Auf dem Tisch liegen negative SARS-CoV-2 Rapid Antigen Tests mit Beschriftungen.
Ist das Virus einmal in der Familie, drohen schnell viele weitere Ansteckungen - nicht nur an Weihnachten (Archivbild). Bildrechte: IMAGO / Fotostand

Covid-19 Corona-Ansteckungen zuhause: Wie sich die sekundäre Attackrate entwickelt hat

28. April 2022, 18:16 Uhr

Bringt ein Infizierter das Virus nach Hause, stecken sich meist nicht alle Haushaltsmitglieder an. Eine Studie wertet aus, wie Virusvarianten und Impfungen die sogenannte sekundäre Attackrate beeinflusst haben.

Wie viel ansteckender Corona über die Zeit geworden ist, illustriert die Entwicklung der "Sekundären Attackrate" (SAR). Diese Kennziffer gibt an, wie viele Personen sich in einem Haushalt anstecken, wenn ein Mitglied dieses Haushalts Corona nach Hause bringt. Einer neuen Metastudie in JAMA Network Open zufolge lag sie zu Beginn der Pandemie bei 18,9 Prozent. Bei Omikron erreiche sie mit 42,7 Prozent einen mehr als doppelt so hohen Wert. Während sich zu Beginn also nur ein Fünftel der unter einem Dach lebenden Haushaltsmitglieder bei einem Infizierten ansteckten, ist es mittlerweile fast die Hälfte.

Bei Alphavariante waren Geimpfte weniger ansteckend

Interessanterweise lag die sekundäre Attackrate bei der Deltavariante mit 29,7 Prozent zwar höher als beim Wildtyp. Jedoch war sie niedriger im Vergleich mit Alpha, wo sie bei 36,4 Prozent lag. Dieser Rückgang könnte im Zusammenhang mit der Impfung stehen, denn die sekundären Attackraten waren beeinflusst vom Impfstatus der Überträger und Empfänger sowie von anderen Maßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung des Virus.

Die Wirkung der Impfung konnten die Forscher anhand der Daten noch näher bestimmen. So steckte ein vollständig Geimpfter bei einem Durchbruch mit der Alphavariante nur 10,7 Prozent der in seinem Haushalt lebenden Menschen an. Ungeimpfte hingegen steckten 36,3 Prozent der Menschen unter ihrem Dach an. Beiden anderen Varianten war dieser Unterschied nicht signifikant.

9,5 Prozent: Haushaltsansteckungen bei Moderna-Geimpften am niedrigsten

Der Impfstatus der Haushaltsmitglieder spielte dagegen eine noch größere Rolle. Gemittelt über alle Varianten hinweg steckten sich ungeimpfte Haushaltsmitglieder in 36,5 Prozent der Fälle an, geimpfte dagegen nur in 18,8 Prozent. Bei der Alpha-Variante steckten sich 38,4 Prozent der ungeimpften Haushaltsmitglieder an, aber nur 10,5 Prozent der Geimpften. Bei Delta fiel dieser Unterschied mit 30,1 Prozent der Ungeimpften und 17,1 Prozent bei den Geimpften etwas geringer aus. Geboosterte dagegen steckten sich nur zu 11,3 Prozent an.

Bei Omikron war Schutz durch die Impfung vor der Weitergabe des Virus deutlich reduziert. Hier steckten sich 43,9 Prozent der Ungeimpften bei einem Indexfall an im Vergleich zu 32,7 Prozent derjenigen mit Booster. Eine Analyse unterschiedlicher Impfstoffe bestätigte, dass die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna den besten Schutz vor einer Weitergabe des Virus entfalteten. Im Durchschnitt über alle Virusvarianten zeigte Moderna mit einer SAR von 9,5 Prozent die insgesamt größte Wirkung.

Schutz vor Virusübertragung schwindet mit der Zeit

Insgesamt hatte das Forschungsteam für seine Auswertung 135 Studien aus 36 Ländern analysiert, die rund 1,4 Millionen potenzielle Ansteckungen ausgewertet hatten. Die Daten aller Arbeiten zusammengenommen bestätigten auch, dass der Impfschutz vor Ansteckung und Virusweitergabe über die Zeit hinweg abnahm, die Boosterimpfung die Wirkung aber für einige Zeit wiederherstellen konnte.

(ens)

Ein Porträt-Foto von Virologe Alexander Kekulé. 61 min
Bildrechte: MDR/dpa