Stapel von verschiedenfarbiger Oberbekleidung mit natürlich-braunem Label-Schild und grüner Aufschrift "Fair". Text "Das MDR Klima-Update"
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MDR KLIMA-UPDATE | 22. April 2022 Fair tragen zum Earth Day

Ausgabe #35 vom Freitag, 22. April 2022

22. April 2022, 11:00 Uhr

Am Freitag ist der internationale Earth Day. Motto in diesem Jahr ist "Deine Kleider machen Leute" und deshalb geht es auch im Klima-Update um nachhaltige und faire Mode.

Fabienne von der Eltz
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Liebe Lesende,

heute ist Earth Day! Der Aktionstag will die Wertschätzung für unsere Umwelt stärken und zu einem bewussten, nachhaltigen Lebensstil anregen. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto "Deine Kleider machen Leute" und setzt den Fokus auf faire Mode. 

Im Klima-Update erfahren Sie deshalb etwas über den Kreislauf unserer Kleider und über Alternativen zur sogenannten "Fast Fashion". Außerdem erhalten Sie Tipps, wie sie der Erde am heutigen Earth Day etwas Gutes tun können. 

Zahl der Woche:

1,3

... Millionen Tonnen Altkleider, Schuhe und andere Textilien werden jedes Jahr in Deutschland entsorgt. 2013 waren es noch eine Million Tonnen Alttextilien. Jeder und jede Deutsche sortiert jährlich 15,3 Kilogramm Textilien aus. Das geht aus der Textilstudie 2020 vom Bundesverband Sekundärstoffe und Entsorgung (bvse) hervor.

Gleichzeitig ist auch die Wiederverwendungsquote gestiegen. 62 Prozent der Altkleider landen in Second-Hand-Shops, 14 Prozent werden weiterverwendet, zum Beispiel als Putzlappen, bei zwölf Prozent werden die Fasern recycelt und weitere zwölf Prozent werden verbrannt oder beseitigt. 

Earth Day für nachhaltige und faire Kleidung

Der Earth Day entstand 1970 als spontane Bewegung von Studierenden in den USA. Seitdem wird am 22. April in mehr als 175 Ländern der Earth Day begangen. Der Aktionstag soll die Wertschätzung für die natürliche Umwelt stärken und will ein Bewusstsein für einen umweltbewussten und nachhaltigen Lebensstil schaffen.

Deine Kleider machen Leute

Motto des diesjährigen Earth Day in Deutschland ist "Deine Kleider machen Leute – nachhaltig, Bio & Fair steht Dir und der Erde besser". Damit will der Aktionstag zum einen die Menschen in den Vordergrund rücken, die unsere Kleidung herstellen und für die Auswirkungen der Produktion auf Flora und Fauna sensibilisieren. Zum anderen will der diesjährige Earth Day dazu anregen, Kleidung bewusster und nachhaltiger zu kaufen, sie länger zu tragen und umweltschonend zu entsorgen. 

Der Kreislauf unserer Kleidung

Grafik zum Kreilauf der Kleidung vom Einkauf, über den Altkleidercontainer, bis zum Recycling oder Müll
Bildrechte: Maik Schuntermann

Slow statt Fast Fashion

Dass so viel Kleidung im Müll oder in Altkleidercontainern landet, hängt mit unserem Kaufverhalten und mit minderwertiger Qualität der Ware zusammen: Was wenig kostet, wird auch schneller aussortiert. Minderwertige Kleidung verblasst oder fusselt schnell. "Fast Fashion" nennt sich dieser Trend zur Wegwerfware. 

Das Konzept "Slow Fashion" will sich dagegen stellen und steht buchstäblich für die Entschleunigung der Mode. Ziel ist es, weniger, dafür bewusster zu kaufen und Kleidung länger zu tragen. Damit sollen auch bessere Bedingungen für Mensch und Natur geschaffen werden. 

Fashion Revolution Week

Der Earth Day passt in diesem Jahr gut in die "Fashion Revolution Week", die vom 18. bis 24. April stattfindet. Sie wurde anlässlich des Einsturzes einer Textilfabrik in Bangladesch am 24. April 2013, bei dem 1.138 Menschen starben, ins Leben gerufen. Der Verein Fashion Revolution Germany möchte über Missstände in der Bekleidungsindustrie informieren und damit zu einem positiven Wandel in der Branche beitragen. Die Aktionswoche findet überall in der Welt statt - aber auch in Halle. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag von MDR SACHSEN-ANHALT. 

Was können Sie tun?

Oft haben solche Tage wie der Earth Day eher einen symbolischen Charakter und die Themen sind schnell wieder aus der Öffentlichkeit und dem Gedächtnis verschwunden. Denn der Klimawandel ist eine riesige Aufgabe, die sich nicht an einem Tag lösen lässt. Ich habe trotzdem ein paar Tipps für Sie, mit denen Sie der Erde ab heute etwas Gutes tun können:

  • Bewusster einkaufen: Schauen Sie beim nächsten Einkauf im Supermarkt oder Modegeschäft nicht nur auf die bunteste Werbung und die niedrigsten Preise, sondern auf die Herkunft der Produkte und Bio- oder Fairtrade-Siegel. Vieles wie zum Beispiel Kleidung können Sie gebraucht kaufen.
  • Plastik reduzieren: Komplett auf Kunststoffe zu verzichten, ist schwierig. Statt der Plastiktüte im Supermarkt tut es aber auch der Jute-Beutel. Oder sie kaufen mal in einem Unverpackt-Laden ein. 
  • Weniger Lebensmittel verschwenden: Viele Lebensmittel sind noch über ihr Haltbarkeitsdatum hinaus genießbar: einfach einen kurzen Geschmacks- oder Geruchstest machen. "Krummes" Obst und Gemüse schmecken genauso gut wie ihre makellosen Verwandten. Noch mehr Tipps haben die MDR Resteretter.

🗓 Klima-Termine

25. APRIL

"Wie tief stecken Mensch und Umwelt in der Beziehungskrise?" – Diskurs im Berliner Humboldtforum

28. UND 29. ARIL 

Dialog zum Thema "Das Klima & Ich", am 28. April in Zittau und am 29. April in Görlitz. Mehr Infos bei Storyfeld.

29. APRIL BIS 1. MAI

Multiplikatoren-Schulung in Leipzig für Menschen zwischen 18 und 27 Jahren, die Workshops zu den Themen Klimawandel, Klimaschutz oder Klimagerechtigkeit gestalten wollen. Mehr Infos beim BUND.

📰 Klimaforschung und Menschheit

HITZEBATTERIEN KÖNNTEN SPEICHERKOSTEN UM 90 PROZENT SENKEN

Die Energiewende hin zu Erneuerbaren benötigt leistungsstarke Stromspeicher. Forscher haben nun einen entscheidenden Fortschritt bei der Entwicklung einer Hitzebatterie gemacht, die Elektrizität als Wärme in einem auf bis zu 2.400 Grad Celsius erhitzten Medium speichert. Das Team vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) konnte die Leistung einer Thermophotovoltaik-Zelle deutlich steigern. Die Zelle wandelt die Wärme jetzt mit 41,1 Prozent Effizienz wieder in Strom um. Perspektivisch sollen auch 50 Prozent möglich sein. Das könnte die Speicherkosten um 90 Prozent im Vergleich zu Lithium-Ionen-Batterien senken Über die in "nature" veröffentlichte Studie berichtet Futurezone

REKORD-SOLARZELLE AUS DEUTSCHLAND ERREICHT 24 PROZENT WIRKUNGSGRAD

Ein Team von Forschern mehrerer deutscher Universitäten und außeruniversitärer Institute hat eine Solarzelle entwickelt, die einen Wirkungsgrad von 24 Prozent erreicht. Das bedeutet, dass ein Viertel der im Licht enthaltenen Energie direkt in Strom umgewandelt werden kann. Laut den Wissenschaftlern ist das ein Weltrekord für die sogenannte Tandemsolarzelle, die organische Stoffe und das Mineral Perowskit kombiniert. Perspektivisch seien sogar 30 Prozent Leistung möglich. Mehr über die in "nature" erschienene Studie beim PV-Magazin.

EINHALTUNG ALLER KLIMAZIELE WÜRDE ERWÄRMUNG UNTER 2 GRAD HALTEN

Eine ebenfalls in "nature" erschienene Studie hat durchgerechnet, wie stark sich das Klima aufheizt, wenn alle Regierungen ihre jüngsten Klimazusagen einhalten. Die gute Nachricht: In diesem Fall könnte die Erwärmung unter zwei Grad gehalten werden. Die schlechte: Forscher haben Zweifel daran, dass die Staaten der Welt bereits genug unternehmen, um die Ziele umzusetzen. Mehr Details bei Oekotest.de.

KOMBINATION AUS KLIMAWANDEL UND LANDWIRTSCHAFT BEDROHT INSEKTEN

Viele Insektenpopulationen werden massiv bedroht, weil sie in eine Zange geraten zwischen einer immer intensiver betriebenen Landwirtschaft und der Klimaerhitzung. Wie Wissenschaftler in "nature" berichten, habe diese Kombination in einigen Regionen für einen Rückgang der Insekten um fast 50 Prozent gesorgt. Die Artenvielfalt sei um 30 Prozent zurückgegangen, fasst unter anderem Web.de oder MDR WISSEN zusammen.

📻 Klima im MDR

👋 Zum Schluss ...

... habe ich noch eine Guck-Empfehlung für Sie: Arte hat zum Earth Day ein ganzes Paket aus Dokus, Filmen und Hintergründen geschnürt. Die Beiträge beschäftigen sich mit dem Klimawandel, dem Artensterben sowie der Bedrohung der Ökosysteme und zeigen Geschichten aus aller Welt, die Mut machen. Mehr dazu finden Sie in der Arte-Mediathek.

Bisher konnte ich mir den Wortwitz verkneifen, nun wünsche ich aber "Happy Earth Day!"
Fabienne von der Eltz

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Schreiben Sie uns an klima@mdr.de.

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