Geburt Weder harmlos noch immer notwendig – der Kaiserschnitt
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16. März 2021, 16:41 Uhr
Fast 750.000 Frauen haben im vergangenen Jahr Babys im Krankenhaus zur Welt gebracht. Beinahe jedes dritte Kind wurde dabei per Kaiserschnitt geholt. Und das, obwohl Mediziner und Geburtshelfer mehr und mehr dafür werben, die Zahl der Kaiserschnitte zu senken. Was spricht für einen Kaiserschnitt und was dagegen? MDR WISSEN hat nachgefragt.
In der Geburtshilfe des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara in Halle (Saale) werden Frauen mit schwierigen Schwangerschaften betreut. In solchen Perinatalzentren liegt die Kaiserschnittrate normalerweise bei über 35 Prozent. In dem Hallenser Krankenhaus kommt es aber nur in 26 Prozent aller Fälle zu solchen Eingriffen. Die Mediziner dort sind sich der großen Bedeutung des Kaiserschnitts bewusst. "Auf dem Weg zu einer sicheren Geburtshilfe und einer geringeren Rate an mütterlichen und kindlichen Komplikationen sowie einem gutem kindlichen Outcome, ist ein Kaiserschnitt ein wichtiges Tool", erklärte Dr. Sven Seeger, Chefarzt der Geburtshilfe.
Viele Risiken von Infektionen bis Vernarbungen im Bauchraum
Mehr und mehr Medizinverbände haben in den vergangenen Jahren bemerkt, dass Kaiserschnitte häufiger als unbedingt nötig vorgenommen werden. Dabei sind Kaiserschnitte kein harmloser Eingriff. "Kaiserschnitte bergen Akut-Risiken wie Infektionen, Wundheilungsstörungen, Narbenbildung und Verwachsungen im Bauchraum", erklärt Chefarzt Seeger. Auch die Gefahr von Thrombosen sei dreifach höher als nach normalen Geburten.
Verwachsungen können weitere Schwangerschaften beeinflussen
Die Narben und möglichen Verwachsungen an der Gebärmutter können laut Seeger folgende Schwangerschaften beeinflussen und zu weiteren Kaiserschnitten führen. Auch das treibe die Zahl der Kaiserschnitte hoch. Zudem würden die werdenden Mütter immer älter und hätten manchmal schon bestimmte Vorerkrankungen entwickelt.
Schützt der Kaiserschnitt vor Inkontinenz?
Oft wird aber beim Thema Kaiserschnitt auch von Vorteilen für die Frauen gesprochen. Die Geburt ist beispielsweise besser planbar. Auch der Beckenboden soll durch einen Kaiserschnitt weniger angegriffen werden. Fälle von Inkontinenz in späteren Lebensjahren sollten dadurch seltener sein als nach einer vaginalen Geburt. Doch das sei noch nicht ausreichend belegt, sagt Seeger. "Hier ist wissenschaftlich noch nicht das letzte Wort gesprochen." Nicht nur der Geburtsweg sondern auch die Schwangerschaft selbst, die Gewichtsbelastung und die Druckverhältnisse wirkten sich auf den Beckenboden aus.
Kaiserschnitt kann sich negativ auf Immunsystem der Kinder auswirken
Negativ kann sich ein Kaiserschnitt auch auf das Immunsystem der Kinder auswirken. Zudem gibt es Seeger zufolge einen Zusammenhang zwischen einer Kaiserschnitt-Geburt und späterem Übergewicht und Diabetes beim Kind. Anders fällt naturgemäß bei einem Kaiserschnitt auch der erste Bindungsmoment zwischen Mutter und Kind aus – es dauert ja viel länger, ehe die Mutter nach einer Kaiserschnitt-Narkose ihr Kind auf Brust und Bauch spüren und riechen kann.
Kaiserschnitt empfohlen bei akuter Gefahr für Mutter und Kind
Ein Kaiserschnitt sollte also gut überlegt sein und vor allem dann durchgeführt werden, wenn es ernstzunehmende Gründe dafür gibt. "Absolute Gründe meint – es geht nicht anders", sagt Seeger. Das sei der Fall, wenn das Kind quer im Bauch liegt und nicht in den Geburtskanal findet. Wenn das Kind zu groß ist für das mütterliche Becken, oder auch das Becken so klein ist. Oder wenn die Mutter an Erkrankungen leidet. In Fällen, in denen die Gesundheit und das Überleben von Mutter und Kind in ernsthafter Gefahr sind, kann der Kaiserschnitt also ein Segen sein.
Quelle: jb/kt
MissSunshine am 19.07.2022
Ich finde solche Artikel sehr fragwürdig. Kaiserschnittmüttern wurd damit suggeriert, dass sie schon bei der Geburt die Gesundheit des Kindes versauen. Stellt sich eigentlich mal irgendwer die Frage, wie sich das auf Mütter auswirkt, die einen Kaiserschnitt haben machen lassen (müssen)?
Ich wäre heute ohne einen Notkaiserschnitt nicht mehr am Leben, nachdem es unter der Geburt zu einer schweren Komplikation gekommen ist. Mein Baby hätte es wohl damals mit Sicherheit auch nicht geschafft. Die Kleine wäre in meinem Bauch erstickt.
Was die gesundheitlichen Folgen angeht: nunja, meine kleine ist topfit. Krankheiten kennt sie kaum, der Kinderarzt sieht uns nur zu den U-Untersuchungen. Für das Immunsystem des Kindes kann man sehr viel tun.
Ich habe keine Erinnerung an den ersten Lebenstag meiner Tochter, da ich schlichtweg zu krank war, um überhaupt bei Bewusstsein zu sein. Trotzdem haben wir ein inniges Verhältnis - Bonding ist nämlich mehr als nur die erste Berührung nach der Geburt.
Der Pegauer am 16.07.2022
Hinzu kommt, dass Erstgebärende immer älter werden und das erfahrungsgemäß dann Risikogeburten werden. Und als Arzt würde ich dann auch kein Risiko eingehen.
Nur mal so als Anmerkung: Meine Frau wurde nach der Geburt unseres zweiten Kindes - da war sie knapp 27 - auf die Altgebärendenstation (so hieß das wirklich) - verlegt. Aber das ist sehr lange her, und ich muss ElBuffo Recht geben, dass viele der heutigen Frauen eben den Geburtstermin in ihren Terminkalender „reinquetschen“ wie einen Friseurtermin.
ElBuffo am 16.03.2021
Andersrum wird ein Schuh draus. Es wird immer häufiger nachgefragt, und sei es nur, weil frau unbedingt dieses eine Datum will. Da wird dann möglicherweise der eine oder andere Arzt nicht dreimal davon abraten, sondern sich nach dem zweiten Mal geschlagen geben.
Wenn man aber korrekt bis zu Ende denkt, bekommen die Ärzte sicher noch Prämien, weil sich ja mit den Behandlungen der langfristigen Folgen ein Vielfaches verdienen lässt. Ein schlechteres Immunsystem beim Kind schreit ja direkt nach häufigen Arztbesuchen und vielen Medikamenten. Würde mich gar nicht wundern, wenn das dann auch die Mamis sibd, die ab 37,5 massiv auf Fuebersenker setzen.