Es kommt darauf an, wie man das Konzept "ewiges Leben" definiert: im wörtlichen Sinne, als ewig lebendiger Mensch, oder als jemand, der in der Erinnerung vieler fortlebt, oder als Bewohner eines wie auch immer gestalteten Jenseits'? "Erst wenn sich niemand mehr an einen erinnert, ist man wirklich tot", sagte Immanuel Kant. Genau das spiegelt sich in Mexiko wider, am "Dia de los muertos" einem mehrtägigen, farbenfrohen Fest, bei dem bei Straßenumzügen und daheim an sogenannten "ofrendas" mit Essen, Kerzen und Fotos erinnert wird und die Verstorbenen in den Schoß der Familie eingeladen werden. Diese Traditionen gehen auf prähispanische Kulturen zurück, in denen die Toten als Teil der Gesellschaft und der Tod nur als eine andere Form des Daseins galten.
Aber auch die Skepsis gegenüber einer möglichen Unsterblichkeit ist vermutlich so alt wie der Wunsch nach Unsterblichkeit selbst. Beispiele finden sich in Malerei, Literatur, Kino und im Science-Fiction-Bereich zu Hauf. Die bekanntesten sind wohl die Vampire, "Untote", die seit Bram Stokers "Dracula" durch die Literatur geistern, zuletzt in Stephanie Meyers "Biss..."-Reihe. Alle sagenhaften Vampirgestalten sind solange unsterblich wie sie frisches Blut bekommen, keine Kruzifixe berühren oder dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Sie leben als Untote, verhasst und gefürchtet, Wesen ohne Schatten und Spiegelbild, ein ewiges, aber kein schönes Leben. Abgesehen vom Gruseleffekt dieser Gestalten lebt in den Vampirgeschichten eines tatsächlich ewig - die Skepsis vor einem ewigen Leben.