Schmerzmittel Ketamin als Nasenspray gegen chronische Migräne - Patienten berichten Linderung
Hauptinhalt
02. Juni 2023, 12:35 Uhr
Das als Nasenspray verabreichte starke Schmerzmittel Ketamin könnte Migräne-Patienten helfen, die auf keine anderen Therapien mehr reagieren. Das berichten Neurologen von der Thomas Jefferson University in Philadelphia, USA im Magazin Regional Anasthasia & Pain Medicine.
Das Team um Michael Marmura beobachtete insgesamt 242 Patientinnen in den Monaten Januar und Februar 2020. 79,9 Prozent der Teilnehmerinnen waren Frauen, das Durchschnittsalter betrug 44 Jahre. Die Patientinnen litten alle an einer sogenannten refraktorischen, chronischen Migräne, also starken Schmerzen, die durch andere Therapien nicht gelindert werden konnten. 67,5 Prozent litten täglich an Kopfschmerzen, 85 Prozent hatten bereits mehr als drei verschiedene Typen von Medikamenten probiert und nahmen aktuell im Durchschnitt zwei davon ein.
Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten das Spray insgesamt sechs Mal, im Schnitt etwa zehn Tage pro Monat. Rund die Hälfte (49 Prozent) bezeichnete die Wirkung hinterher als sehr effektiv, während 39,5 Prozent eine etwas effektive Wirkung empfanden. 35,5 Prozent gaben an, die Behandlung habe ihre Lebensqualität stark verbessert. Zugleich berichteten rund 74 Prozent der Teilnehmenden mindestens eine Nebenwirkung. Das Ketamin-Nasenspray führte demnach häufig zu Abgeschlagenheit, Doppelbildern oder einer benebelten Sicht, aber auch zu Verwirrung, starken Träumen und Halluzinationen. Diese Effekte seien allerdings oft schnell vorüber gegangen, schreiben die Autoren der Studie.
Ketamin ist ein starkes Schmerzmittel, das sowohl in der Tier-, als auch in der Humanmedizin eingesetzt wird und psychoaktive Wirkungen entfalten kann. Bei Migräne wird es bereits intravenös verabreicht, was aber voraussetzt, dass Patienten die Spritze von ihren behandelnden Medizinern erhalten. Ein Nasenspray hat den Vorteil, von den Patienten zu Hause einsetzbar zu sein, kann aber schnell zu hoch dosiert werden. Zudem können Patienten eine starke Abhängigkeit entwickeln, also süchtig nach Ketamin werden.
Die Ergebnisse der Studie sind zudem mit Vorsicht zu genießen. In diesem Test gab es keine Vergleichsgruppe. Die Teilnehmenden wussten, welchen Wirkstoff sie erhalten und hatten entsprechend Erwartungen, was die Wirkung beeinflussen kann. Und dadurch, dass sie oft mehrere Medikamente parallel nahmen, lassen sich die Effekte nur schwer jeweils einem Wirkstoff zuordnen. Trotzdem gibt die Studie einen Hinweis, dass es sich lohnen könnte, Ketamin-Nasensprays in verblindeten klinischen Studien gründlich zu testen.
Weitere Informationen zum Thema