Dienstag, 14.03.2023: Doro und Thies

Was haben Doro und Thies gemeinsam? Erstmal nicht viel. Doro ist Ende 40. Sie lebt in einer sächsischen Kleinstadt und betreibt dort einen Fußpflegesalon. Thies ist sechs. Er wohnt in Leipzig und ist letztes Jahr eingeschult worden. Er ist ein helles Köpfchen, sagt seine Lehrerin, aber auch, dass es ihm noch schwer fällt, sich zu konzentrieren. Thies selber ist das noch gar nicht aufgefallen. Er geht gerne in die Schule, vor allem, weil er dort seine Freunde trifft.

Eine Frau in blauer Jacke lehnt an einem Baum 3 min
Bildrechte: Dr. Kathrin Mette
3 min

gesprochen von Kathrin Mette

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 14.03.2023 05:45Uhr 02:43 min

Audio herunterladen [MP3 | 2,5 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 5 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/wort/audio-2274936.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Doro geht auch gern auf Arbeit. Sie liebt es, morgens die stillen aufgeräumten Räume ihrer Praxis zu betreten. Und sie mag die Menschen, die zu ihr zur Fußpflege kommen. Vor allem ihre Geschichten. Natürlich teilen nicht alle Doros Begeisterung für ihren Job. Manche finden es eklig, dass sie den ganzen Tag mit Füßen, Nägeln und Hornhaut zu tun hat. Beim letzten Klassentreffen hat eine ehemalige Mitschülerin (die schon früher eine blöde Kuh war) zu ihr gesagt: "Dass du mal in der Fußpflege endest, hätte ich nicht gedacht. Du hattest doch so gute Zensuren."

Doro heißt eigentlich Dorothea. Der Name bedeutet: Gottesgeschenk. Und als Kind hat sich Doro immer vorgestellt, wie ihre Eltern eines Tags ins Wohnzimmer gegangen sind und dort im Stubenwagen ihr Gottesgeschenk fanden -- ein kleines Mädchen in einem weißen Kleid mit einem himbeerroten Band über dem Bauch. Das Kleid kennt Doro von ihren Taufbildern.

Der Name Thies ist eine Kurzform von Matthias. Und Matthias heißt übersetzt auch, na klar: Gottesgeschenk. Allerdings: Als Thies heute von seinem Papa aus dem Hort abgeholt wird, sieht er gar nicht nach Geschenk aus. Er ist verrotzt, dreckig und stinkesauer. Es gab eine Rauferei. Und angeblich war Thies schuld, dabei hat doch Luca angefangen, aber das hat ihm die Hortnerin nicht geglaubt. Auf dem Beifahrersitz in Papas Auto schimpft Thies und weint.

Noch nie hat Thies jemand gesagt, dass sein Name Gottesgeschenk bedeutet, aber gespürt hat er es schon oft. Auch heute. Sein Papa schaltet den Motor noch mal aus und lässt sich alles genau erzählen. Er hört zu, fragt nach. Nach einer Weile wird Thies ruhiger. Er klettert noch mal kurz zu seinem Papa rüber. Sie drücken sich. Dann fahren sie nach Hause.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Fabian Brüder im Porträt
Bildrechte: Fabian Brüder

Kurzvita Fabian Brüder

Fabian Brüder

Geboren am 02.07.1989 in Hannover | 2008 Abitur | 2008-2009 Diakonisches Jahr im Ausland im Rahmen eines Europäischen Freiwilligendienstes in Estland | 2009-2016 Studium der Evangelischen Theologie in Leipzig, Tartu und Berlin | 2016-2019 Vikariat in München | 2019-2020 Probedienst in Lübeck | seit 2020 Pfarrer in der Evangelisch-reformierten Gemeinde zu Dresden

Eine Frau in blauer Jacke lehnt an einem Baum
Bildrechte: Dr. Kathrin Mette

Kurzbiografie Dr. Kathrin Mette

Dr. Kathrin Mette

Geboren 1977 in Schlema | 1996 - 2003 Studium der Ev. Theologie in Leipzig, Berlin und Halle |
2012 Promotion zum Dr. theol | 2010 - 2017 Pfarrerin in der Kirchgemeinde Schmannewitz-Bucha |
Seit 2018 Pfarrerin für Ehrenamtsqualifikation an der Ehrenamtsakademie der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens | Lebt in Meißen, ist verheiratet, hat drei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.