Eine Spaziergängerin mit Hund passiert ein Warnschild, das Wanderer im Waldgebiet um den Kaiserstuhl auf Rügen auf Zecken-Gefahr aufmerksam macht
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Auwaldzecke Hundemalaria: In Mitteldeutschland immer weiter verbreitet

27. November 2023, 13:12 Uhr

Immer mehr Fälle von Babesiose, der sogenannten Hundemalaria werden registriert. Übertragen wird die Infektionskrankheit durch die Auwaldzecke, die auch im Winter aktiv auf Wirtssuche ist.

Die Tage werden kürzer und kälter. An Zecken zu denken, kommt dabei vermutlich den wenigsten in den Sinn, doch gerade Hundebesitzer sollten diesen Gedanken nicht wegschieben. Zecken sind auch im Winter aktiv und können ziemlichen Schaden anrichten. So zum Beispiel die Auwaldzecke, die Überträger des Erregers der Babesiose ist. Diese Infektionskrankheit ist auch als Hundemalaria bekannt.

Winter ok, Zecke adé – leider nicht

Detailaufnahme einer Zecke auf einer Hand
Bildrechte: IMAGO / Andreas Franke

Zecken sind keine Frostbeulen. Erst kürzlich hatte Forschende der Universität Hannover bestätigt, dass sie mittlerweile ganzjährig auf Wirtssuche gehen. So auch die Auwaldzecke oder Wiesenzecke, die in Wäldern in der Nähe von Flüssen und Bächen, aber auch auf Wiesen und im hohen Gras anzutreffen ist. Dermacentor reticulatus, die zu den Buntzecken gehört, kann Temperaturen bis zum Gefrierpunkt gut aushalten. Obwohl ihre Hauptaktivitätszeit im März und April sowie im September und Oktober ist, ist sie mittlerweile auch im Januar und Februar regelmäßig aktiv.

"Viele Besitzer glauben, dass man im Winter keinen Zeckenschutz für die Tiere braucht. Natürlich gibt es deutlich weniger Zeckenbefälle als im Sommer. Aber gerade hier in Leipzig ist die Auwaldzecke auch im Winter super aktiv", erklärt Charlotte Hiller, Tierärztin aus dem Leipziger Kolonnadenviertel.

Laut ZEPAK, dem Zeckenatlas des Robert Koch-Instituts haben sich die Auwaldzecken in den letzten Jahren in Deutschland stark ausgebreitet, Verbreitungsschwerpunkte sind dabei der Osten und Südwesten der Republik. Anzutreffen ist diese Zeckenart aber in allen Bundesländern.

Gefahr für den besten Freund des Menschen

Hunde zählen neben Wildtieren wie Reh und Fuchs zu den häufigen Endwirten der Auwaldzecke. Während ihrer Blutmahlzeit können die Zecken sogenannte Babesien übertragen. Diese Einzeller befallen als Parasiten die roten Blutkörperchen und schädigen diese. Dadurch kommt es zu einem mangelhaften Sauerstofftransport im Körper, was auf Dauer eine schädigende Wirkung für die Organe haben kann. Vor allem die Nieren werden oft in Mitleidenschaft gezogen. Laut Charlotte Hiller sind die Babesiosefälle in den letzten Jahren deutlich häufiger geworden.

Wie erkenne ich, ob mein Hund Babesiose hat?

Hat ein Hund eine akute Infektion, treten innerhalb weniger Tage deutliche Symptome auf. Dazu gehören Abgeschlagenheit und Müdigkeit, hohes Fieber, Fressunlust und Antriebslosigkeit. Behandelt werden die Tiere dann zum einen mit Medikamenten, die zweimal im Abstand von 14 Tagen injiziert werden und die Babesien abtöten sollen. Zum anderen werden die Folgeerscheinungen, die durch die Blutarmut verursacht wurden, behandelt. Je nach Schweregrad der Erkrankung kann ein mehrtägiger intensivmedizinischer Aufenthalt des Tieres oder eine Bluttransfusion nötig sein. Und auch der Tod kann die Konsequenz einer Babesieninfektion sein.

Hunde aus dem Ausland reagieren oft weniger stark

In Gebieten außerhalb Deutschlands, in denen die Babesiose ursprünglich heimisch ist, verläuft die Krankheit oft deutlich milder. Das ist für Menschen interessant, die einen Hund aus dem Ausland adoptieren wollen.

"Bei Tieren, die aus dem Ausland zu uns kommen, testen wir mitunter auf bestimmte Reisekrankheiten. Oft kommt es vor, dass die Tiere einen hohen Antikörpertiter auf Babesien, aber keine Symptome haben“, erklärt Hiller.

Ohne Symptome würden die Tiere nicht behandelt, doch Besitzer sollten immer im Hinterkopf haben, dass der Hund den Erreger in sich tragen könnte. Es wäre also möglich, dass die Krankheit auch noch nach langer Zeit ausbricht, etwa wenn das Immunsystem durch eine andere Erkrankung geschwächt ist.

Wirksamer Schutz nötig

Um die Vierbeiner zu schützen, ist ein wirksamer Zeckenschutz dringend empfohlen. Hiller sagt, dass die Tiere, die bei ihnen in Behandlung waren, jetzt sogar mit doppeltem Zeckenschutz ausgestattet sind, also mit Tablette und Zeckenhalsband. "Es ist so, dass viele Zecken mittlerweile gegen viele Wirkstoffe der Zeckenmittel resistent zu sein scheinen." Auch interessant sei, dass zwei der behandelten Hunde bereits vor zwei Jahren an Babesiose erkrankt waren. "Normalerweise besitzen die Tiere nach einer Infektion einen hohen Antikörpertiter, der vor einer erneuten Infektion schützen sollte", so die Tierärztin. Mehrfache Infektionen sind also nicht ausgeschlossen.

Jennifer Schollbach

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