Mittwoch, 21.02.2024: Wie die Träumenden
Erstaunlich fröhlich findet sie sich vor, als sie morgens aufwacht. Es ist schon hell. Neben dem Bett die dunkle Kleidung, die sie jetzt trägt. Niemand wartet auf sie. Er ist ja nicht mehr. Fast schämt sie sich ein bisschen, so beseelt wie sie ist.
Es will so wenig passen zur Wirklichkeit, die jetzt schlagartig wieder vor Augen ist. Dabei würde sie den Traum gern noch ein wenig festhalten. Aber was davon ließe sich bewahren?
Es lässt sich nicht in Worte fassen. Und sobald sie versucht, konkret zu werden, schmilzt die Erinnerung aus dem Traum dahin. Es war wie ein Lachen, eine große Fröhlichkeit, ein Schweben, ein Singen. Waren es Reste aus dem gemeinsamen Erleben? Die Zeit am Meer mit ihm. Aber war er überhaupt dabei jetzt eben im Traum?
Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein. So heißt es im 126. Psalm.
Traumbilder der Bibel. Darf sie so unverschämt fröhlich sein? Bilder aus den Nachrichten gestern kommen ihr in den Sinn. Die Welt draußen ist grausam. Sie denkt an die Geiseln der Hamas. Um viele wird noch gerungen. Hoffnung auf Überleben. Verhandlungsmasse zwischen den Kriegsparteien. Andere werden für tot erklärt.
Braucht es nicht eine Hoffnung, die über die Horizonte der Realität hinaus geht? Manchmal erlaubt uns nur der Traum solche Fröhlichkeit.
Widerspruch des Nachtbewusstseins gegen nüchterne, manchmal sogar brutale Realität. Wer behält am Ende die Übermacht? Worin liegt die tiefere Wahrheit? Im himmlisch inspirierten Traum oder in der menschgemachten Wirklichkeit? Träume überwinden die Wirklichkeit und halten den Glauben an das Leben wach. Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.