser erspüren.
Dass Pilatus sich von seiner Frau in seiner Entscheidung beeinflussen ließ, ist nicht unmittelbar erzählt. Ob sie zu Hause über ihren Traum noch einmal gesprochen haben, auch nicht.
Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, wenn man bei der Traumdeutung behutsam ist. Einer erzählt, die andere hört nur zu, nichts weiter. Dann erzählt sie nach, was sie von ihm gehört hat, ohne jede Deutung. Meist löst das bei ihm schon eine Erkenntnis aus. Die Deutung kommt allein von dem, der der Traum selbst gehabt hat. Allein er entscheidet, welche Lebensbotschaft sich im Traum symbolisiert hat.