Infektion Covid-19 "Corona ist ein Naturphänomen"

14. Februar 2020, 13:11 Uhr

Wie gefährlich wird das neue Coronavirus noch? Wo kommt es her? Wann gibt es einen Impfstoff? Jetzt hat sich die älteste naturwissenschaftliche Akademie der Welt des Themas angenommen, die Leopoldina in Halle. Auf Einladung des Science Media Centers trafen sich am Donnerstag (13.02.2020) führende Wissenschaftler aus Deutschland und machten eine Art Inventur.

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Es gibt wenig gute Nachrichten beim Coronoavirus. Aber hier ist eine. Über 6.000 Menschen haben Covid-19, wie die Krankheit jetzt offiziell heißt, bisher schon überstanden, einer auch in Deutschland. Sie sind zurück bei Familien, Freunden, der Arbeit. Und sie sind immun.

Wer Covid-19 überstanden hat, ist immun

Denn das wissen die Forscher nun: Corona kriegt man nur einmal, danach haben sich Antikörper gebildet. Prof. Dr. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin, an der Münchnetr Klinik Schwabing, bestätigte (zugeschaltet) in der Runde, dass man auch im Körper es dort entlassenen Patienten neutralisierende Antikörper nachweisen konnte.

Wir können hier eine Immunität im Rahmen von Covid-19 belegen.

Prof. Clemens Wendtner, München Klinik Schwabing

Eine Pressekonferenz, vier Männer an einem Tisch mit Mikrofonen
Gaben Auskunft über Corona in Deutschland (v.l.n.r): Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité-Universitätsmedizin, Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité, Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, Volker Stollorz, Redaktionsleiter Science Media Center Germany Bildrechte: MDR/CMS

Doch wo kommt das Virus eigentlich her? Was gesichert ist, sagt Prof. Christian Drosten, Virologe an der Charité Berlin, ist, "dass das ökologische Reservoir all dieser Viren bestimmte Fledermausarten sind". Hufeisennasenfledermäuse etwa, so Drosten, das könne man genau sagen.

Da der Mensch aber wenig Kontakt mit solchen Wildtieren hat, wird es einen Zwischenwirt geben, vermutet der Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin. Er selbst entwickelte den ersten Test auf das neuartige Coronavirus. Welches Tier tatsächlich der Überträger ist, sei noch nicht bekannt. Aber es frisst vermutlich Fledermäuse.

Es geistert im Moment eine Meldung von Schuppentieren durch die Medien. Ich halte das biologisch nicht für sinnvoll. Schuppentiere fressen keine Fledermäuse.

Prof. Christian Drosten, Charité Berlin

Aber das muss in China vor Ort erforscht werden, sagt Drosten. Und das kann Monate dauern, vielleicht wird man es auch nie raus kriegen.

Das Virus ist schon länger da

Der Virologe geht davon aus, dass das Virus sich schon länger an den Menschen angepasst hat, sonst könnte es sich nicht so schnell verbreiten. Es hatte ein bisschen mehr Anlauf, als wir alle dachten, so Drosten.

Die hohe Zahl der chinesischen Infektionen erklären sich die Forscher mit dem Ursprung des Virus. Sie glauben aber auch, dass die Angaben nicht korrekt seien.

Man muss davon ausgehen, dass die Menschen in China völlig überlastet sind.

Prof. Christian Drosten

Die Frage, ob es eine Pandemie geben wird, also eine Länder- und Kontinentübergreifende Krankheitswelle, können die Forscher noch nicht beantworten. Aber sie hoffen, dass dann die Grippewelle in Deutschland schon durch ist. Beide Krankheitswellen entkoppeln nennt Prof. Lothar Wieler das, der Präsident des Robert Koch-Institutes (RKI).

Er verweist in dem Zusammenhang auf die letzte große Grippewelle 2017/2018. Damals hat das RKI 10 Millionen Arztbesuche gezählt.

Die Fähigkeit, solche Situationen zu managen und die Patienten zu versorgen, hat das System.

Prof. Lothar Wieler, RKI

Doch Covid-19 hat, wenn die Infektion voll ausbricht, das gleiche Potential wie eine schwere Grippewelle, sagt Christian Drosten. Wir wissen bereits viel über die Krankeit, so Drosten, wir können uns also vorbereiten: "Diese Erkrankung verläuft  für die meisten wie eine Erkältungskrankheit. Wir wissen: Kinder sind praktisch nicht betroffen. Wir wissen: Schwangere sind nicht wahrscheinlich speziell betroffen. Wir wissen auch, die besondere Risikogrupe sind ältere Menschen, es gibt eine Betonung auf das männliche Geschlecht und wir wissen deswegen schon, wie man Patienten schützen kann." Dazu gehört nach Drostens Meinung aber auch mehr Unterstützung für die Kliniken und vor allem die personell unterbesetzten Gesundheitsämter.

In Deutschland bisher leichte Verläufe

Bisher sind in Deutschland 16 Menschen infiziert. Neun von denen behandelt der Infektologe Prof. Clemens Wendtner an der München Klinik Schwabingen.

Zum klinischen Verlauf kann ich sagen, dass der Verlauf sehr mild ist, bis auf einen Fall. Acht Patienten hatten maximal grippeähnliche Symptome, leichtes Fieber, Husten und sonst keine Problematik.

Prof. Clemens Wendtner

Ein Patient hätte Lungenprobleme gehabt, aber auch das sei aus der Welt. Er wird wohl bald entlassen. Auf die Frage, ob es bald einen Impfstoff geben könnte, verneinen die Forscher. "Wir sind gerade dabei, dass wir einiges lernen," so Christian Drosten, "was wir vor zwei Wochen noch nicht gewusst haben."

Immer noch Null Risiko bei uns

Mindestens eineinhalb Jahre würde es dauern, bis ein Impfstoff da ist. Bis er dann produziert ist und auf den Markt kommt, noch etwas länger. Die Experten warnen vor Panikmache, sagen aber auch deutlich, dass es wichtig sei, sich mit Corona zu befassen und bei den Fakten zu bleiben.

Das erste was man machen kann, ist zu wissen: es gibt keine Schuldigen, es ist ein Naturphänomen.

Prof. Christian Drosten

Und nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten haben wir in Deutschland derzeit Null Prozent Risiko, erklärt der Charité-Virologe weiter. Denn erst, wenn es einen Krankheitsfall gibt, der nicht von Reisenden ausgeht, kann von einem Risiko im Land gesprochen werden.

af/gp

2 Kommentare

MDR-Team am 14.02.2020

Hallo "otto7", vielen Dank für den Hinweis. Da haben Sie natürlich recht und wir haben es auch umgehend geändert. Liebe Grüße aus Ihrer MDR-WISSEN-Redaktion

otto7 am 14.02.2020

Ich hoffe sehr, dass die ehrwürdige Leopoldina sich des Problems annimmt. Dativ ist schrecklich , Genitiv erforderlich, lieber MDR