Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Darmkrebsforschung: Was den Erfolg einer Chemotherapie verhindert

20. Juni 2023, 10:22 Uhr

Ein Forschungsteam der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat ein Protein gefunden, das verhindert, dass Tumore auf Chemotherapien anschlagen.

Das Protein IGF2BP2 ist eigentlich ein Wachstumsprotein, das vor allem in der Embryonalentwicklung aktiv ist; es kommt aber auch bei erwachsenen Menschen im Darmgewebe vor. Und es beeinflusst Wachstum und Stoffwechsel von Zellen. Die Forschungsgruppe um Erstautorin Sandra Kendzia hat bei Versuchen in Zellkulturen und an Mäusen nun nachgewiesen, dass zwischen der Konzentration des Proteins und den Eigenschaften des Tumors ein Zusammenhang besteht. Ein hoher IGF2BP2-Spiegel lässt das Krebsgewebe schneller wachsen und verhindert, dass Chemotherapeutika wirken.

Was bedeutet dieser Studienfund nun für die Darmkrebs-Bekämpfung? Denkbar ist Kendzia zufolge, dass man das Protein als Biomarker einsetzt, also als Test, um die Eigenschaften des Tumors frühzeitig zu bestimmen und die Therapie daran auszurichten. Oder man könne Wirkstoffe entwickeln, die im Tumor gezielt die Aktivität von IGF2BP2 blockieren und so die Resistenz gegenüber Chemotherapeutika aufheben, hofft die Forscherin. Darmkrebs gilt laut Robert Koch-Institut als eine der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland, allein 2019 erkrankten 58.967 Männer und Frauen daran. Wird Darmkrebs früh genug erkannt und entfernt, ist die Erkrankung heilbar.