Grüße ins Weltall Seit September '77 im All: Die goldene Schallplatte der Nasa

21. August 2019, 21:11 Uhr

Schon mal beobachtet, wie Kinder Langspielplatten angucken? Genauso könnte es Außerirdischen gehen, wenn sie auf der Voyager-Sonde die goldene Schallplatte der Nasa mit den irdischen Grüßen von 1977 finden. Wir werden das vermutlich nicht erfahren, denn die Signale der Sonde werden schwächer, und in ein paar Jahren wird ihr die Energie zum Signale-Senden ausgehen.

Eine Raumsonde 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

42 Jahre im All fordern ihren Tribut. Denn genauso lange sind die Sonden Voyager 2 und 1 unterwegs. Am 20. August 1977 startete Voyager 1 als erste der beiden Zwillingssonden, 16 Tage später Voyager 2. Inzwischen hat Nummer 1 die 2 lange überholt und ist (Stand 20. August 2019) 21,92 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Um sich das konkret vorzustellen - das Licht oder Funksignale von dort draußen brauchen fast einen Tag, bis sie die Erde erreichen.

Produktionsmaschine
Schallplattenproduktion im Sommer 1977: Neben Maschinen... Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
Produktionsmaschine
Schallplattenproduktion im Sommer 1977: Neben Maschinen... Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
Goldene Schallplatte 28.07.1977
sind auch viele verschiedene Hände am Werk. Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
Goldene Schallplatte - Vergoldung
Die goldene Scheibe, die Raum und Zeit und extremsten Witterungen standhalten soll, ... Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
Mann arbeitet an Produktionsmaschine
... durchläuft viele Arbeitsschritte... Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
Goldene Schallplatte - Kontrolle
... viele Kontrollen, ... Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
Goldene Schallplatte - Laminierung
.. genaueste Prüfungen, ... Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
Fertig: Goldene Schallplatte und Hülle
... bis sie schließlich fertig ist. Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
Goldene Schallplatte Display
Und so sieht die irdische Klangscheibe aus, die (wem auch immer) ein Klangbild und eine Vorstellung vom Leben auf der Erde vermitteln soll. Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
Goldene Schallplatte / Gebrauchsanweisung
Was man tun muss, um der Platte ihren Klang-Schatz zu entreißen, beschreiben die Zeichnungen auf der Hülle. Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
Goldene Schallplatte - Studio
Die irdischen Zeiten für die Goldene NASA-Schallplatte sind somit vorbei, jetzt kommt der letzte Schritt: Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
John Casani, 1977 Projektmanager Voyager
John Casani, der 1977 Projektmanager der Voyager war, präsentiert Schallplatte, Hülle und Flagge am 4. August 1977. Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
Montage  Goldene Schallplatte
... bevor sie schließlich außen an der Voyager-Sonde befestigt wird. Bildrechte: NASA/ JPL-Caltech
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Ein Bild der goldenen Schallplatte, die in den Weltraum geschickt wurde.
Bildrechte: imago images/ZUMA Press

Ob wir je erfahren, ob die Sonden noch funken oder ob sich jemand die Schallplatten abgepflückt hat, steht nicht in den Sternen - ihnen geht nämlich allmählich der Strom aus. Projektmanagerin des Unternehmens Suzanne Dodd sagt:

Ab 2025 wird die bordeigene Energiequelle zu schwach sein, um überhaupt noch ein einziges wissenschaftliches Instrument mit Strom zu versorgen. Wir werden dann nur noch flugtechnische Daten empfangen können, bis etwa 2030.

Suzanne Dodd, Voyager Managerin
Suzanne Dodd, aktuelle Voyager-Projektmanagerin der NASA Bildrechte: imago/ZUMA Press

Der Grund dafür: Der Nukleargenerator wird jedes Jahr vier Watt schwächer. Je länger die Sonden unterwegs sind, desto weniger Strom wird erzeugt. Bilder von unterwegs schickten die Sonden ohnehin nur bis 1989. Damals flog Voyager 2 an Neptun vorbei, dem äußersten Planeten des Sonnensystems. Inzwischen sind die Kameras abgeschaltet, die Sonden fliegen "blind", ohne dass wir ihr Umfeld sehen können. Das sei nicht weiter schlimm, sagt Suzanne Dodd:

Es ist auch nichts mehr da, das sich zum Fotografieren eignen würde. Aber andere Instrumente sind nach wie vor aktiv. Sie fungieren als eine Art Wetterstation im Weltraum. Wenn wir diese Daten zusammensetzen, bekommen wir ein Gesamtbild der interstellaren Umgebung, die Voyager durchquert.

In etwa 300 Jahren werden die beiden Sonden den inneren Rand der Oortschen Wolke erreichen, einer Ansammlung aus Kometen, Gas, Eis- und Gesteinsbrocken, die das Sonnensystem kugelförmig umhüllt. In 30.000 Jahren werden die Sonden diese Wolke durchquert haben.

Und so wird es wohl weitergehen: In rund 40.000 Jahren wird Voyager 1 einen anderen Stern passieren, jedoch Lichtjahre von ihm entfernt. Jeden Tag legt die Sonde fast anderthalb Millionen Kilometer zurück. Das ist die vierfache Entfernung von der Erde zum Mond. Auch Voyager 2 verfolgt einen Kurs, der sie nicht in die unmittelbare Nachbarschaft eines anderen Sterns und damit zu möglicherweise bewohnten Planeten schießen wird. Die Nasa hofft, dass die Energie der Sonden bis September 2027 reicht, um Funksignale zur Erde zu schicken. Dann könnte man den 50. Jahrestag ihres Starts feiern.

Und was ist mit den goldigen Grüßen aus den 70er-Jahren?

Sollte tatsächlich irgendeine Form von Leben einmal auf die Schallplatte mit den gepressten akustischen Grüße von unserer Erde stoßen und verstehen, wie sie abzuspielen ist: Was würde sie eigentlich hören? Grüße in verschiedenen Sprachen, Klänge von der Erde wie ein Vulkanausbruch, ein Erdbeben, sowie technische Sounds wie Traktor- und Zug-Klänge, sowie tierische und menschliche Klänge, darunter Baby-Weinen und -Lachen, Fußschritte, Froschquaken, Hundegebell, Vogelzwitschern, Hyänenheulen, Schimpansen-Geschrei. Das kann man sich hier anhören.

Die Musikstücke dagegen stammen aus verschiedenen Epochen, angefangen bei Bach, Beethoven über Mozart, sowie Gesänge aus allen Winkeln der Welt, wie Guinea, Georgien, Peru, Nordamerika und China.

Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Radio | 25. August 2019 | 09:20 Uhr