Klimakrise Drastischer Meeresspiegel-Anstieg aktuell unausweichlich

05. November 2019, 12:19 Uhr

Wissenschaftler haben berechnet, wie stark der Meeresspiegel ansteigt, wenn alle Staaten ihre Klimagase so reduzieren, wie sie es im Paris-Abkommen zugesagt haben. Ergebnis: 20 Zentimeter bis zum Jahr 2300.

Rettungsring auf einer Landkarte mit den Malediven 3 min
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Was würde allein mit dem Anstieg des Meeresspiegels passieren, wenn wir wie Musterschüler die Vorgaben des Weltklimarates einhalten würden? Könnten wir zumindest den Teil des menschgemachten Klimawandels stoppen, der die Meere steigen lässt?

Aktuelle Klimaziele verursachen 20 Zentimeter Anstieg der Meeresspiegel

Wissenschaftler vom Forschungsinstitut Climate Analytics in Berlin und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sagen: Nein! Dazu sind diese Ziele nicht geeignet. Sie haben sich den Zeitraum ab 2016 genauer angesehen. "Wir haben den aktuellen Meeresanstieg und Versprechen zur Minderung der Emissionen betrachtet", erklärt Co-Autor Alexander Nauels vom Analyseinstitut Climate Analytics.

Die Berechnungen der Forscher zeigten: Emittieren wir 15 Jahre lang so, wie es im Pariser Abkommen festgelegt ist, verursachen wir ungefähr 20 Zentimeter Meeresspiegelanstieg im Jahr 2300. "Das ist eine sehr besorgniserregende Zahl, denn wir wissen, dass sehr viele Millionen Menschen Überflutungsrisiken ausgesetzt sind", so Nauels. Das heißt: Das Pariser Klimaabkommen geht den Forschern schlicht nicht weit genug.

Stärkere und schnellere Minderungen der Klimagase notwendig

Wie dramatisch 20 Zentimeter Anstieg wären, wird anhand von Berechnungen klar, die zeigen: Bereits 10 Zentimeter Anstieg würden den Lebensraum von 10 Millionen Menschen zerstören, Küsten vernichten und ganze Inselgruppen versinken lassen.

Aktuell gehen wir davon aus, dass wir bis Ende des Jahrhunderts eine Drei-Grad-Erwärmung bekommen, wenn die zugesagten Anstrengungen zur Minderungen der Emissionen berücksichtigt werden. Das ist doppelt so viel wie das, was unter dem Pariser Abkommen festgesetzt ist, nämlich 1,5 Grad. Es gibt also großen Nachbesserungsbedarf. Die Emissionsminderungen müssen stärker und schneller von statten gehen.

Alexander Nauels, Climate Analytics

Menschheit hat auf die Höhe des Anstiegs der Meeresspiegel noch Einfluss

Eine Glaskugel wollen die Wissenschaftler nicht bemühen und das politische Handeln liegt auch nicht in ihrer Hand. Die Studie aber legt klar offen: Reduzierten die fünf größten Kohlendioxid-Emittenten der Welt - China, die USA, die EU, Indien und Russland – ihren Ausstoß dramatisch und am besten schnell, der Anstieg der Weltmeere könnte sich verringern. Dass er passiert, lässt sich jedoch nicht mehr ändern, denn er gehört jetzt schon zum Vermächtnis der Menschheit.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 05. November 2019 | 09:17 Uhr