Weltkrebstag Low Carb, Keto Diät und Tabletten: Bei Krebs potenziell schädlich
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13. Februar 2023, 12:25 Uhr
Können Diäten im Kampf gegen eine Krebserkrankung helfen? Im Gegenteil: Mediziner warnen vor Low Carb-, Keto Diät und Co. Eine Ernährungsumstellung kann Heilungschancen sogar senken. Es gibt nur wenige Ausnahmen.
Eine Krebserkrankung ist oft lebensbedrohlich, betroffene Patienten sind entsprechend verzweifelt. Da liegt der Gedanke nahe, dass eine gesündere Ernährung dabei hilft, die Krankheit zu besiegen. Und das ist auch nicht falsch, sagen Mediziner wie Professor Jutta Hübner von der Universität Jena. Wer sich ausgewogen ernährt, auf eine frische und abwechslungsreiche Kost achtet, macht im Grunde alles richtig.
Doch vielen reicht das nicht. "Gerade Patienten, die sich schon vor ihrer Erkrankung gesund ernährt haben, denken sich: Das hat offenbar nicht gereicht", sagt Hübner, die auch Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft "Prävention und integrative Medizin in der Onkologie" der Deutschen Krebsgesellschaft ist. "Viele werden dann extremer, werden von Vegetariern zum Veganern oder beginnen eine Ketogene Diät oder verzichten auf Kohlenhydrate." Und da wird es gefährlich.
Besonders Frauen neigen zu Diäten bei Krebs
Hübner schätzt, dass sich etwa drei Viertel ihrer Patienten mit der Frage beschäftigen, ob eine Diät nicht dabei helfen kann, die Krankheit zu besiegen. Besonders beliebt ist das bei Frauen, noch dazu, wenn sie Akademikerinnen sind. "Unter den Brustkrebspatientinnen liegt die Rate bei 90 Prozent und höher", schätzt sie. "Krebsdiäten" nennen Mediziner diesen Ansatz, vor dem viele Experten ausdrücklich warnen.
"Oft ergibt sich aus solch einer einseitigen Kost eher eine Mangelernährung, weil Betroffene auf viele wichtige Lebensmittel verzichten", sagt Janett Laue, die im Ernährungsteam der Klinik für Endokrinologie am Universitätsklinikum in Leipzig arbeitet. Ihr Kollege Lars Selig, Leiter des Teams, warnt vor Gewichtsverlust und Unterversorgung - Faktoren, die zu schlechteren Heilungschancen führen: "Auch Therapien wie eine Chemotherapie werden nicht selten schlechter toleriert oder müssen gar abgebrochen werden. Daher ist von solchen Ernährungsformen dringend abzuraten!"
Gewichtsverlust während Krebs immer Alarmsignal – auch bei Übergewicht
Die Ideen zu einer solchen Ernährungsumstellung werden nicht nur durch unseriöse, selbsternannte Heilerinnen und Heiler im Internet verbreitet. "Ich erschrecke mich teilweise darüber, wenn ansonsten Top-Wissenschaftler auf der Basis weniger Daten von Experimenten in Zellkulturen oder mit Tiermodellen sagen, eine solche Umstellung könnte erwägenswert sein", sagt Hübner.
Sie rät allen Patienten, die in Folge ihrer Erkrankung oder der Therapie Gewicht verlieren, dringend dazu, das medizinisch abzuklären und eine Ernährungsberatung aufzusuchen. "Auch bei übergewichtigen Menschen ist der Gewichtsverlust bei unseren Patienten ein Alarmsignal, dass eine Mangelernährung eintritt", sagt sie.
Zusätzliche Vitamine nur nach Labortest – zu viel sogar krebsfördernd
Auch was Nahrungsergänzungsmittel angeht, ist die Krebsmedizinerin vorsichtig und verweist auf die S-3 Leitlinie "Komplementärmedizin in der Behandlung onkologischer PatientInnen": "Bei Vitamin B-12 oder Vitamin D empfehlen wir, dass Patienten ihre Werte bestimmen lassen", sagt sie. "Sind die Werte zu niedrig, müssen wir gezielt substituieren." Alle anderen Patienten können sich weiterhin wie gewohnt ernähren.
Eine unkontrollierte Einnahme hingegen könne sogar schädlich sein. "Für viele Vitamine wurde schon gezeigt, dass eine zu hohe Menge sogar die Häufigkeit von Krebserkrankungen erhöhen kann."
Antioxidantien: Präparate können der Krebstherapie schaden
Ganz besonders warnt Hübner vor dem Zusatz von Antioxidantien. Sie können einer Krebstherapie direkt schaden. "Mit Chemo- oder Strahlentherapien wollen wir Krebszellen töten, indem wir ihren Stoffwechsel zu einer Oxidation zwingen", erklärt sie. Die Nahrungszusätze könnten diese Therapie stören. Das gilt allerdings nur für Tabletten und spezielle Präparate. "Wichtig ist aber, dass unsere Patienten wissen, dass sie die Antioxidantien in der normalen Ernährung, also Obst, Gemüsesalat ohne weiteres zu sich nehmen dürfen."
(ens)