Modell eines Tyrannosaurus rex mit Federkleid
Lebensgroßes Modell eines Tyrannosaurus rex mit Federkleid im American Museum of Natural History. Bildrechte: D. Finnin/ ©AMNH

Behauptung widerlegt Es gab keine drei Arten von Tyrannosaurus rex

26. Juli 2022, 05:00 Uhr

Handelt es sich beim Tyrannosaurus rex in Wahrheit nicht um eine, sondern um drei Arten? Diese provokante Behauptung sorgte unter Dino-Fans für helle Aufregung. Doch eine neue Studie stellt unmissverständlich fest: Es gibt nur einen König der Dinosaurier und der heißt T. rex.

Für Dino-Fans in aller Welt dürfte es eine besonders schwere Form von "Majestätsbeleidigung" gewesen sein, der sich im März 2022 die Autoren einer Studie in der Fachzeitschrift Evolutionary Biology "schuldig" machten. Sie hatten darin behauptet, dass Fossilien, die in der Vergangenheit als Dinosaurier Tyrannosaurus rex klassifiziert wurden, in Wahrheit drei verschiedene Arten des räuberischen Theropoden (zweibeinige Saurier) darstellten. Auf der Grundlage einer Analyse von unterschiedlich großen und unterschiedlich geformten Beinknochen und Zähnen hatten die Autoren der umstrittenen Studie T. rex in drei Arten unterteilt: den Standard-T. rex, den massigeren "T. imperator" und den schlankeren "T. regina".

Dreimal Tyrannosaurus

Sollte die Ikone der Dinosaurierwelt also doch kein unumschränkter Alleinherrscher, sondern allenfalls ein konkurrierendes Dreigestirn gewesen sein? Für viele Dino-Fans nur schwer vorstellbar. Doch T. rex-Verehrer können wieder aufatmen. Denn eine neue, ebenfalls in Evolutionary Biology veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern aus den USA und aus Großbritannien hat die provokante Behauptung von den drei T. rex-Arten vorerst widerlegt. Die unter Leitung von Paläontologen des American Museum of Natural History in New York und des Carthage College in Kenosha/Wisconsin entstandene Forschungsarbeit kommt zu dem Schluss, dass die kühne Theorie nicht durch ausreichende Beweise unterfüttert ist.

Variationen reichen nicht aus

Illustration eines fressenden Tyrannosaurus rex
Umumschränkter Herrscher der Dinosaurier-Welt: Illustration eines fressenden T. rex Bildrechte: Mark Witton 2022

"Tyrannosaurus rex ist nach wie vor der einzig wahre König der Dinosaurier", fasst der Mitautor der neuen Studie, Steve Brusatte, die Quintessenz der Arbeit zusammen. Der Paläontologe an der Universität von Edinburgh, der für seine Doktorarbeit am American Museum of Natural History forschte, räumte zwar ein, dass die vorliegenden Fossilien in Größe und Form geringfügig variieren. Doch diese Variation könne nicht dazu verwendet werden, die Fossilien in einfach zu definierende Gruppen einzuteilen. Brusatte unterstreicht: "Auf der Grundlage aller fossilen Beweise, die wir derzeit haben, steht T. rex als einziges riesiges Apex-Raubtier aus dem Ende des Zeitalters der Dinosaurier in Nordamerika allein da."

Kritik an dünner Datenbasis

Der Studien-Mitautor und Doktorand James Napoli kritisierte in dem Zusammenhang die sehr kleine Vergleichsstichprobe der umstrittenen März-Studie. Thomas Carr vom Carthage College, ein weiterer Co-Autor der neuen Studie, machte zudem auf die allgemeine Schwierigkeit der Bestimmung ausgestorbener Tiere aufmerksam. Der beste Weg, um deren Abgrenzungen untereinander zu klären, seien strenge statistische Analysen, die sich auf das Wissen über lebende Tiere stützten, forderte er.

Tatsächlich überprüften Carr, Brusatte, Napoli und Kollegen die in der früheren Studie präsentierten Daten und fügten zusätzlich Daten von 112 Arten noch lebender "Dinosaurierr" – also von Vögeln – und von vier Nicht-Vogel-Theropoden hinzu. Sie stellten dabei fest, dass die umstrittene Theorie von den drei T. rex-Arten auf einer begrenzten Vergleichsstichprobe, nicht vergleichbaren Messungen und ungeeigneten statistischen Verfahren beruhte.

Ein Zahn im Unterkiefer entscheidet

Tyrannosaurus Rex 3 min
Bildrechte: imago images/StockTrek Images

Tatsächlich hatten die Autoren der ursprünglichen Drei-Arten-Studie ihre Behauptung vor allem auf Variationen in der Größe des zweiten Zahns im Unterkiefer und auf die Robustheit des Oberschenkelknochens begründet. Die Autoren der neuen Studie kamen jedoch bei ihren Messungen an denselben Zähnen zu ganz anderen Ergebnissen. Zudem kritisierten sie, dass in der früheren Studie die Abgrenzungswerte und Gruppen bereits festgelegt worden seien, bevor die entsprechenden Tests überhaupt durchgeführt wurden.

Doch, so Thomas Holtz von der University of Maryland, ein weiterer Mitautor der neuen Studie: "Die Grenzen selbst lebender Arten sind sehr schwer zu definieren. […] Viel schwieriger wird es, wenn es sich um uralte Arten handelt, von denen nur eine relativ kleine Anzahl von Exemplaren bekannt ist."

Mehrere T. rex-Arten trotzdem möglich

Die Autoren der neuen Studie bestreiten nicht, dass es mehrere T. rex-Arten gegeben haben könnte. Es bestünden sogar gute Chancen, dass dem so gewesen sei. Es brauche jedoch "stichhaltige Beweise" dafür, so Mitautor David Hone von der Queen Mary University of London: "T. rex ist eine ikonische Spezies, die sowohl für die paläontologische Forschung als auch für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit über die Wissenschaft unglaublich wichtig ist, daher ist es wichtig, dass wir hier richtig liegen."

(dn)

1 Kommentar

MDR-Team am 26.07.2022

Danke für Ihre Kritik, wir tragen diese in die Redaktion.